Besucht am 29.04.20231 Personen
Rechnungsbetrag: 3 EUR
Mitten in der Corona-Zeit ist mir zum ersten Mal das Café mit dem prägnanten Namen in der Nagolder Marktstrasse aufgefallen. Eines ist den Betreibern mit der Namensgebung auf jeden Fall gelungen: man bleibt stehen, gerät ins Rätseln und beschliesst, eines Tages dem Mysterium auf die Spur zu kommen. Und heute ist fast die letzte Gelegenheit für einen Aprilbesuch in diesem Jahr. Grund genug, nach einem nicht ganz glücklichen Mittagessen noch einen Verdauungskaffee einzunehmen. In Zeiten erweiterter Genderdebatten dürften wohl auch Gäste willkommen sein, die sich nicht als Mädchen identifizieren können, ja geradezu diametral weit davon entfernt sind.
Dem Vorteil des auffälligen Namens steht ein geographischer Nachteil gegenüber. Der Aussenbereich des Lokals ziegt nach Norden und sieht nur äusserst selten die Sonne. Auch sind die Spielregeln nicht ganz klar. Bereits im letzten Jahr sass ich einige Zeit vollkommen unbeachtet vor der Tür und habe so lange vergebens auf eine Bedienung gewartet, bis es mir zu fröstelig wurde und ich ein paar Häuser weiterzog, wo der Service bemühter und zugewandter war.
In diesem Jahr habe ich offenbar bessere Karten. Kaum nehme ich an einem der zierlichen Stühlchen vor der Türe Platz, erscheint auch schon ein Aprilmädchen – ob sie meiner ansichtig geworden oder nur durch das laute Kindergeplärre am Nebentisch aufgeschreckt worden war, weiss man nicht. Ich werde jedoch aufgeklärt, dass drinnen an der Theke bestellt werden soll. Eine Karte liegt nicht aus, meine Bestellung wird auch nicht gleich erhört, obwohl der Service mir doch schon gegenüber steht.
Der Innenbereich ist hübsch und hell möbliert, so wie man sich eine moderne Studenten-WG vorstellen würde, mit stylisher Kaffeemaschine und kleiner Kuchentheke und etlichen Grünpflanzen. Ein bisschen eng und gedrängt wird’s an der Theke – aber das Café ist auch gut bestuhlt und besucht. Ausserdem müssen sich alle Gäste, die zur Toilette wollen, hier vorbei bemühen. In Ermangelung einer Karte bestelle ich einen schlichten Kaffee (3,-- Euro) mit normaler Milch (letzteres betone ich laut und deutlich, da ich vermute, mich hier im Hafer- und Sojamilchkosmos zu befinden). Die Aprilmädchen im Service agieren zielgerichtet und tough und versprechen, meine Bestellung nach draussen zu bringen.
Das funktioniert auch prima. Ein Hingucker sind mintgrüne Tasse und rosafarbenes Milchkännchen im Töpferlook (ist jedoch englische Markenware, wie ich am Ende am Boden des Kännchens nachlese). Dazu tatsächlich ein gold(farben)ener Löffel. Ein Schelm, wem dabei Böses in den Sinn kommt… Der Kaffee schmeckt leider etwas schal und vollkommen unspektakulär, was sicherlich an der Normalmilch liegt. Naja, es hätte auch ChariTea Eistee und Viva con Aqua gegeben (was ich später der Homepage entnehme). Offenbar auch leckere Schnittchen mit Namen wie Hüttenheidi, Almöhi oder Clarabanana. Alles mit selbstgemachtem Sauerteigbrot und angesagten Zutaten wie Avocado, Hummus, Chiliflocken, Quittenmus, Erdnussbutter, Kichererbsen. Vielleicht sollte ich dem Lokal noch eine zweite Chance geben? Auch wenn mich Sätze wie dieser etwas verunsichern: „Aprilmädchen ist nicht der Platz an dem die schönsten Geschichten geschrieben werden, es ist der Platz, den du mit deiner besten Freundin besuchst und die schönsten & aufregendsten Geschichten deines Lebens teilst.“
Immerhin gelingt es mir noch, das Mysterium hinter dem Lokalnamen zu lüften. Die Chefin hat offenbar im April Geburtstag. So einfach! Nicht jedoch gelingt es mir, einen analogen Beleg zu erhalten. Man hätte keinen Drucker, erklärt man mir, ich könne den Beleg jedoch übers Handy oder per E-Mail erhalten. Huch, habe ich neue digitale Transformationen verschlafen? Etwas verstört schlage ich eine handschriftliche Variante vor, um den Stempel muss ich noch extra bitten. Derweil vergrössert sich die Schlange an der Theke. Auf einen Toilettengang verzichte ich letztendlich, um nicht für noch mehr Durcheinander zu sorgen. Eine öffentliche Toilette befindet sich nur wenige Häuser weiter.
Mitten in der Corona-Zeit ist mir zum ersten Mal das Café mit dem prägnanten Namen in der Nagolder Marktstrasse aufgefallen. Eines ist den Betreibern mit der Namensgebung auf jeden Fall gelungen: man bleibt stehen, gerät ins Rätseln und beschliesst, eines Tages dem Mysterium auf die Spur zu kommen. Und heute ist fast die letzte Gelegenheit für einen Aprilbesuch in diesem Jahr. Grund genug, nach einem nicht ganz glücklichen Mittagessen noch einen Verdauungskaffee einzunehmen. In Zeiten erweiterter Genderdebatten dürften wohl auch... mehr lesen
3.0 stars -
"Weil ich ein Mädchen bin ... (sang schon Lucielectric)" MinitarMitten in der Corona-Zeit ist mir zum ersten Mal das Café mit dem prägnanten Namen in der Nagolder Marktstrasse aufgefallen. Eines ist den Betreibern mit der Namensgebung auf jeden Fall gelungen: man bleibt stehen, gerät ins Rätseln und beschliesst, eines Tages dem Mysterium auf die Spur zu kommen. Und heute ist fast die letzte Gelegenheit für einen Aprilbesuch in diesem Jahr. Grund genug, nach einem nicht ganz glücklichen Mittagessen noch einen Verdauungskaffee einzunehmen. In Zeiten erweiterter Genderdebatten dürften wohl auch
Besucht am 29.04.20231 Personen
Rechnungsbetrag: 14 EUR
Zu den am heissesten umkämpften gastronomischen Orten in Nagold gehört sicherlich das Provinciale – eine Pizzeria mit angeschlossenem Eiskiosk, die sich gerne auch kurz und knapp und schick Provo nennt. Der Standort ist aber auch unschlagbar: mitten auf dem Markplatz, direkt neben dem fotogenen Vorstadtbrunnen (der stets als Hintergrund für Selfies herhalten muss), mit zahlreichen Tischen im Aussenbereich, die so einladend nach Süden ausgerichtet sind, dass man selbst bei Temperaturen im einstelligen Bereich sich zum Draussensitzen verführen lässt. Wenn man denn einen freien Platz findet. Und ich muss gestehen: in den letzten 10 Jahren, in denen ich regelmässig mehrmals pro Jahr nach Nagold komme, ist mir dies nicht ein einziges Mal gelungen. Heute mache ich mir das Ergattern zum Sport und verharre so lange lauernd am Brunnen, bis ich zu einem frei gewordenen Tisch hechten kann. Geschafft!
