Besucht am 29.01.2025Besuchszeit: Mittagessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 81 EUR
Der Sindelfinger Wettbachplatz ist seit Jahren zum alkoholgeschwängerten Bermudadreieck mutiert. Hauptsächlich unter der Ägide der Erdinger-Dynastie locken hier ein zünftiges Wirtshaus, eine den ganzen Winter über zum Einsatz kommende Almhütte, die irgendwo zwischen Oktoberfest und Weihnachtsmarkt oszilliert, sowie eine Glühweinbude und möglicherweise noch weitere Attraktionen, die mein geblendetes Auge übersehen haben könnte.
Freunde laden heute zu einer verspäteten Weihnachtsfeier ein, die aufgrund von Terminschwierigkeiten ständig vertagt werden musste. Selbst an einem schnöden Mittwochmittag steppt hier der Bär und ohne Platzreservierung oder relativ frühes Erscheinen dürfte man kaum mehr einen freien Tisch ergattern. Überhaupt sitzt man im Wirtshaus muckelig nah beisammen, bei bayrischen Devotionalien und folkloristischen Accessoires. Wer es gern gesellig mag, ist hier am richtigen Platz.
Obwohl zahlreiche Mittagsangebote (heute Hühnerfrikassee, Rindsroulade oder Schnitzel Wiener Art – jeweils mit Tagessuppe vorneweg) locken, greifen wir lieber zur Standardkarte. Selbstredend ist hier vor allem Deftiges angesagt, z.B. Leberknödelsuppe, Schupfnudeln mit Speckkraut, Hirschgulasch, Semmelknödel mit Rahmchampignons, Gänsekeule mit Rotkohl und Knödel, Nürnberger Rostbratwürstchen. Der Service im Erdinger agiert zackig und schnell, so dass wir uns rasch entscheiden müssen. Noch erschlagen von den Festtagsvöllereien wählen wir vermeintlich Überschaubares, wie drei Fleischküchle mit Kartoffelsalat (13,80 Euro), hausgemachte Semmelknödel mit Rahmchampignons (12,80 Euro) und Kässpätzle (wahlweise mit/ohne Speck oder Schinken) und Salat (15,80 Euro).
Die gut geerdete, emsige Servicedame schafft einiges weg, auch wenn sie bei Rückfragen zu den Speisen sehr ins Straucheln kommt. Immerhin trägt sie unsere Anliegen in die Küche und kommt mit Antworten zurück. Gefühlt müssen wir kaum länger als eine Viertelstunde auf unser Essen warten – und das bei proppevollem Haus. Die Portionen sind zuweilen üppig, eventuelle Reste darf man gerne einpacken. Wirklich mächtig geraten sind die drei Fleischküchle: vielleicht ein bisschen zu trocken, doch die überaus würzige Sauce gleicht es aus (und verleitet zugleich zum Trinken, was hier wohl das Hauptanliegen ist). Der Kartoffelsalat hätte ruhig etwas sämiger ausfallen können. Auch die Semmelknödel fallen zu kompakt und massig und dicht aus (hätte man vielleicht noch etwas länger ziehen lassen sollen). Glücklicher wären wir auch gewesen, wenn das Gericht in einem tiefen Teller mit einem Löffel serviert worden wäre. Doch so ging leider einiges von der Sauce verloren. Die Käsespätzle wiederum entpuppen sich als wahre Holzfällerportion und wundersamerweise als teuerstes unter den gewählten Gerichten. Aber dazu gibt es auch noch einen bunten Beilagensalat, der durch Vielseitigkeit und ein aromatisches Dressing überzeugt. Insgesamt haben wir das Gefühl, dass einiges an Fertigprodukten zum Einsatz kommt, sonst könnte man den hohen Durchsatz gar nicht schaffen.
Eifrig spülen wir das Mittagessen durch reichlich Getränke hinunter, als da sind: ein mittelmässiger Haberschlachter Trollinger mit Lemberger (6,80 Euro für das Viertele), ein Weinschorle weiss von unbekannter Provenienz (5,20 Euro für das Viertele), ein Erdinger alkoholfrei (4,80 Euro), eine eiskalte Cola light (4,80 Euro für 0,4 Liter), sowie ein Espresso (2,30 Euro). Der Service ist immer rasch und unkompliziert zur Stelle, fragt auch zwischendurch nach, ob alles stimmt und okay ist. Hier kann man sich nicht beklagen.
Kurz noch ein paar Fakten zur Infrastruktur. Leider sind die Toiletten im Erdinger recht klein und eng. Dafür kann die gute Innenstadtlage punkten. In Fusslaufnähe erreicht man den Busbahnhof, nur ein paar Schritte weiter den Bahnhof Sindelfingen. Auch(kostenpflichtige) Parkplätze sind rund um den Wettbachplatz verfügbar.
Der Sindelfinger Wettbachplatz ist seit Jahren zum alkoholgeschwängerten Bermudadreieck mutiert. Hauptsächlich unter der Ägide der Erdinger-Dynastie locken hier ein zünftiges Wirtshaus, eine den ganzen Winter über zum Einsatz kommende Almhütte, die irgendwo zwischen Oktoberfest und Weihnachtsmarkt oszilliert, sowie eine Glühweinbude und möglicherweise noch weitere Attraktionen, die mein geblendetes Auge übersehen haben könnte.
Freunde laden heute zu einer verspäteten Weihnachtsfeier ein, die aufgrund von Terminschwierigkeiten ständig vertagt werden musste. Selbst an einem schnöden Mittwochmittag steppt hier der Bär und ohne... mehr lesen
Wirtshaus Zum Erdinger
Wirtshaus Zum Erdinger€-€€€Wirtshaus07031 816633Wettbachstr. 1, 71063 Sindelfingen
3.5 stars -
"Üppige Portionen" MinitarDer Sindelfinger Wettbachplatz ist seit Jahren zum alkoholgeschwängerten Bermudadreieck mutiert. Hauptsächlich unter der Ägide der Erdinger-Dynastie locken hier ein zünftiges Wirtshaus, eine den ganzen Winter über zum Einsatz kommende Almhütte, die irgendwo zwischen Oktoberfest und Weihnachtsmarkt oszilliert, sowie eine Glühweinbude und möglicherweise noch weitere Attraktionen, die mein geblendetes Auge übersehen haben könnte.