Doch die Enttäuschung folgt sogleich. Tatsächlich scheint es im Provinciale fast nur Pizza und Pasta und Eis zu geben, die vielgelobten Frühstücksvariationen (teilweise für 1, teilweise für 2 Personen – dazu jede Menge Eierspeisen in jeglichen Ausprägungen) werden leider nur bis 11:30 ausgeliefert. Ich ahne schon, dass sich jeder Verhandlungsversuch erübrigt. An einem Samstag (und zugleich Markttag) steppt hier der Bär, der Service ist mehr als ausgelastet und alle Gäste um mich herum scheinen nicht wählerisch zu sein. Demütig meinen kleinen Tisch verteidigend und mich dem hektischen Flow unterordnend ordere ich mutig die Pizza Sorpresa für 11,50 Euro. Und nach knapp einer Viertelstunde landet die Überraschung schon auf meinem Tisch. Sie ist ziemlich hell und blass, mit reichlich Käse und einigen Bestandteilen, die man sonst nicht auf einer Pizza vermutet würde, wie zum Beispiel Broccoli (was soll das denn??). Abgesehen von einer kleinen gebräunten Stelle scheint nicht mal der Teig ganz durch zu sein. Reflexartig denke ich an Sodbrennen. An den Tischen um mich herum scheint man jedoch sehr zufrieden zu sein. Ich werde auch einigen Salattellern (deren Antlitz jedoch meist im Dressing ertränkt ist) und üppigen Eisbechern ansichtig. Bin nur ich unglücklich? Nein, ein schmaler, etwas zittriger Senior zwei Tische weiter wartet tapfer gefühlte 40 Minuten auf seine Rigatoni al forno und blickt enttäuscht all den vorüberziehenden Gerichten nach. Es scheint also nicht immer schnell zu gehen…
Während früher immer wieder mal Beschwerden über die unfreundliche Bedienung laut wurden, sind die Servicedamen heute geradezu zuckersüss und allerliebst und tirilieren wie die Vögelein. Nebenbei agieren sie flink, zuverlässig und nahezu fehlerfrei. Meine Hochachtung! Eine Glanzleistung bei dem immensen Gastaufkommen, der knallenden Sonne und einem alles beobachtenden Chef im Hintergrund. Ebenfalls kritisiert wurde in der Vergangenheit, dass Gäste, die nur etwas trinken wollten, unsanft vertrieben wurden. Auch das scheint sich geändert zu haben. Einige Gäste scheinen nach dem Samstagsshopping tatsächlich nur einen Kaffee oder einen Prosecco zu bestellen. Wer tatsächlich keinen Sitzplatz in der Sonne mehr erkämpfen kann, setzt sich nach drinnen – wo es gemütlich, hell und freundlich aussieht. Die (etwas engen) Toiletten liegen zwei Stufen über dem Gastraum und sind somit leider nicht barrierefrei zu erreichen.
Alles in allem wurde ich zwar satt, kann den Hype um diese Location jedoch nicht ganz nachvollziehen. Gehobene Gastronomie sieht anders aus (auf Wunsch kann man sie nur ein paar Schritte weiter erleben – mit hochwertigen Speisen, gepflegtem Service und feinem Ambiente). Wer aufs Sehen-und-Gesehenwerden aus ist, liegt hier jedoch komplett richtig. Auch scheint das Angebot mainstream- und familientauglich zu sein, so dass vom Kleinkind bis zum Senior alle etwas finden. Mir reicht jedoch der einmalige Besuch, zumal Pizza und Pasta doch nicht zu meinen Favorites gehören. Achja, ein Pluspunkt kann noch erwähnt werden: der zentrale Busbahnhof liegt nur 200 Meter entfernt, die malerische Waldach und das ehemalige Gartenschaugelände nur wenig weiter. Wer möchte, kann also gleich noch einen Verdauungsspaziergang einlegen.
Zu den am heissesten umkämpften gastronomischen Orten in Nagold gehört sicherlich das Provinciale – eine Pizzeria mit angeschlossenem Eiskiosk, die sich gerne auch kurz und knapp und schick Provo nennt. Der Standort ist aber auch unschlagbar: mitten auf dem Markplatz, direkt neben dem fotogenen Vorstadtbrunnen (der stets als Hintergrund für Selfies herhalten muss), mit zahlreichen Tischen im Aussenbereich, die so einladend nach Süden ausgerichtet sind, dass man selbst bei Temperaturen im einstelligen Bereich sich zum Draussensitzen verführen lässt. Wenn man... mehr lesen
3.5 stars -
"Hier sitzen Sie in erster Reihe" MinitarZu den am heissesten umkämpften gastronomischen Orten in Nagold gehört sicherlich das Provinciale – eine Pizzeria mit angeschlossenem Eiskiosk, die sich gerne auch kurz und knapp und schick Provo nennt. Der Standort ist aber auch unschlagbar: mitten auf dem Markplatz, direkt neben dem fotogenen Vorstadtbrunnen (der stets als Hintergrund für Selfies herhalten muss), mit zahlreichen Tischen im Aussenbereich, die so einladend nach Süden ausgerichtet sind, dass man selbst bei Temperaturen im einstelligen Bereich sich zum Draussensitzen verführen lässt. Wenn man
Besucht am 23.04.2023Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 16 EUR
Grosse Enttäuschung nach erneutem Besuch. Menschenleere Hallen zur besten Sonntagmittagsessenszeit. Zerkochte, lieblos angerichtete Speisen. Ein Salatbüffet mit Essensresten davor und einer grünlichen Salatsauce, die das Aussehen und die Konsistenz (hoffentlich nicht den Geschmack) von Erbsensuppe hat. Ein ungelenker Service, dessen Höflichkeitsfloskeln schon komödiantenhafte Züge aufweist. Über allem liegt ein vager abgewirtschafteter Eindruck. Nicht mehr empfehlenswert!
Grosse Enttäuschung nach erneutem Besuch. Menschenleere Hallen zur besten Sonntagmittagsessenszeit. Zerkochte, lieblos angerichtete Speisen. Ein Salatbüffet mit Essensresten davor und einer grünlichen Salatsauce, die das Aussehen und die Konsistenz (hoffentlich nicht den Geschmack) von Erbsensuppe hat. Ein ungelenker Service, dessen Höflichkeitsfloskeln schon komödiantenhafte Züge aufweist. Über allem liegt ein vager abgewirtschafteter Eindruck. Nicht mehr empfehlenswert!
1.5 stars -
"Leider enttäuschend" MinitarGrosse Enttäuschung nach erneutem Besuch. Menschenleere Hallen zur besten Sonntagmittagsessenszeit. Zerkochte, lieblos angerichtete Speisen. Ein Salatbüffet mit Essensresten davor und einer grünlichen Salatsauce, die das Aussehen und die Konsistenz (hoffentlich nicht den Geschmack) von Erbsensuppe hat. Ein ungelenker Service, dessen Höflichkeitsfloskeln schon komödiantenhafte Züge aufweist. Über allem liegt ein vager abgewirtschafteter Eindruck. Nicht mehr empfehlenswert!