Freunde laden heute zu einer verspäteten Weihnachtsfeier ein, die aufgrund von Terminschwierigkeiten ständig vertagt werden musste. Selbst an einem schnöden Mittwochmittag steppt hier der Bär und ohne
Besucht am 25.01.20251 Personen
Rechnungsbetrag: 3 EUR
Die kostenlos zugänglichen Museen Würth in Künzelsau sind immer eine Reise wert. Ungeschickt nur, wenn man dabei just mit einer Grossveranstaltung kollidiert, wie es uns passiert ist. Schlechtes Timing. Der Auftritt eines Kanzlerkandidaten im Carmen-Würth-Forum sorgt für viel Aufregung und die Blockierung der halben Infrastruktur, inklusive des sonst sehr gemütlichen und geschmackvoll ausstaffierten Cafés. Aber man kann ja nicht alles haben…
Diverse Standorte des Hauses Würth, inklusive Cafés und Betriebsrestaurants, werden verlässlich vom Panorama Catering betreut. Im Carmen-Würth-Forum liegt das Café direkt im Eingangsbereich, ist barrierefrei zugänglich und mit feinen Designer-Möbeln ausstaffiert. Mäntel und Taschen kann man kostenlos in Schliessfächern deponieren.
Da wir ohne Frühstück losgefahren sind, knurrt gegen Mittag der Magen schon bedenklich. Das Speisenangebot vor Ort ist nicht allzu üppig, wird aber ansprechend präsentiert. Es ist Selbstbedienung angesagt an einer kunstvoll illuminierten Theke, hinter der sich zeitweise ein halbes Dutzend Servicekräfte tummeln, deren Zuständigkeit allerdings für den Gast nicht ganz transparent ist und die sich fast alle einem versuchten Blickkontakt entziehen, indem sie ausdauernd auf den Boden schauen. Hat das System oder ist es der Aufregung aufgrund des hohen Besuchs zuzuschreiben? Bis ich gezielt eine Mitarbeiterin ansprechen kann, vergeht schon einige Zeit.
Wenn ich mich richtig erinnere, wird Focaccia mit Grillgemüse zwar auf der Karte ausgewiesen, aber man zeigt bedauernd auf das heute eingeschränkte Angebot und murmelt etwas von Schinken und Käse. Ich wähle die Käsealternative, die allerdings in einem dermassen zähen Brötchen steckt, dass es zum Verzweifeln ist. So gilt der zweite Versuch einem Stück Kuchen aus der hochgelobten Konditorei des Hotels Anne Sophie in Künzelsau (das ebenfalls von Carmen Würth gegründet wurde). Tatsächlich ist das Kuchenangebot riesig und sehr beeindruckend. Diverse Käsekuchenvarianten, Obstkuchen mit und ohne Streusel, auch Schokoladiges. Und so versöhnt mich der wohlschmeckende Käsekuchen mit Aprikosen (3,90 Euro) dann doch noch etwas mit dem hiesigen Ort – und das, obwohl ich dem Süssen sonst eher nicht zugeneigt bin.
Ansonsten können das gepflegte Ambiente, die aussergewöhnlichen Sitzmöbel und die tipptopp sauberen Toiletten gelobt werden. Die mangelnde Aufmerksamkeit der Servicekräfte ist vermutlich der Nervosität an diesem Tag zuzuschreiben. Verärgert hat mich diese Nachlässigkeit allerdings doch. Gäste, die zu einem anderen Zeitpunkt eintreffen, können sicherlich mit besseren Bedingungen rechnen.
Die kostenlos zugänglichen Museen Würth in Künzelsau sind immer eine Reise wert. Ungeschickt nur, wenn man dabei just mit einer Grossveranstaltung kollidiert, wie es uns passiert ist. Schlechtes Timing. Der Auftritt eines Kanzlerkandidaten im Carmen-Würth-Forum sorgt für viel Aufregung und die Blockierung der halben Infrastruktur, inklusive des sonst sehr gemütlichen und geschmackvoll ausstaffierten Cafés. Aber man kann ja nicht alles haben…
Diverse Standorte des Hauses Würth, inklusive Cafés und Betriebsrestaurants, werden verlässlich vom Panorama Catering betreut. Im Carmen-Würth-Forum liegt das Café... mehr lesen
Café Atrium im Carmen Würth Forum
Café Atrium im Carmen Würth Forum€-€€€Cafe, Catering+49 79 40 - 930 78 20Am Forumsplatz 1, 74653 Künzelsau
3.0 stars -
"Schlechtes Timing" MinitarDie kostenlos zugänglichen Museen Würth in Künzelsau sind immer eine Reise wert. Ungeschickt nur, wenn man dabei just mit einer Grossveranstaltung kollidiert, wie es uns passiert ist. Schlechtes Timing. Der Auftritt eines Kanzlerkandidaten im Carmen-Würth-Forum sorgt für viel Aufregung und die Blockierung der halben Infrastruktur, inklusive des sonst sehr gemütlichen und geschmackvoll ausstaffierten Cafés. Aber man kann ja nicht alles haben…
Diverse Standorte des Hauses Würth, inklusive Cafés und Betriebsrestaurants, werden verlässlich vom Panorama Catering betreut. Im Carmen-Würth-Forum liegt das Café
Besucht am 25.01.2025Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 74 EUR
Eher per Zufall landen wir an einem milden Wochenende im Januar just im hohenlohischen Braunsbach, das 2016 durch die Medien ging, als eine verheerende Sturzflut den Ortskern überschwemmt und zu einem großen Teil zerstört hat. Inzwischen ist längst wieder alles aufgebaut und saniert, inklusive dreier gut florierender und gut besuchter gastronomischer Einrichtungen. Die überaus freundliche und auskunftsfreudige Landlady unserer Airbnb-Unterkunft legt uns sofort den hiesigen Löwen nahe – aufgrund des hochwertigen Angebots und der hauseigenen Metzgerei. Eine Reservierung sei allerdings vor allem am Wochenende unumgänglich, wird uns empfohlen. Das regeln wir noch am selben Nachmittag. Was sich bezahlt machen wird.
Von aussen wirkt das am zentralen Marktplatz gelegene Gebäude noch relativ unspektakulär, bis auf die grellrote Leuchtschrift „Fleisch und Wurst“. Klare Ansage. Da weiss man sofort, was einen erwartet. Als wir gegen 18 Uhr eintreffen, ist der eigentliche Gastraum bereits komplett mit Gästen belegt und uns wird ein Tisch im Nebenraum (früher vermutlich der Verkaufsraum der Metzgerei) zugewiesen. Nicht ohne Überraschungseffekt. Hier haben sich die Betreiber einiges getraut. Hemmungslos werden hier Vintage-Möbel mit modernen Accessoires kombiniert, verblichene Familienfotos mit Faschingsgirlanden, ein unglaublich beeindruckendes Arsenal an Wurstkonserven mit Kaugummiautomaten und einer Süsskram-Theke und Vögelgezwitscher in den Toiletten. Es lebe der Landgasthof im neuen Gewand.
Tatsächlich wird der Löwen jetzt wohl schon in der dritten Generation betrieben. Man setzt auf Althergebrachtes wie Rinderleber, saure Nierle, Kutteln, Maultaschen, Siedfleisch und Zwiebelrostbraten, aber auch Angesagtes wie Dry Aged Beef. Der Reiferaum ist nur durch eine Glaswand vom Gastraum getrennt. Schon bald ist auch im hiesigen Teil des Lokals kein einziger Sitzplatz mehr frei.
Der gut gelaunte, charmante, selbstbewusste Service zeichnet sich durch gleichbleibendes Standing und Freundlichkeit aus, auch wenn es umtreibig wird. Neben der gedruckten Speisekarte werden uns noch Tagesspezialitäten auf einer kleinen Schiefertafel annonciert. Gute Idee – davon nehmen wir gleich mal die frische Schwarzwurst. Ausserdem noch geschmorte Ochsenbacken mit Spätzle und Salat, sowie den Lemberger von Drautz-Able aus Heilbronn, einem unserer Lieblingsweingüter. Trotz vollem Haus werden wir rasch und aufmerksam umsorgt.
Schon die Schwarzwurst (8,80 Euro) ist ein Gedicht, schön angemacht mit fein geschnittenen Zwiebelchen und Gürkchen, mit einer würzigen Essig-Öl-Marinade. Nur die Pfeffermühle muss für unseren Geschmack noch kurz zum Einsatz kommen. Wäre so schon ein wunderbares Alltagsvesper, das leider etwas aus der Mode gekommen ist. Sensationell sind auch die Ochsenbacken (25,80 Euro), so zart geschmort, dass kaum das Messer benutzt werden muss. Zur aromatischen Sauce (die Champignons darin erscheinen uns eher überflüssig, sind aber wohl dekorativer Natur) passen hervorragend die hausgemachten Spätzle. Beim Beilagensalat mit leicht süsslichem Dressing finden sich untern den knackigen Blattsalaten noch Bohnen, Möhren- und Selleriestiftelchen, die wohl eher aus der Grosspackung stammen und nicht selbst geschnippelt wurden. Aber das könnte dem Wochenendansturm geschuldet sein. Den kräftigen Lemberger nehmen wir einmal aus der Karaffe (5,50 Euro) und einmal als Schorle (3,40 Euro) im grünhenkeligen traditionellen Viertelesglas.
Trotz des Hochbetriebs ist zum Ende hin noch ein kleiner informativer Plausch mit dem Service möglich. Wir fühlen uns rundum wohlgeschätzt und gut umsorgt. Der gesamte Besuch hat uns beeindruckt: ein hoher Standard bei Essen und Getränken, ein unkonventionelles Ambiente, dazu erstaunlich günstige Preise, die man so im Stuttgarter Raum längst nicht mehr finden würde. Eine wahre Entdeckung!
Eher per Zufall landen wir an einem milden Wochenende im Januar just im hohenlohischen Braunsbach, das 2016 durch die Medien ging, als eine verheerende Sturzflut den Ortskern überschwemmt und zu einem großen Teil zerstört hat. Inzwischen ist längst wieder alles aufgebaut und saniert, inklusive dreier gut florierender und gut besuchter gastronomischer Einrichtungen. Die überaus freundliche und auskunftsfreudige Landlady unserer Airbnb-Unterkunft legt uns sofort den hiesigen Löwen nahe – aufgrund des hochwertigen Angebots und der hauseigenen Metzgerei. Eine Reservierung sei allerdings... mehr lesen
Gasthof Zum Löwen mit eigener Metzgerei
Gasthof Zum Löwen mit eigener Metzgerei€-€€€Gasthaus, Biergarten0790691050Marktplatz 4, 74542 Braunsbach
5.0 stars -
"Es lebe der Landgasthof" MinitarEher per Zufall landen wir an einem milden Wochenende im Januar just im hohenlohischen Braunsbach, das 2016 durch die Medien ging, als eine verheerende Sturzflut den Ortskern überschwemmt und zu einem großen Teil zerstört hat. Inzwischen ist längst wieder alles aufgebaut und saniert, inklusive dreier gut florierender und gut besuchter gastronomischer Einrichtungen. Die überaus freundliche und auskunftsfreudige Landlady unserer Airbnb-Unterkunft legt uns sofort den hiesigen Löwen nahe – aufgrund des hochwertigen Angebots und der hauseigenen Metzgerei. Eine Reservierung sei allerdings
Besucht am 20.12.2024Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 53 EUR
Am letzten Freitag vor Weihnachten ist man schon ganz entspannt. Ein spätnachmittägliches Treffen mit Kollegen/Freunden in einem Tagescafé will kein Ende haben, so dass ein Teil von uns noch mal weiterzieht, um nach einem passenden Lokal für das Abendessen zu suchen. So spontan und ohne Reservierung ist das allerdings zu diesem Zeitpunkt fast unmöglich, obwohl die Lautenschlagerstrasse gastronomisch gut bestückt ist.
Mit bettelndem Blick und entsprechendem Verhandlungsgeschick werden 3 Personen noch im Senzanome angenommen, allerdings mit dem strikten Hinweis, dass in 55 Minuten der Tisch für neue Gäste reserviert ist und man nicht mehr mehrgängig essen könne. Bis wir uns aus den Mänteln geschält und die Taschen verstaut haben, sind es schon weniger als 50 Minuten. Der Laden brummt und vor lauter geschäftigem Lärm und Hektik kommen auch wir kaum zur Ruhe. Hier sitzt man eng beisammen in einem weihnachtlich überdekorierten Raum, bei einem immensen Lärmpegel. Laut Homepage soll das Lokal 90 Sitzplätze haben, was man kaum glauben mag. In irgendeiner Ecke liegt die verglaste Küche, davor der Weinschrank und die Treppe zu den Toiletten im UG. Bis es uns gelingt, einen Ober heranzuwinken, liegen wir schon unter einer verbleibenden Dreiviertelstunde.