Besucht am 08.04.20231 Personen
Rechnungsbetrag: 23 EUR
Nach meiner Rückkehr aus Ulm und dem Studium von manowars-Barfüßer-Eintrag, nach der Überprüfung von Adresse, Homepage und Lokalnamen, samt der Konsultation von Google, beschleicht mich vage Irritation. Waren wir wirklich in derselben Location? Oder wurde das Brauhaus einmal auf links gedreht und komplett verändert? Ein grosses Mysterium. Bei meinem Besuch am Ostersamstag befindet sich das „Barfüßer“ auf jeden Fall direkt in der Ulmer Innenstadt, komplett ohne Parkplatz, Anhöhe oder Ausblick, dafür mit einer gut frequentierten Bushaltestelle vor der Haustüre. Die ist auch angebracht bei dem vermuteten Alkoholkonsum im Brauhaus. Im selben Gebäude befindet sich übrigens das Riku Hotel, das sicherlich für viele zusätzliche Gäste sorgt, auch von auswärts.
Das riesige Lokal hat die Ausmasse einer Industriehalle und ist mit gediegenem, gülden glänzendem, holzlastigem Pseudorustikalambiente möbliert. Rotlicht existiert nicht, dafür ein auffallender „Kronleuchter“ aus Bierflaschen. Ein Ärger, dass ich keine Fotos vom Interieur vorzuweisen habe – der Abend bot zu viel Ablenkung und Gespräche, so dass ich meine Dokumentationspflichten fast vergessen hätte. Der Ulm-Besuch ist einem Wiedersehen mit einem ehemaligen Schulfreund gewidmet, den es schon vor langer Zeit hierher verschlagen hat und der uns das „Barfüßer“ wärmstens ans Herz legt (ein bisschen wie bei manowar02). Den sorgsam vorab reservierten Vierertisch müssen wir jedoch spontan canceln, weil unsere jeweiligen Hälften durch Unpässlichkeiten verhindert sind. Ein glücklicher Umstand, denn so wird uns zufällig ein ruhiger, abseitiger Zweiertisch am Rande zugewiesen. Hier kommt der Service zwar seltener vorbei, doch man ist auch etwas von der offenkundigen, lautstarken Feierlaune der abendlich einfallenden Freundestruppen geschützt.
Auch vor diesem Brauhaus hat der Zeitgeist nicht Halt gemacht. Auf der Karte findet man unter anderem die derzeit unvermeidlichen Bowls oder einen Alm-Burger mit Fritten, aber auch Traditionelles wie eine Flädlesuppe, Ochsenbäckchen mit Spätzle, Schweinshaxe mit Semmelknödeln oder Münchner Weisswürste. Ob das Motto „traditionell, regional, hausgemacht“ immer so eingelöst werden kann, ist allerdings zu bezweifeln. Auch wir schwächeln an diesem Abend etwas. Wir wählen daher nur den Schweizer Wurstsalat (9,90 Euro) und die Allgäuer Kässpätzle (14,90 Euro). Der Freund versucht mir das hiesige Kellerpils schmackhaft zu machen, aber ich kapriziere mich doch eher auf das überschaubare, aber überraschend attraktive Weinangebot. Juhu, es gibt sogar eine Weisswein-Cuvee vom Bodensee-Winzer Aufricht im Angebot. Auch die hauseigenen Spirituosen würden mich locken, doch am Ende unseres Besuchs vergesse ich sogar das…
Die Wurstsalat-Portion ist üppig, mit einer soliden Mischung aus Lyoner, Käsestreifen und Gürkchen, lediglich an den Zwiebeln wurde etwas gespart. Aber vielleicht konnten die Vorräte diesem österlichen Ansturm nicht mehr standhalten? Die Spätzle hingegen sind eindeutig nicht hausgemacht, zudem breiweich gekocht und eher etwas für zahnlose Greise. Nur der Beilagensalat kommt artig frisch und knackig daher. Der durchweg jugendliche Service ist auf Freundlichkeit getrimmt, steht jedoch sichtlich unter Druck und hat einiges wegzuschaffen. Einige Tischreihen weiter hat eine Gruppe ihre eben verlassenen Plätze so hinterlassen, als ob Kämpfe stattgefunden hätten. Es ist ein Wunder, wie das Schlachtfeld binnen weniger Minuten wieder manierlich hergerichtet werden kann. Meine Hochachtung an das Serviceteam! Aber personell scheint man hier wirklich gut besetzt zu sein. Auch die Toiletten sind tipptopp und in bestem Zustand.
Wie ich gesehen habe, bedient das „Barfüßer“ inzwischen mehrere Standorte und könnte sich zur beliebten Kette entwickeln. Für mich sah es sehr nach Massenabfertigung aus. Doch die Gäste bestimmen – und offenbar amüsieren sich die meisten sehr gut. Ich selbst werde eher nicht ein zweites Mal kommen.
Nach meiner Rückkehr aus Ulm und dem Studium von manowars-Barfüßer-Eintrag, nach der Überprüfung von Adresse, Homepage und Lokalnamen, samt der Konsultation von Google, beschleicht mich vage Irritation. Waren wir wirklich in derselben Location? Oder wurde das Brauhaus einmal auf links gedreht und komplett verändert? Ein grosses Mysterium. Bei meinem Besuch am Ostersamstag befindet sich das „Barfüßer“ auf jeden Fall direkt in der Ulmer Innenstadt, komplett ohne Parkplatz, Anhöhe oder Ausblick, dafür mit einer gut frequentierten Bushaltestelle vor der Haustüre. Die... mehr lesen
Barfüßer | Hausbrauerei Ulm
Barfüßer | Hausbrauerei Ulm€-€€€Hausbrauerei, Gaststätte073160265615Neue Straße 87-89, 89073 Ulm
3.0 stars -
"Massenabfertigung" MinitarNach meiner Rückkehr aus Ulm und dem Studium von manowars-Barfüßer-Eintrag, nach der Überprüfung von Adresse, Homepage und Lokalnamen, samt der Konsultation von Google, beschleicht mich vage Irritation. Waren wir wirklich in derselben Location? Oder wurde das Brauhaus einmal auf links gedreht und komplett verändert? Ein grosses Mysterium. Bei meinem Besuch am Ostersamstag befindet sich das „Barfüßer“ auf jeden Fall direkt in der Ulmer Innenstadt, komplett ohne Parkplatz, Anhöhe oder Ausblick, dafür mit einer gut frequentierten Bushaltestelle vor der Haustüre. Die
Besucht am 08.04.20231 Personen
Rechnungsbetrag: 2 EUR
Erneuter Besuch im Café des Ulmer Stadthauses, das am Nachmittag des Ostersamstags so proppevoll ist, dass ich nur noch an ein Katzentischchen gegenüber der Theke eingezwängt werde. So winzig und putzig, dass man kaum alle Extremitäten unterkriegt. Hier ist man ganz nah am Geschehen und den herumwirbelnden Servicemädels. Aktuelle Beobachtung: sehr viele Touristen aus dem Ausland, die begeistert dem hiesigen Kuchenangebot zusprechen (sieht aber auch prächtig aus!).
Erneuter Besuch im Café des Ulmer Stadthauses, das am Nachmittag des Ostersamstags so proppevoll ist, dass ich nur noch an ein Katzentischchen gegenüber der Theke eingezwängt werde. So winzig und putzig, dass man kaum alle Extremitäten unterkriegt. Hier ist man ganz nah am Geschehen und den herumwirbelnden Servicemädels. Aktuelle Beobachtung: sehr viele Touristen aus dem Ausland, die begeistert dem hiesigen Kuchenangebot zusprechen (sieht aber auch prächtig aus!).