Ein Blick auf die Karte verrät, dass man hier auch glutenfrei essen kann. Für ein italienisches Restaurant eine besondere Herausforderung – von Seiten der Gäste vielleicht mit ein Grund für den grossen Andrang? Für uns kein Thema. Wir wählen 1x Insalata Senzanome (16,50 Euro) und 1x Insalata Vitello (16,50 Euro), die dritte Person beschränkt sich aufgrund des Zeitproblems lieber aufs Trinken. Eine gute Idee, denn der Primitivo (0,2 Liter für 7,50 Euro) ist tiefdunkel, vollmundig, aromatisch und wurde zudem generös eingegossen. Dafür wird das Weissweinschorle (5,50 Euro) deutlich zu eiskalt serviert, was die Geschmacksnerven einfrieren lässt. Schade. Beim Bestellen können wir kaum Augenkontakt zum Ober herstellen, der hektisch nach allen Richtungen schaut und nicht sehr konzentriert bei der Sache ist. Wen verwundert´s bei diesem Trubel? Trotzdem wird aber alles korrekt ausgeliefert.
Die Salate fallen üppig aus, sind sichtlich frisch arrangiert worden und schmecken hervorragend. Wir sind begeistert. Beim Insalata Senzanome entdecken wir unter einem mächtigen Berg von Rucola viel geraspelte Möhre, reichlich Garnelen, gegrillte Auberginen, Avocadostückchen, Zwiebelringe, Tomaten. Beim Insalata Vitello dachten wir eigentlich an hauchdünne Kalbfleischscheiben wie beim Vitello Tonnato, doch der Salat ist eine Überraschung, vor allem in der Kombination. Das Kalbfleisch eher stückig, dazu Erdnüsse, reichlich Parmesan und auch hier ein Berg von Rucola. Beim Anmachen entdecken wir ein noch jungfräuliches Fläschlein Aceto Balsamico auf dem Tisch, bei dem wir erst noch den Verschluss knacken müssen. Wird jeder Tisch so frisch ausstaffiert?
Ein letzter Blick auf die Karte lässt erahnen, was man essen könnte, wenn die Zeit nicht drängen würde. Das Lokal glänzt mit einer grossen Pasta-Auswahl, z.T. auch glutenfrei. Der neuen Sparsamkeit wird mit folgendem Hinweis vorgebeugt: „Pastagericht zum Teilen? Zzgl. 3,50 Euro Servicepauschale.“ Die Fleischgerichte liegen bei etwa 30 Euro, die Pizze variieren zwischen 10 und 17 Euro. Für 3,50 Euro Aufpreis gibt’s den Pizzateig auch glutenfrei. Das erscheint angemessen angesichts des verständlichen Mehraufwands. Ein umfangreiches Angebot an Antipasti und Nachspeisen locken all jene, die mehrgängig essen wollen.
Das Lokal in zentraler Innenstadtlage ist gut erreichbar – sowohl die S-Bahn-Haltestellen Stadtmitte als auch Hauptbahnhof liegen nur wenige Gehminuten entfernt. Theater, Kino, Museen, Shoppingmeile Königstrasse, Schlossplatz sind gleich ums Eck. Für eine Unterhaltung war es in diesem trubeligen Vorweihnachtsambiente leider zu laut, doch Speisen und Getränke haben uns gemundet.
Am letzten Freitag vor Weihnachten ist man schon ganz entspannt. Ein spätnachmittägliches Treffen mit Kollegen/Freunden in einem Tagescafé will kein Ende haben, so dass ein Teil von uns noch mal weiterzieht, um nach einem passenden Lokal für das Abendessen zu suchen. So spontan und ohne Reservierung ist das allerdings zu diesem Zeitpunkt fast unmöglich, obwohl die Lautenschlagerstrasse gastronomisch gut bestückt ist.
Mit bettelndem Blick und entsprechendem Verhandlungsgeschick werden 3 Personen noch im Senzanome angenommen, allerdings mit dem strikten Hinweis,... mehr lesen
4.0 stars -
"Senza Riposo" MinitarAm letzten Freitag vor Weihnachten ist man schon ganz entspannt. Ein spätnachmittägliches Treffen mit Kollegen/Freunden in einem Tagescafé will kein Ende haben, so dass ein Teil von uns noch mal weiterzieht, um nach einem passenden Lokal für das Abendessen zu suchen. So spontan und ohne Reservierung ist das allerdings zu diesem Zeitpunkt fast unmöglich, obwohl die Lautenschlagerstrasse gastronomisch gut bestückt ist.
Mit bettelndem Blick und entsprechendem Verhandlungsgeschick werden 3 Personen noch im Senzanome angenommen, allerdings mit dem strikten Hinweis,
Besucht am 08.12.2024Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 42 EUR
Sonntagmittags in der Vorweihnachtszeit noch irgendwo in Böblingens Innenstadt einen freien Tisch zu ergattern, ist gar nicht so einfach. Allerorten geschlossene Gesellschaften. Der Hinweis aufs Il Fresco in der Bahnhofstrasse (nein, ich klappere jetzt nicht alle gastronomischen Betriebe dieses Viertels ab, die Abfolge ist reiner Zufall) stammt von unseren Nachbarn. Gefühlt seit einigen Jahren – spätestens seit Umwandlung der Strasse in eine Fussgängerzone – steht das Lokal an prominenter Stelle in einem Eckhaus gleich gegenüber des Bahnhofs und kann somit als Entree in die Stadt wahrgenommen werden. Bislang hatte ich von einem Besuch immer Abstand genommen. Ein Italiener, der ganz offen und unverhohlen nicht nur Pizza, Pasta, Fleisch und Fisch bewirbt, sondern auch Burger, war mir einfach etwas suspekt. Aber das ist vielleicht der hiesigen Klientel und ihren Wünschen geschuldet. Und ein Blick aufs Impressum der Homepage legt eine ganz andere Nationalität nahe.
Die Online-Reservierung funktioniert tadellos und unproblematisch. Eine Bestätigung trifft sofort ein, eine Erinnerung kurz vor dem Termin. Als wir allerdings dann vor Ort eintreffen, warten wir erst mal geraume Zeit vorm Tresen und können das Gefühl nicht loswerden, hier nur dumm im Weg rumzustehen. Beide Servicekräfte wirbeln geschäftig durch die Gegend. High Noon! Doch als man sich dann schliesslich um uns kümmert, zeigt man angesichts unseres spontanen Wunsches nach einem ruhigen Platz durch erstaunliche Flexibilität und weist uns bei fast vollem Haus nicht das vorgesehene Zweier-Katzentischchen, sondern eine gediegene, grosszügige Vierer-Ecke mit Sitzbänken zu. Das Interieur ist gepflegt, die Ausstattung Ton in Ton in verschiedenen Changierungen vom Braun gehalten, zwei Speisekarten liegen bereits auf dem Tisch. Über uns ein angedeutetes Deckengemälde, das dem Lokal wohl seinen Namen gegeben hat.