4.0 stars -
"Prächtiges Kuchenangebot" MinitarErneuter Besuch im Café des Ulmer Stadthauses, das am Nachmittag des Ostersamstags so proppevoll ist, dass ich nur noch an ein Katzentischchen gegenüber der Theke eingezwängt werde. So winzig und putzig, dass man kaum alle Extremitäten unterkriegt. Hier ist man ganz nah am Geschehen und den herumwirbelnden Servicemädels. Aktuelle Beobachtung: sehr viele Touristen aus dem Ausland, die begeistert dem hiesigen Kuchenangebot zusprechen (sieht aber auch prächtig aus!).
Besucht am 08.04.2023Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 25 EUR
Ulm macht auch gastronomisch immer was her: Kulinarische Einflüsse von der Schwäbischen Alb und Oberschwaben – aber glaubt man nicht auch schon das Allgäu irgendwo durchzuschmecken? Wenn man indes an einem Ostersamstag vom Bahnhof über die davorgelagerte Baustelle durch die Innenstadt bis zum Münster bummelt, ist von Kulinarik nicht unbedingt viel zu spüren. Man sieht eher Fast-Food, Kebab-Buden, Allerwelts-Coffeeshops, Eiscafés und das übliche Einerlei, das einem auch in jeder anderen Stadt begegnet. Vom überfüllten Münsterplatz (Samstag ist Markttag!) flanieren wir mal richtig Norden, wo es schon etwas beschaulicher zugeht. Da entdecke ich in der Hinteren Rebengasse (welch verheissungsvoller Name!) einen schmucklosen, unbedeutenden Hauseingang, zu dem immer wieder bodenständige, sichtlich einheimisch wirkende Menschen zielgerichtet hinstreben. Und was steht am Eingang? Heilbronner Fischhaus. Die Irritation ist perfekt. Denn liegt Heilbronn nicht ganz woanders?
Neugierig treten wir ein. Im Erdgeschoss befindet sich eine wundervolle Fischhandlung, die wir später noch begutachten. Die Fischgaststätte erstreckt sich über zwei Etagen und einem kleinen Durchgang im Zwischengeschoss, der wie in einem verschwiegenen Separee lediglich mit zwei Tischen ausgestattet ist. Auf den ersten Blick sind alle Tische besetzt oder mit Reserviert-Schildern ausgestattet. Doch in der oberen Etage, ganz unten finden sich noch freie Plätze. Das familiäre Ambiente erinnert an ein gepflegtes Vereinsheim: einfache Holzbänke und -tische, eng aneinander gestellt - und im Obergeschoss staunt man über sattblaue Bodenfliesen. Alles wirkt sehr sauber und reinlich und adrett (übrigens bis hin zu den Toiletten). Die Servicedamen wirken wie gestandene Hausfrauen, die was stemmen können und zugleich eine natürliche Herzlichkeit und Zugewandtheit verströmen. Man fühlt sich sofort gut aufgehoben.
Die unerwartet umfangreiche Speisekarte lässt einen förmlich schwindeln. Fisch in jeglicher Form: gebacken, gebraten, gedünstet und kalt zwischen zwei Semmelhälften. Rotbarsch, Seelachs, Heilbutt, Scholle, Lachs, Kabeljau, Zander, Loup de Mer, Thunfisch, Forelle, Dorade, Seezunge und vieles mehr. Dazu noch Brathering, Matjesfilet, Heringssalat, Räucherlachs, Garnelen, Fischsuppe etc. pp. Viele der Gerichte (die standardmässig mit Kartoffeln und Salat serviert werden), gibt es in zwei verschiedenen Grössen. Dazu jeweils ein Tagesangebot zum besonderen Preis.
Obwohl ich an diesem Mittag gar nichts essen wollte, weil später noch ein Treffen mit Abendessen vorgesehen ist, lasse ich mich zu einem Versucherle hinreissen. Eine kleine Portion Zander natur mit Salat (14,90 Euro). Das Essen steht nach einer gefühlten Viertelstunde auf dem Tisch, serviert von einer wohlwollenden, freundlich lächelnden Dame. Der Zander ist butterzart und ganz fein gewürzt, der kleine Beilagensalat besteht aus schlonzigem Kartoffelsalat, einem Alibi-Tomatenachtel, Blattsalat, Sellerie- und Möhrensteifen – obendrauf sogar etwas Meeresspargel. Und das hier, an den Ufern der Donau! Schmeckt alles hervorragend. Das Geschirr kommt dagegen eher etwas schmucklos und unspektakulär daher. Wie traurig, dass meine Begleitung aufgrund von Magengrimmen derzeit nur einen Kräutertee ordern kann. Hier müssen wir unbedingt noch mal herkommen. Ambiente und Publikum sind unaufgeregt bodenständig, keine Musikbeschallung stört, man konzentriert sich aufs Essen und gepflegte Unterhaltung. Interessant auch die Öffnungszeiten: bereits um 10:30 kann man hier dem Fischessen frönen, dafür wird oft schon am frühen Nachmittag das Lokal wieder geschlossen. Eine Tischreservierung scheint ratsam zu sein.
Wir erfahren, dass Heilbronner ein Nachname ist und der Familienbetrieb seit 1392 bestehen soll. Chapeau! Beim Rausgehen in die (vordere?) Rebengasse blicken wir neidisch auf die Fischtheken des Ladengeschäftes. Feinkostsalate, Sauermarinaden, Räucherfische wären auch noch im Angebot. Wir müssen leider passen, denn unser Hotelzimmer verfügt nicht mal über eine Minibar. Aber wir werden definitiv wiederkommen!
Ulm macht auch gastronomisch immer was her: Kulinarische Einflüsse von der Schwäbischen Alb und Oberschwaben – aber glaubt man nicht auch schon das Allgäu irgendwo durchzuschmecken? Wenn man indes an einem Ostersamstag vom Bahnhof über die davorgelagerte Baustelle durch die Innenstadt bis zum Münster bummelt, ist von Kulinarik nicht unbedingt viel zu spüren. Man sieht eher Fast-Food, Kebab-Buden, Allerwelts-Coffeeshops, Eiscafés und das übliche Einerlei, das einem auch in jeder anderen Stadt begegnet. Vom überfüllten Münsterplatz (Samstag ist Markttag!) flanieren wir... mehr lesen
4.5 stars -
"Familienunternehmen seit 1392" MinitarUlm macht auch gastronomisch immer was her: Kulinarische Einflüsse von der Schwäbischen Alb und Oberschwaben – aber glaubt man nicht auch schon das Allgäu irgendwo durchzuschmecken? Wenn man indes an einem Ostersamstag vom Bahnhof über die davorgelagerte Baustelle durch die Innenstadt bis zum Münster bummelt, ist von Kulinarik nicht unbedingt viel zu spüren. Man sieht eher Fast-Food, Kebab-Buden, Allerwelts-Coffeeshops, Eiscafés und das übliche Einerlei, das einem auch in jeder anderen Stadt begegnet. Vom überfüllten Münsterplatz (Samstag ist Markttag!) flanieren wir
Besucht am 04.04.20231 Personen
Rechnungsbetrag: 21 EUR
Ende der 1970er Jahre hat der durchgeknallte, abgefahrene Kunstmäzen, Gastronom und Gastrosoph Bernd Heidelbauer („der König von Württemberg“) das erste Frühstückcafé Stuttgarts am Charlottenplatz eröffnet. „Bernds Lädle“ heisst zwar längst schon „Academie der schönen Künste“, aber die Altvorderen können sich den alten Lokalnamen einfach nicht abgewöhnen. So war es auch eine nostalgische Reminiszenz an alte Zeiten, dass ich mich heute einmal wieder mit Freunden dort getroffen habe. Denn, juhu, das Lokal kennt keinen Ruhetag und schafft an Wochentagen die sensationellen Öffnungszeiten von 8:00 bis 24:00 Uhr – am Sonntag lediglich bis 19:00 Uhr (aber danach muss man eh zum Tatort-Kucken nach Hause). Und man sitzt auch nicht mitten am Tag auf dem Trockenen oder muss am Hungertuch nagen, weil die Küche dicht hat.