Der Service wirkt aufmerksam, ist rasch zur Stelle, steht jedoch sichtlich unter Strom. Für ein nettes Geplänkel ist heute keine Zeit. Die bestellten Getränke werden umgehend gebracht und in massiven, dickwandigen Gläsern serviert, die wohl Hochwertigkeit symbolisieren sollen. Sowohl die Cola Zero (der halbe Liter für 4,60 Euro) als auch das Johannisbeerschorle (der halbe Liter für 4,50 Euro) sind gut temperiert. Auch bei den Speisen legt sich die Küche ins Zeug. Obwohl man die Spaghetti Bolognese (15,00 Euro) als blossen Primo Piatto vermuten würde, ist die Portion hoch aufgetürmt und sättigt mit bissfesten Teigwaren und herzhaftem Hackfleisch schon vollkommen. Eine Augenweide ist der in einer tiefen Schüssel servierte mediterrane Salat mit erstklassigen Garnelen, einem lauwarmen Burrata, der beim Einstechen cremig zerläuft und würzigen getrockneten Tomaten. Nach unten hin wird der Rucola durch die Staunässe der Vinaigrette allerdings unangenehm sülzig. Gut geschmeckt haben uns auf jeden Fall die kostenlos dazu servierten, amorph geformten, noch leicht warmen Pizzabrötchen.
Der Geräuschpegel bei vollem Lokal und Hintergrundmusik aus den Lautsprechern ist eh schon enorm, doch er wird noch durch eine laute Familie mit wild herumtobenden und schreienden Kindern, die förmlich ausser Rand und Band sind, ist Unerträgliche gesteigert. Man versteht sein eigenes Wort nicht mehr. Der Ober entschuldigt sich bei uns, hat jedoch keine Handhabe zum Eingreifen. So sehen wir uns nach anderthalb Stunden zum Gehen gezwungen, obwohl wir noch gerne zum Kaffee geblieben wären. Den nehmen wir dann halt in einem nahen Café zu uns. Schade. Vielleicht sollte man bei nächster Gelegenheit noch den Mittagstisch antesten? Zu Preisen um die 15 Euro pro Portion werden hier im Wechsel Pizze, Pasta und Hausmannskost (z.B. Gulasch mit Spätzle oder Pollo alla Cacciatora) angeboten – allerdings auch nichts, was einen vom Hocker reissen würde.
Die Gäste im Il Fresco sind international, neben uns sitzt eine brasilianische Familie mit erstaunlich artigen Zwillingen, weiter vorne eine Gruppe von Amerikanern. Burger und Fritten auf der Speisekarte haben wahrscheinlich ihre Berechtigung. Die 1a-Innenstadtlage legt eine Anreise mit Öffis oder einen Spaziergang zu Fuss nahe, auch wenn auf der Homepage ein Parkplatz angepriesen wird, dessen Zufahrt und Lage mir hier in der Fussgängerzone eher schleierhaft ist. Sommers kann man ganz kommod neben Kübelpflanzen und Olivenbäumchen draussen sitzen.
Sonntagmittags in der Vorweihnachtszeit noch irgendwo in Böblingens Innenstadt einen freien Tisch zu ergattern, ist gar nicht so einfach. Allerorten geschlossene Gesellschaften. Der Hinweis aufs Il Fresco in der Bahnhofstrasse (nein, ich klappere jetzt nicht alle gastronomischen Betriebe dieses Viertels ab, die Abfolge ist reiner Zufall) stammt von unseren Nachbarn. Gefühlt seit einigen Jahren – spätestens seit Umwandlung der Strasse in eine Fussgängerzone – steht das Lokal an prominenter Stelle in einem Eckhaus gleich gegenüber des Bahnhofs und kann somit... mehr lesen
Il Fresco
Il Fresco€-€€€Restaurant, Bar, Biergarten070316333617Bahnhofstr. 29, 71032 Böblingen
3.5 stars -
"Beste Innenstadtlage" MinitarSonntagmittags in der Vorweihnachtszeit noch irgendwo in Böblingens Innenstadt einen freien Tisch zu ergattern, ist gar nicht so einfach. Allerorten geschlossene Gesellschaften. Der Hinweis aufs Il Fresco in der Bahnhofstrasse (nein, ich klappere jetzt nicht alle gastronomischen Betriebe dieses Viertels ab, die Abfolge ist reiner Zufall) stammt von unseren Nachbarn. Gefühlt seit einigen Jahren – spätestens seit Umwandlung der Strasse in eine Fussgängerzone – steht das Lokal an prominenter Stelle in einem Eckhaus gleich gegenüber des Bahnhofs und kann somit
Besucht am 05.12.20242 Personen
Rechnungsbetrag: 9 EUR
Nicht nur das Shoppingcenter Mercaden, sondern auch die ganze Böblinger Bahnhofstrasse ist während der letzten Jahre komplett im Umbruch. Architektonisch zwar weniger nach meinem Geschmack, doch kulinarisch kann noch einiges ausprobiert werden. Im Erdgeschoss eines schon etwas länger bestehenden Mehrfamilienhauses residiert vermutlich schon mehr als seit einem Jahr „Almas Bowls and Rolls“. An markanter und gut sichtbarer Stelle, an der zuvor eine Bäckerei untergebracht war, die sich offenbar aufgrund der hohen Bäckereidichte in dieser Strasse nicht so gut halten konnte. Durch die ebenerdige Lage ist die Location barrierefrei erreichbar. In den Sommermonaten kann man auch gut draussen sitzen, da die Bahnhofstrasse seit einigen Jahren zur Fussgängerzone umgewandelt wurde.
Alma und ihr Team haben sich auf „Bowls und Rolls“ (ja, ich rolle etwas mit den Augen, obwohl ich ein Fan von Alliterationen bin) spezialisiert – vielleicht eine temporäre Modeerscheinung, vielleicht eine bleibende Alternative für alle, die der plötzliche Hunger plagt, die nicht lange auf ihr Essen warten wollen und die zeitweise keinen Bock auf Döner und Würstel haben. An einer langen verglasten Theke reihen sich farbenfrohe, allesamt sehr frisch und knackig aussehende Zutaten an einander, die man entweder nach eigenem Gusto oder als bereits vorgefertigtes Arrangement zusammenstellen lassen kann: von Avocado bis Walnüssen, von Basmatireis bis Zwiebeln, von Bulgur bis Tomaten, von Broccoli bis Rucola, dazwischen alles, was sonst noch derzeit hip und angesagt ist: Hummus, Granatapfelkerne, Tortilla Crunch, Edamame, Jalapenos und wasweissich. Im Vorübergehen hatte ich bislang den Eindruck, dass es nie besonders voll bei Alma ist. Der Grund dafür wird sich für mich noch erschliessen.