Neben der umfangreichen Frühstückskarte, unter anderem mit Frühstücksarrangements die Künstlernamen tragen und etlichen attraktiven Eiergerichten, lockt ein täglich wechselndes Mittagsmenü für 11,90 Euro inklusive Vorspeise. Im Angebot in dieser Woche wäre so Habhaftes wie Cordon Bleu mit Kroketten oder Rheinischer Sauerbraten mit Kartoffeln und Rotkraut gewesen. Und heute sogar Linsen mit Spätzle und Saitenwürstle, was ich sicherlich genommen hätte, wären wir noch vor 14:00 Uhr eingetroffen. Leider war es aber schon kurz nach 16 Uhr.
Gut belegt war das Lokal schon zu dieser Zeit. Die freundliche, aufgeweckte Bedienung öffnet extra für uns schon mal das Nebenzimmer, das sich im Laufe der Zeit aber auch schnell füllt. Nur der schöne begrünte Innenhof wird heute bei wenigen Plusgraden (noch) nicht bespielt, sondern nur von den unverbesserlichen Rauchern frequentiert. Das Ambiente des Lokals ist einzigartig: schwarz-weiss gewürfelte Bodenfliesen, viele Einzelstücke, hier Kaffeehausmobiliar, dort ausladender Marmortisch oder Art-Deco-Elemente. In dichter Petersburger Hängung reihen sich in allen Räumen Gemälde aller Kunstrichtungen an den Wänden. Zu den Toiletten geht es in enger, nicht ganz gefahrenloser Wendeltreppe nach unten. Als barrierefrei kann man das verwinkelte Lokal sowieso nicht bezeichnen.
Doch zurück zu unserem Besuch. Der Service ist erst aufmerksam und eifrig bei der Sache, erscheint dann aber nicht mehr so häufig im Nebenzimmer, so dass wir zu Nachbestellungen immer vor an die Theke müssen. Es ist einfach zu viel los. Das Weinangebot ist international – vom Trollinger mit Lemberger von den Fellbacher Weingärtnern bis zu einem Grenache aus dem Luberon. Als Nachmittagssnack bestellen wir Flammkuchen dazu. Ich wähle die Variante mit Ziegenkäse, Birne, Champignons (hätte nicht sein müssen) und Oregano für 12,20 Euro. Birne und Champignons sind frisch, am Ziegenkäse wurde etwas gespart, es muss auch noch nachgewürzt werden. Mein Sitznachbar wählt die piemontesische Variante mit scharfer Salami und Mozzarella – ob man im Piemont jemals von Flammkuchen gehört hat, wage ich jedoch zu bezweifeln. Auch eine heisse Schokolade (4,40 Euro) wird in unserer Runde bestellt. Geschmacklich offenbar top, doch die henkellose, ebenfalls erhitzte Tasse ist in der Handhabung eine Katastrophe. Hat sich darüber eigentlich noch niemand beschwert?
Als wir gegen 18:30 Uhr das Lokal verlassen, sind fast alle Tische bis zum letzten Platz belegt. Alleine geht man nicht in die Academie der schönen Künste: überall Freundeskreise, kleine Gruppen, Familientreffen, befreundete Paare. Das Auto sollte man mangels Parkplätze in dieser Gegend auch besser zu Hause lassen. Die U-Bahn-Haltestelle Charlottenplatz liegt sowieso vor der Haustüre. Und bis zur Shoppingmeile Königstrasse und der S-Bahn-Station Stadtmitte geht man auch nur wenige Hundert Meter. Da zahlreiche Museen, das Schauspielhaus, die Oper gleich ums Eck liegen, lässt sich ein Besuch der Academie gut mit Kultur verbinden. Sehen und Gesehen-Werden ist natürlich ebenfalls ein nicht zu unterschätzendes Thema!
Ende der 1970er Jahre hat der durchgeknallte, abgefahrene Kunstmäzen, Gastronom und Gastrosoph Bernd Heidelbauer („der König von Württemberg“) das erste Frühstückcafé Stuttgarts am Charlottenplatz eröffnet. „Bernds Lädle“ heisst zwar längst schon „Academie der schönen Künste“, aber die Altvorderen können sich den alten Lokalnamen einfach nicht abgewöhnen. So war es auch eine nostalgische Reminiszenz an alte Zeiten, dass ich mich heute einmal wieder mit Freunden dort getroffen habe. Denn, juhu, das Lokal kennt keinen Ruhetag und schafft an Wochentagen die sensationellen... mehr lesen
Academie der schönsten Künste
Academie der schönsten Künste€-€€€Bistro, Cafe0711242436Charlottenstraße 5, 70182 Stuttgart
4.0 stars -
"Beliebter Innenstadttreffpunkt mit Kultcharakter" MinitarEnde der 1970er Jahre hat der durchgeknallte, abgefahrene Kunstmäzen, Gastronom und Gastrosoph Bernd Heidelbauer („der König von Württemberg“) das erste Frühstückcafé Stuttgarts am Charlottenplatz eröffnet. „Bernds Lädle“ heisst zwar längst schon „Academie der schönen Künste“, aber die Altvorderen können sich den alten Lokalnamen einfach nicht abgewöhnen. So war es auch eine nostalgische Reminiszenz an alte Zeiten, dass ich mich heute einmal wieder mit Freunden dort getroffen habe. Denn, juhu, das Lokal kennt keinen Ruhetag und schafft an Wochentagen die sensationellen
Besucht am 22.03.2023Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 32 EUR
Seit Monaten liegen mir Freunde mit dem Sindelfinger Gustaggio in den Ohren. Doch das am Busbahnhof, gegenüber des Sterncenters liegende Lokal schien mir – zumindest nach äusserem Augenschein zu schliessen - doch zu sehr der Systemgastronomie zuzuordnen zu sein. Gegen Mittag war der Laden meist proppevoll, wie man durch die Scheiben sehen konnte. Und der gut bestuhlte Aussenbereich verlor an Attraktivität durch den Umstand, dass hier doch zu viel Durchgangsverkehr entlangführt.