Anlass für ein näheres Zusammentreffen auf Alma und Konsorten geben gleich zwei Umstände. Zum einen flattert eine Rabattaktion für einen Essenslieferdienst ist Haus – zwar absolut nicht meine Welt, aber man kann ja mal neue Erfahrungen sammeln… Zum anderen verspüre ich nach einem Tag mit mehreren Handwerkerterminen keine Kraft mehr, vor die Türe zu gehen. Also wird Almas Bowls and Rolls angetestet. Geliefert wird sehr rasch und schon eine halbe Stunde vor der prognostizierten Zeit (wer auch immer damit gelobt werden kann). Die Spicy Beef Roll (regulärer Preis: 9,90 Euro) hat in etwa den Umfang eines Nudelholzes und wiegt mindestens so viel. Die Fancy Falafel Bowl (regulärer Preis: 11,50 Euro) changiert optisch zwischen ansprechenden Komplementärfarben und wird erst mal zur Seite gestellt.
Wie kann man die immense Rolle ohne Kiefersperre vertilgen? Wir entrollen den Fladen einfach wieder und essen den Inhalt mit Messer und Gabel. An kross angebratenen Streifen von Kalbfleisch wurde nicht gespart, auch nicht an spicy Jalapenos und an einer teuflisch scharfen Sauce. Abgemildert wird das Ganze durch neutralen Reis, Salatblättern und jede Menge Grünzeug wie Gurke und Tomate und Paprika. Macht pappsatt und kann aufgrund der kompakten Form natürlich auch unterwegs gegessen werden (wer auch immer darauf steht). In der Bowl liegen auf einem Bett von Bulgur vier gut gewürzte Falafel und etliche Begleiter in den Farben Grün und Rot: Brokkoli, Edamame, Tomaten, Rucola und andere Salatblätter, Granatapfelkerne, darüber Hummus. Alles offenkundlich frisch. Nach unten hin wird es etwas arg trocken und wir pimpen den Bulgur durch eine hauseigene Sauce auf. Erst zu spät entdecken wir am Boden der Tragetasche noch ein Näpfchen mit einer roten Sauce – offenbar ein Himbeerdressing. Hätte wahrscheinlich recht interessant und experimentell dazu geschmeckt.
Tja, was bleibt als Fazit? Das Thema Lieferservice wird definitiv wieder ad acta gelegt oder höchstens in ernsten Notfällen bedacht. Almas Speisen waren frisch und wurden ansprechend dargereicht. Im Viertel der Bahnhofstrasse mit vielen Micro-Apartments und berufstätigen Menschen ohne Zeit zum Einkaufen und Kochen dürfte eine entsprechende Klientel vorhanden sein. Die könnte sozusagen in Hausschuhen runtergehen und sich ihr Abendessen holen. Schöne neue Welt!
Nicht nur das Shoppingcenter Mercaden, sondern auch die ganze Böblinger Bahnhofstrasse ist während der letzten Jahre komplett im Umbruch. Architektonisch zwar weniger nach meinem Geschmack, doch kulinarisch kann noch einiges ausprobiert werden. Im Erdgeschoss eines schon etwas länger bestehenden Mehrfamilienhauses residiert vermutlich schon mehr als seit einem Jahr „Almas Bowls and Rolls“. An markanter und gut sichtbarer Stelle, an der zuvor eine Bäckerei untergebracht war, die sich offenbar aufgrund der hohen Bäckereidichte in dieser Strasse nicht so gut halten konnte.... mehr lesen
Almas Bowls and Rolls
Almas Bowls and Rolls€-€€€Restaurant, Lieferdienst, Take Away+4970317101985Bahnhofstraße 9, 71034 Böblingen
3.0 stars -
"Frisch und knackig" MinitarNicht nur das Shoppingcenter Mercaden, sondern auch die ganze Böblinger Bahnhofstrasse ist während der letzten Jahre komplett im Umbruch. Architektonisch zwar weniger nach meinem Geschmack, doch kulinarisch kann noch einiges ausprobiert werden. Im Erdgeschoss eines schon etwas länger bestehenden Mehrfamilienhauses residiert vermutlich schon mehr als seit einem Jahr „Almas Bowls and Rolls“. An markanter und gut sichtbarer Stelle, an der zuvor eine Bäckerei untergebracht war, die sich offenbar aufgrund der hohen Bäckereidichte in dieser Strasse nicht so gut halten konnte.
Besucht am 04.12.2024Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 12 EUR
Im Böblinger Shoppingtempel Mercaden herrscht nicht nur bei den Läden, sondern auch bei den gastronomischen Angeboten im Moment große Fluktuation. In über einem Dutzend Food Courts und Lokalen kann man der kulinarischen Vielfalt verschiedener Herkunftsländer frönen, z.B. der deutschen, italienischen, türkischen, thailändischen Küche (gab´s nicht auch mal einen Inder?). Aber zugegeben: ich esse relativ selten hier, weil es mir meist gegen den Strich geht, mitten in dem trubeligen Shopping-Rummel schnell was in mich reinzuschaufeln. Dabei findet man hier auch ruhige Ecken.
Das Kiyam Manti ist erst Ende August im Mercaden eingezogen und da es sich auf der Eingangsebene 0 befindet, kommt man unweigerlich irgendwann mal dran vorbei. Doch heute nehme ich es zum ersten Mal bewusst wahr und studiere eher nebenbei das attraktiv illustrierte Speisenangebot. Sofort spricht mich eine junge, aufgeweckte und aufgeschlossene Servicedame hinterm Tresen an. Ich lerne, dass hier Manti und Hambal – türkische Teigtaschen – angeboten werden, die wahlweise mit Hackfleisch, Kartoffeln oder Käse gefüllt und mit verschiedenen Saucen angeboten werden. Das Zentrum dieser kulinarischen Kultur soll in Kayseri liegen, doch hier in Böblingen kommen weitere individuelle Kreationen zum Zug. Das hört sich für mich ein bisschen wie ein 1001-Nacht-Märchen an, doch wieso sollen sich nicht entfernte Verwandte von Maultäschle, Tortellini und Ravioli, Piroggen und Pelmeni, Dumplings und Gyoza in der Türkei bekannt sein? Also gut, das wird probiert.
Schnell wird mir aus verschiedenen Töpfen und Behältnissen ein tiefer, fast schon schüsselartiger Teller bis zum Rand hin gefüllt: gut auf den Punkt gegarte dreieckige Hambal-Teigtäschchen mit einer soften (der Schwabe würde schlonzig sagen) Käsesauce, mit zerkrümeltem Feta, frisch gehackter Petersilie und knackigen Granatapfelkernen. Die zerlassene Butter, die sich auf den Tiefen des Tellers abgesetzt hat, entdecke ich erst später. Irgendwas frisch Kräuteriges ist auch noch drin, ich vermute mal Minze. Schon nach wenigen Bissen wird klar: das ist mächtig, mächtig, mächtig, sehr gehaltvoll und eigentlich für eine hungrige mehrköpfige Familie gedacht. Dabei habe ich nur die Normalportion (9,90 Euro) erhalten, nicht die grosse Portion (+ 2 Euro). Aber ich habe ja Zeit und geniesse den Umstand, dass im Kiyam Manti kaum Betreib herrscht (im Gegensatz zum vollbesetzten, aufgeheizten Dönerladen next door) und mich nichts bedrängt. Das Lokal ist minimalistisch eingerichtet: heller Fliesenboden, hellbeige Wände, schlichte 5 Vierer- und 3 Zweiertische. Als einziger Schmuck und Reminiszenz an die Jahreszeit rote und grüne Glastannenbäume auf den Tischen.
Da man alle Gerichte auch zum Mitnehmen ordern kann, ringe ich eine Zeitlang mit mir, einen Rest einpacken zu lassen. Doch dann schaffe ich fast alles. Uff! Was später leichtes Magengrimmen und etwas Sodbrennen zur Folge hat. Aus meiner Sicht hätte man bei diesem habhaften Gericht auf die zerlassene Butter verzichten können. Doch vielleicht steht der Kunde drauf? So wie auf die zusätzlichen Fritten, die hier auch als Zugabe im Angebot sind, die ich mir aber gar nicht zu den Teigtaschen vorstellen kann. Welch Frevel!
Blitzblank und sauber ist es im Kiyam Manti, das ja allerdings noch nicht so lange besteht. Die beiden Servicedamen zeigen sich freundlich und auskunftsfreudig und helfen gerne bei der Wahl der geeigneten Variante. Als sich eine Kundin vor mir etwas darüber beschwert, dass ihr Gericht nicht recht warm gewesen sei, lerne ich so nebenbei: es handelt sich um lauwarm genossene Speisen. Und für mich war`s okay.
Vielleicht probiere ich bei Gelegenheit noch andere Varianten? Durch die zentrale Lage des Mercaden, gerade gegenüber des Böblinger Bahnhofs und Busbahnhofs, sowie durch die grosszügigen Öffnungszeiten ist die Chance gross. Autofahrer erhalten als Kunden einen Rabatt auf die Nutzung des Parkhauses.
Im Böblinger Shoppingtempel Mercaden herrscht nicht nur bei den Läden, sondern auch bei den gastronomischen Angeboten im Moment große Fluktuation. In über einem Dutzend Food Courts und Lokalen kann man der kulinarischen Vielfalt verschiedener Herkunftsländer frönen, z.B. der deutschen, italienischen, türkischen, thailändischen Küche (gab´s nicht auch mal einen Inder?). Aber zugegeben: ich esse relativ selten hier, weil es mir meist gegen den Strich geht, mitten in dem trubeligen Shopping-Rummel schnell was in mich reinzuschaufeln. Dabei findet man hier auch ruhige... mehr lesen
3.0 stars -
"Reise nach Kayseri" MinitarIm Böblinger Shoppingtempel Mercaden herrscht nicht nur bei den Läden, sondern auch bei den gastronomischen Angeboten im Moment große Fluktuation. In über einem Dutzend Food Courts und Lokalen kann man der kulinarischen Vielfalt verschiedener Herkunftsländer frönen, z.B. der deutschen, italienischen, türkischen, thailändischen Küche (gab´s nicht auch mal einen Inder?). Aber zugegeben: ich esse relativ selten hier, weil es mir meist gegen den Strich geht, mitten in dem trubeligen Shopping-Rummel schnell was in mich reinzuschaufeln. Dabei findet man hier auch ruhige
Besucht am 14.11.2024Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 13 EUR
Wer um die Mittagszeit herum im Stuttgarter Hospitalviertel etwas Habhaftes zu sich nehmen möchte, hat zwar einige Möglichkeiten, muss sich jedoch gegen zahlreiche Mitbewerber um Sitz- und Essensplätze durchsetzen. Wie oft habe ich schon vergeblich an der Zuckerei angeklopft – und das, wo mir doch schon der herausfordernde Lokalname eher suspekt und provokativ erschien? Nun habe ich doch noch Erfolg, und das kurioserweise just am Weltdiabetestag, am frühen Nachmittag gegen 14 Uhr. Ob Angesichts der offensichtlichen Gefahren doch einige Stammgäste dem Ort der Verführungen ferngeblieben sind?
Dabei ist alles halb so schlimm – oder eigentlich ganz anders und viel besser. Die Zuckerei liegt im Erdgeschoss des Bibelmuseums, unweit des Hospitalhofs, des Hauses der Wirtschaft, der Liederhalle – somit also in einer guten, hier sogar sehr ruhigen Innenstadtlage. Wenn man am Haus zur besten Essenszeit vorbeigeht, scheint das Lokal geradezu vollgestopft mit glückselig speisenden und schwatzenden Menschen zu sein. Und in der Tat: in einem Raum auf der Grundfläche eines gutbürgerlichen Wohnzimmers stehen gut ein Dutzend kleine Bistrotischchen (die meisten schon leicht angemackelt und etwas ramponiert im allerbesten Vintage-Style) mit Stühlen und Sitzbänken drumherum recht eng beisammen. Drei Menschen werkeln fröhlich in einer winzigen Küchenecke mit Theke, darüber weiss gestrichene Heizungsrohre, nach vorne raus bodentiefe Fenster. Alles wirkt ein bisschen improvisiert und zusammengestückelt, aber sehr sympathisch, so als wäre man in einer befreundeten WG zu Gast. In der Sommerzeit ist auch der Platz vor dem Lokal bestuhlt, doch jetzt erinnert nur noch ein Sonnenschirmständer an besseres Wetter.