Doch am heutigen Tag lasse ich mich erweichen. Wir sind relativ früh dran und entern das Lokal noch vor dem Zwölfuhrläuten. Der lang gezogene Gastraum ist nicht unbedingt ideenreich möbliert. Ziemlich eng stehen hier Tisch an Tisch beieinander, ohne Abtrennungen oder Auflockerungen. Es wirkt, als wolle man das Optimum aus den zur Verfügung stehenden Quadratmetern herausholen. Dass das purer Pragmatismus ist, erfährt man eine halbe Stunde später, als sich das Lokal immer mehr füllt. Da wir zu zweit sind, wird uns auch nur ein Zweiertisch offeriert. Wir nehmen einen ganz hinten, in der Hoffnung, hier der lauten Musikbeschallung zu entgehen.
Die sehr umfangreiche Karte weist hauptsächlich Pizza, Pasta, Salate auf – in zahlreichen vielversprechenden Variationen. Und ja, das von Lina22 erwähnte Mittagsmenü wird immer noch bedient. Inzwischen für 10,90 Euro (statt um die 8,00 Euro vor 4 Jahren) – doch was kann man an drei Gängen plus Espresso für diesen Dumpingpreis erwarten? Zur Auswahl stehen heute als Hauptgang: ein Fleischgericht (Hähnchenschenkel in Biermarinade mit Ofenkartoffeln), ein Nudelgericht, das als Fischgericht firmiert (Spaghetti al Salmone), eine Pizza mit Mozzarella, Bacon und Artischocken, sowie ein Salat (mit Kirschtomaten, Gurken, Schafskäse, Grillgemüse, marinierten Champignons, an Balsamico-Honig-Senf Dressing, dazu ofenfrische Brotsticks). Wir wählen 1x das Nudel-Fisch-Gericht und 1x den Salat.
Das durchweg bestens gelaunte italienische Personal scheint einem grossen Freundes- oder Familienkreis anzugehören. Wir sitzen direkt vorm Frontcooking-Bereich und staunen nicht schlecht über das Tempo, das hier vorgelegt wird. Hier wird gewirbelt und gewerkelt, was das Zeug hält. Alles geschieht im Laufschritt und mit enorm viel Energie. Da kann schon mal eine Pizza auf dem Weg zum Gast vom Teller fallen, wie ich mit Schrecken aus den Augenwinkeln wahrnehme. Das Missgeschick wird hier nur mit Lachen quittiert, schnell aufgefeudelt – und neu gebacken. Chapeau!
Auch bei uns kommt sehr viel Lebensfreude an. Wir werden umgehend betreut und in Nullkommanichts steht die Tagessuppe auf dem Tisch. Eigentlich bin ich ein Suppenkasper, aber das sämige Resultat aus pürierten Erbsen und Blumenkohl schmeckt prima (obwohl es sehr unspektakulär ausschaut). Die Hauptgänge lassen nicht lange auf sich warten. Der Berg an Spaghetti beeindruckt, auch wenn der Lachsanteil rudimentär ist und die vollmundig propagierte Zitronen-Mascarpone-Sauce nicht unbedingt als solche wahrnehmbar ist. Die frischen Blatt- und Rucolasalate werden von kurz gebratenen Zucchinischeiben, Paprikavierteln und Austernpilzen begleitet, dazu zwei längliche Pizzabrötchen. Allein das dominante Dressing irritiert etwas. Die winzigen Schälchen mit Fruchtjoghurt als Alibi-Dessert kann man eigentlich vergessen. Dafür erfreut der Espresso, zu dem man auf Wunsch auch etwas Milch ordern kann. Alles in allem ein schnelles, wohlschmeckendes, üppiges und sehr preisgünstiges Menü, das rasch serviert wird und nicht nur zeitlich absolut mittagspausentauglich ist. Wie die günstigen Preise gehalten werden können? Vielleicht durch die Getränke? Das Glas Haus-Roséwein schlägt mit 6 Euro zu Buche, das Weissweinschorle mit 4,50 Euro.
Am Ende habe ich meine Vorurteile revidiert, auch wenn ich mit der drängenden Enge und dem hohen Geräuschpegel nicht so ganz d´accord bin. Dafür versöhnt die verkehrsgünstige Lage, das mainstreamtaugliche Angebot und der fröhliche Service. Haute Cuisine findet man andernorts.
Seit Monaten liegen mir Freunde mit dem Sindelfinger Gustaggio in den Ohren. Doch das am Busbahnhof, gegenüber des Sterncenters liegende Lokal schien mir – zumindest nach äusserem Augenschein zu schliessen - doch zu sehr der Systemgastronomie zuzuordnen zu sein. Gegen Mittag war der Laden meist proppevoll, wie man durch die Scheiben sehen konnte. Und der gut bestuhlte Aussenbereich verlor an Attraktivität durch den Umstand, dass hier doch zu viel Durchgangsverkehr entlangführt.
Doch am heutigen Tag lasse ich mich erweichen.... mehr lesen
4.5 stars -
"Pizza, Pasta, basta" MinitarSeit Monaten liegen mir Freunde mit dem Sindelfinger Gustaggio in den Ohren. Doch das am Busbahnhof, gegenüber des Sterncenters liegende Lokal schien mir – zumindest nach äusserem Augenschein zu schliessen - doch zu sehr der Systemgastronomie zuzuordnen zu sein. Gegen Mittag war der Laden meist proppevoll, wie man durch die Scheiben sehen konnte. Und der gut bestuhlte Aussenbereich verlor an Attraktivität durch den Umstand, dass hier doch zu viel Durchgangsverkehr entlangführt.
Doch am heutigen Tag lasse ich mich erweichen.
Besucht am 13.03.2023Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 47 EUR
Seit Jahr und Tag pilgern italophile Gourmets aus dem ganzen Grossraum Stuttgart zu „Gentile Gusto“ ins provinzielle Schönaich. Hier ist der Name Programm. Vor gut 25 Jahren hat der aus Sizilien stammende Giuseppe Gentile (jaja, er heisst wirklich so!) einen Feinkostladen mit allerlei Köstlichkeiten eröffnet, die der Deutsche fast nur aus dem Urlaub kannte: Salsiccia, Limoncello, Tartuffo… Auch wir haben meist einmal im Quartal hier eingekauft und jedes Mal aufs Neue über das Angebot gestaunt. Doch längst war klar, dass eine räumliche und inhaltliche Expansion im Raum steht.
Nun hat sowohl der riesige Gentile-Gusto-Supermarkt als auch ein angeschlossenes Ristorante neu eröffnet – wobei die Vokabel „angeschlossen“ vollkommen unpassend erscheint, so prächtig, fast ein bisschen protzig kommt das Lokal daher. Dabei bleibt Gentile dem nicht sehr hübschen Schönaicher Industriegebiet treu, ist jedoch ins äusserste Eck in Richtung Steinenbronn gezogen. Der grosse Zweckbau wirkt von aussen zwar nicht sehr einladend, ist von innen jedoch mit allen Raffinessen ausgestattet. Wunderbarerweise hat das Lokal auch montags geöffnet, so dass wir nach einem ersten Bummel über den wahrlich riieeesigen Supermarkt gleich mal zum Mittagessen hier bleiben. Die reguläre Speisekarte gilt leider nur abends, beeindruckt jedoch durch aussergewöhnliche Kreationen: wie den Haussalat Gentile mit Fenchel, Schwarzkohl, Blutorangen, Mandeln und Pecorino oder Ravioli mit Entenkeule, Büffelricotta, Honigorangen und Thymian. Falls man hier ein ganzes Menü zelebrieren möchte, sollte man durchaus den grossen Geldbeutel mitnehmen und vielleicht auch den angebotenen Shuttle Service nach Hause buchen.
Mittags liegt die kleine Wochenkarte aus. Ein halbes Dutzend Gerichte wird angeboten (u.a. Caprese, Risotto mit Kürbis und Gorgonzola, Saltimbocca, Kalbskutteln). Kann man einzeln ordern oder zu einem Menü zusammenstellen. Wir wählen Spaghetti Carbonara (15,00 Euro) und die Pizza Special (14,00 Euro). Was erst mal reichlich profan klingt, entpuppt sich jedoch als gaumenschmeichlerische Spezialität. Die Spaghetti werden mit Pecorino, Eiern und Backenspeck zubereitet und heben sich glücklicherweise von den sonst in deutschen Lokalen verhunzten Varianten mit Sahne deutlich ab. Gross ist die Portion nicht, ist halt ein klassisches Primo Piatto. Dass ein Gast am Nachbartisch lautstark die dürftige Menge beklagt, treibt uns Fremdscham-Tränen in die Augen. Allerdings ist die Pasta ziemlich arg al dente – zwei Minuten mehr hätten ihr gut getan. Dafür ist die Pizza wirklich mächtig und schmackhaft: mit fluffigem Boden, frischem Rucola, reichlich Mozzarella Fior di Latte, süsslichen Kirschtomaten, Olivencreme und Grana Padano. Eine herzhafte, allerdings etwas zu salzig geratene Mischung. Neben der 0,75- Liter-Flasche San Pellegrino (6,00 Euro) hätten wir fast noch eine zweite gebraucht. Als Überraschung entpuppt sich der weisse Lacryma Christi del Vesuvio (6,50 Euro für 0,2 Liter) aus Kampanien. Die „Tränen Christi“ werden von mineralischen, sehr trockenen Untertönen geprägt – fast glaubt man das Vulkangestein des Vesuvs herauszuschmecken. Muss man wirklich sehr kalt trinken. Und halt: zu jedem Tagesgericht wird ein frischer, knackiger Salat serviert – die Blattsalate überzeugen durch Bitternoten und einer sparsam eingesetzten Vinaigrette aus feinem Olivenöl und Balscamicoessig. Brot und Olivenöl stehen selbstverständlich auf jedem Tisch.
Der Service ist absolut erstklassig: zurückhaltend, souverän, formvollendet, zuverlässig. Auf Wunsch wird mit Muttersprachlern natürlich auch italienisch parliert. Die Inneneinrichtung setzt Braun- und Goldtöne in verschiedene Materialien um, in Stein, Textilien, Leder, Lamellen, Tapeten, Lampen. Für unseren Geschmack ein bisschen zu prahlerisch und pompös. Sehr angenehm wirken aber die farblich schön aufeinander abgestimmten Tischläufer, Brotsäckchen und Besteckhüllen aus (Kunst)Leder. Verwirrend ist der Flur zu den Toiletten mit geschätzt 6 verschiedenen Türen. Hier kann es schon mal vorkommen, dass man an der Personalumkleide rüttelt oder eine ältere Dame am trickreichen Handgriff auf den Damentoiletten scheitert.
Obwohl wir bereits vor 12 Uhr eintreffen, ist das Lokal schon gut besetzt. Generös weist man uns aber noch einen grosszügigen Vierertisch mit umlaufenden Eckbänken zu. Eine halbe Stunde später sind fast alle Tische besetzt. Eine Reservierung scheint daher empfehlenswert.
Seit Jahr und Tag pilgern italophile Gourmets aus dem ganzen Grossraum Stuttgart zu „Gentile Gusto“ ins provinzielle Schönaich. Hier ist der Name Programm. Vor gut 25 Jahren hat der aus Sizilien stammende Giuseppe Gentile (jaja, er heisst wirklich so!) einen Feinkostladen mit allerlei Köstlichkeiten eröffnet, die der Deutsche fast nur aus dem Urlaub kannte: Salsiccia, Limoncello, Tartuffo… Auch wir haben meist einmal im Quartal hier eingekauft und jedes Mal aufs Neue über das Angebot gestaunt. Doch längst war klar, dass... mehr lesen
Giuseppe Gentile Ristorante
Giuseppe Gentile Ristorante€-€€€Restaurant07031 466 67 81Gutenbergstraße 9, 71101 Schönaich
5.0 stars -
"Hier ist der Name Programm" MinitarSeit Jahr und Tag pilgern italophile Gourmets aus dem ganzen Grossraum Stuttgart zu „Gentile Gusto“ ins provinzielle Schönaich. Hier ist der Name Programm. Vor gut 25 Jahren hat der aus Sizilien stammende Giuseppe Gentile (jaja, er heisst wirklich so!) einen Feinkostladen mit allerlei Köstlichkeiten eröffnet, die der Deutsche fast nur aus dem Urlaub kannte: Salsiccia, Limoncello, Tartuffo… Auch wir haben meist einmal im Quartal hier eingekauft und jedes Mal aufs Neue über das Angebot gestaunt. Doch längst war klar, dass
Besucht am 08.03.20231 Personen
Rechnungsbetrag: 11 EUR
Ja, ich gebe es zu: ich habe den Marbacher Döner betreten. Und das nach allerbesten urschwäbischen Gastro-Erfahrungen mit drallen Maultaschen und schön schlonzigem Kartoffelsalat. Wie konnte das Fremdgehen passieren? Und wie konnte es mir trotzdem dermassen schmecken? Vielleicht liegt es am interkulturellen Cross-over, am mutigen Über-den-eigenen-Schatten springen?
Apropos springen: die Location in der Marbacher Strohgasse ist bequem ebenerdig und barrierefrei in der eben frisch sanierten Fussgängerzone gelegen und zahlreiche Parkplätze sind hinter der Stadtmauer quasi vor der Türe zu finden. Unsere Unterkunft im Hotel Bären (übrigens ein Übernachtungserlebnis für sich) und der Marktplatz mit vielen kleinen Lädchen ebenso. Das Lokal hat jeden Tag vom späten Vormittag an geöffnet, verfügt über ein halbes Dutzend Tische und genügend Sitzplätze – im Sommer auch draussen vor der Türe. Alles ist zweckmässig eingerichtet, macht aber einen properen Eindruck. Allein schon die lange Theke mit frischem, knackigem Grünzeug ist beeindruckend und eigentlich eine gute Referenz.
Das Lokal zu betreten, ist die eine Sache – einen Döner zu bestellen und zu vertilgen, liegt leider vollkommen ausserhalb meiner Vorstellungkraft. Aber ein später Hunger treibt mich zu einer Entscheidung. Die umfangreiche Karte weist neben dem allfälligen Döner auch Falafel und Halloumi-Gerichte (für Vegis), belegte Seelen (in mutigen Ausprägungen wie „Seele Döner“) und variantenreiche Pide, diverse Salate und bestimmt um die zwanzig verschiedene Pizzen auf, letztere in zweierlei Grössen. Vor mir tätigt gerade eine Polizistin vom Marbacher Präsidium schräg gegenüber eine Grossbestellung, vermutlich für die kommende Nachtschicht. Die Pizzen machen einen derart schmackhaften und soliden Eindruck, dass sich ein Versuch anbietet. Sie schmecken tatsächlich vorzüglich, sind üppigst belegt, mit krossem Rand und saftigem Mittelstück. Vermutlich würden sich alle neapolitanischen Pizzabäcker winden, aber mir sind diese kreativen Interpretationen spontan sympathisch: mit Auberginen, Paprika, scharfen Peperoni, verkleppertem Ei, reichlich Zwiebeln, enormen Mozzarellamengen, Fleischtomaten und was-weiss-ich-was-nicht-alles.
Getränke holt man sich selbst aus dem grossen Kühlschrank – hauptsächlich Limo, Ayran, Wasser. Alkoholisches ist (leider) nicht im Angebot. Hinter der Theke stehen eilfertige Youngster, die flink und geübt ans Werk gehen und merklich zusammenzucken, wenn der Chef den Raum betritt. Die Preisfindung scheint nach kreativen Regeln vonstatten zu gehen, die jedoch nach Bedarf noch diskutiert werden können. Ein Kassenzettel ist aber auf Zuruf möglich, auch wenn dort eventuell andere Produkte aufgelistet sind als man eben in der Hand hält. Egal. Für eine üppig belegte, kaum zu wuppende „kleine“ Pizza ist 7 Euro wirklich nicht zu viel. Die „grosse“ Version kann man sich gar nicht vorstellen. Dass es sogenannte „Schülerangebote“ gibt, mag man beklagen – aber dass einem die eigene Mutter ein Vesperbrot einpackt, gehört wohl der erinnerungsseligen Vergangenheit an. Eine Toilette habe ich im Lokal übrigens nicht entdeckt, aber auch nicht gesucht. Unsere Unterkunft liegt wie gesagt gleich ums Eck.
Ja, ich gebe es zu: ich habe den Marbacher Döner betreten. Und das nach allerbesten urschwäbischen Gastro-Erfahrungen mit drallen Maultaschen und schön schlonzigem Kartoffelsalat. Wie konnte das Fremdgehen passieren? Und wie konnte es mir trotzdem dermassen schmecken? Vielleicht liegt es am interkulturellen Cross-over, am mutigen Über-den-eigenen-Schatten springen?
Apropos springen: die Location in der Marbacher Strohgasse ist bequem ebenerdig und barrierefrei in der eben frisch sanierten Fussgängerzone gelegen und zahlreiche Parkplätze sind hinter der Stadtmauer quasi vor der Türe zu finden.... mehr lesen
Marbacher Döner
Marbacher Döner€-€€€Bar, Imbiss, Take Away07144 884268Grabenstraße 6, 71672 Marbach am Neckar
3.5 stars -
"Pizza à la turque" MinitarJa, ich gebe es zu: ich habe den Marbacher Döner betreten. Und das nach allerbesten urschwäbischen Gastro-Erfahrungen mit drallen Maultaschen und schön schlonzigem Kartoffelsalat. Wie konnte das Fremdgehen passieren? Und wie konnte es mir trotzdem dermassen schmecken? Vielleicht liegt es am interkulturellen Cross-over, am mutigen Über-den-eigenen-Schatten springen?
Apropos springen: die Location in der Marbacher Strohgasse ist bequem ebenerdig und barrierefrei in der eben frisch sanierten Fussgängerzone gelegen und zahlreiche Parkplätze sind hinter der Stadtmauer quasi vor der Türe zu finden.
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Dem Vorteil des auffälligen Namens steht ein geographischer Nachteil gegenüber. Der Aussenbereich des Lokals ziegt nach Norden und sieht nur äusserst selten die Sonne. Auch sind die Spielregeln nicht ganz klar. Bereits im letzten Jahr sass ich einige Zeit vollkommen unbeachtet vor der Tür und habe so lange vergebens auf eine Bedienung gewartet, bis es mir zu fröstelig wurde und ich ein paar Häuser weiterzog, wo der Service bemühter und zugewandter war.
In diesem Jahr habe ich offenbar bessere Karten. Kaum nehme ich an einem der zierlichen Stühlchen vor der Türe Platz, erscheint auch schon ein Aprilmädchen – ob sie meiner ansichtig geworden oder nur durch das laute Kindergeplärre am Nebentisch aufgeschreckt worden war, weiss man nicht. Ich werde jedoch aufgeklärt, dass drinnen an der Theke bestellt werden soll. Eine Karte liegt nicht aus, meine Bestellung wird auch nicht gleich erhört, obwohl der Service mir doch schon gegenüber steht.
Der Innenbereich ist hübsch und hell möbliert, so wie man sich eine moderne Studenten-WG vorstellen würde, mit stylisher Kaffeemaschine und kleiner Kuchentheke und etlichen Grünpflanzen. Ein bisschen eng und gedrängt wird’s an der Theke – aber das Café ist auch gut bestuhlt und besucht. Ausserdem müssen sich alle Gäste, die zur Toilette wollen, hier vorbei bemühen. In Ermangelung einer Karte bestelle ich einen schlichten Kaffee (3,-- Euro) mit normaler Milch (letzteres betone ich laut und deutlich, da ich vermute, mich hier im Hafer- und Sojamilchkosmos zu befinden). Die Aprilmädchen im Service agieren zielgerichtet und tough und versprechen, meine Bestellung nach draussen zu bringen.
Das funktioniert auch prima. Ein Hingucker sind mintgrüne Tasse und rosafarbenes Milchkännchen im Töpferlook (ist jedoch englische Markenware, wie ich am Ende am Boden des Kännchens nachlese). Dazu tatsächlich ein gold(farben)ener Löffel. Ein Schelm, wem dabei Böses in den Sinn kommt… Der Kaffee schmeckt leider etwas schal und vollkommen unspektakulär, was sicherlich an der Normalmilch liegt. Naja, es hätte auch ChariTea Eistee und Viva con Aqua gegeben (was ich später der Homepage entnehme). Offenbar auch leckere Schnittchen mit Namen wie Hüttenheidi, Almöhi oder Clarabanana. Alles mit selbstgemachtem Sauerteigbrot und angesagten Zutaten wie Avocado, Hummus, Chiliflocken, Quittenmus, Erdnussbutter, Kichererbsen. Vielleicht sollte ich dem Lokal noch eine zweite Chance geben? Auch wenn mich Sätze wie dieser etwas verunsichern: „Aprilmädchen ist nicht der Platz an dem die schönsten Geschichten geschrieben werden, es ist der Platz, den du mit deiner besten Freundin besuchst und die schönsten & aufregendsten Geschichten deines Lebens teilst.“
Immerhin gelingt es mir noch, das Mysterium hinter dem Lokalnamen zu lüften. Die Chefin hat offenbar im April Geburtstag. So einfach! Nicht jedoch gelingt es mir, einen analogen Beleg zu erhalten. Man hätte keinen Drucker, erklärt man mir, ich könne den Beleg jedoch übers Handy oder per E-Mail erhalten. Huch, habe ich neue digitale Transformationen verschlafen? Etwas verstört schlage ich eine handschriftliche Variante vor, um den Stempel muss ich noch extra bitten. Derweil vergrössert sich die Schlange an der Theke. Auf einen Toilettengang verzichte ich letztendlich, um nicht für noch mehr Durcheinander zu sorgen. Eine öffentliche Toilette befindet sich nur wenige Häuser weiter.