Allein ein Blick auf die Auslagen in der Zuckerei-Theke zeigt schon: hier ist mit viel Liebe und Hingabe Selbstgemachtes im Angebot. Auch wer geschmacklich nicht zum Süssen neigt (so wie ich), kann sich optisch erfreuen an lindgrünen Pistazientürmchen, französisch angehauchter Patisserie, himbeerfarbenen Törtchen, schokoladig glänzenden Kalorienbomben. Doch die Karte, die mir sogleich mit einem freundlichen Lächeln von der Chefin Sibel Keskinsoy gebracht wird, gibt viel mehr her: zahlreiche Frühstücksvariationen, herzhafte Suppen, belegte Brötchen und Bagels, wechselnde herzhafte Quiches, Salate. Dazu Kaltgetränke und natürlich jede Menge Kaffeespezialitäten.
Heute ist eine Kartoffel-Lachs-Quiche im Angebot, die ich mit Salatbouquet bestelle (9,50 Euro). Kaum habe ich mich etwas umgesehen, wird auch schon aufgetragen. Herrlich! Die Quiche gleicht einem überbordenden Auflauf, in dem Kartoffelscheiben und Räucherlachs zusammen mit viel Schmand aufgeschichtet und überbacken wurden. So perfekt gewürzt, dass der automatisch dazu gestellte Salzstreuer und die Pfeffermühle überhaupt nicht zum Einsatz kommen müssen. Ein bisschen zu weich erscheint mir allerdings das Kartoffel-Lachs-Konglomerat, dem ich mir etwas mehr Biss gewünscht hätte. Dafür ist das Salatbouquet aus frischen Blattsalaten, Cocktailtomatenhälften und Kresse sehr fein mit einer Himbeeressig-Vinaigrette angemacht. Wenn ich mich umschaue, speisen die Gäste derzeit allesamt recht herzhaft, auch mächtige Latte- und Cappuccinoportionen sind zu sehen. Den Törtchen wird wahrscheinlich erst später am Nachmittag zugesprochen.
Da die Zuckerei barrierefrei im Erdgeschoss liegt, sehe ich auch Gäste mit Kinderwagen und ein mobilitätseingeschränktes Paar. Schwierig wird es allerdings, wenn man die Toiletten aufsuchen möchte. Der Weg in die obere Etage ist zwar relativ gut ausgeschildert, jedoch abenteuerlich, wie eine Zeitreise zurück in die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts. Zwischendrin kreuzt man noch die Evangelische Müttergenesung und Räumlichkeiten, die an eine Familientagungsstätte erinnern. Vermutlich gibt es aber auch einen Treppenlift, zumindest sind Vorrichtungen dafür zu sehen.
Die Zuckerei hat täglich (ausser sonntags) von 9:30 bis 18:00 Uhr geöffnet, ist also der perfekte Ort für ein Frühstück oder ein kleines Mittagessen. Ich komme sicherlich wieder – wenn ich einen freien Platz finde.
Wer um die Mittagszeit herum im Stuttgarter Hospitalviertel etwas Habhaftes zu sich nehmen möchte, hat zwar einige Möglichkeiten, muss sich jedoch gegen zahlreiche Mitbewerber um Sitz- und Essensplätze durchsetzen. Wie oft habe ich schon vergeblich an der Zuckerei angeklopft – und das, wo mir doch schon der herausfordernde Lokalname eher suspekt und provokativ erschien? Nun habe ich doch noch Erfolg, und das kurioserweise just am Weltdiabetestag, am frühen Nachmittag gegen 14 Uhr. Ob Angesichts der offensichtlichen Gefahren doch einige Stammgäste... mehr lesen
4.5 stars -
"Wie ein Besuch in einer befreundeten WG" Minitar
Wer um die Mittagszeit herum im Stuttgarter Hospitalviertel etwas Habhaftes zu sich nehmen möchte, hat zwar einige Möglichkeiten, muss sich jedoch gegen zahlreiche Mitbewerber um Sitz- und Essensplätze durchsetzen. Wie oft habe ich schon vergeblich an der Zuckerei angeklopft – und das, wo mir doch schon der herausfordernde Lokalname eher suspekt und provokativ erschien? Nun habe ich doch noch Erfolg, und das kurioserweise just am Weltdiabetestag, am frühen Nachmittag gegen 14 Uhr. Ob Angesichts der offensichtlichen Gefahren doch einige Stammgäste
Besucht am 28.10.20241 Personen
Rechnungsbetrag: 7 EUR
Es ist schon ein Wunder, wie sich manche zuvor nichtexistente, geradezu aus dem Boden gestampfte Orte zu beliebten und stark frequentierten Einrichtungen entwickeln können. Manch einer wird sich noch an das marode gewordene Citycenter in Böblingen erinnern, das platt gemacht wurde, so dass nach jahrelanger Bauzeit quasi ein neues Viertel entstanden ist, mit zumeist ebenerdig zugänglichen Einkaufsmöglichkeiten und dem Café Veit. Dass das neue Konglomerat den hippen Namen „Pulse“ trägt und bitteschön auch noch Englisch ausgesprochen werden soll (was unser Oberbürgermeister schon bei der letzten Neujahrsansprache in bravouröser Vorankündigung vorgeführt hat), ist auch wieder ein Witz. Aber egal.
Seit der gefühlten Eröffnung im Mai 2024 brummt das Café Veit. Dabei gäbe es in nächster Fusslaufnähe – im Mercaden, in der Bahnhofstrasse, am Elbenplatz, am Bahnhof – wirklich genügend Konkurrenzbetriebe, teilweise alteingesessene mit dazu. Vielleicht ist der Erfolg darin begründet, dass das Veit´sche Haupthaus im älblerischen Bempflingen liegt - was wohl nur ich bislang für einen fiktiven Ort aus dem Film „Die Kirche bleibt im Dorf“ gehalten habe, was aber von Böblingen aus gesehen offenbar genügend Exotikfaktor mitbringt. Fast während der gesamten Öffnungszeiten zwischen 7:00 und 18:00 Uhr ist das Veit sehr gut besucht. Das mag auch noch mit daran liegen, dass noch viele Handwerker im Viertel tätig sind und man das Café auch gerne als Besprechungsort nutzt – mit funktionierendem WLan, gepflegten Toiletten und bester Erreichbarkeit. Über geschätzt ein halbes Dutzend Tische verfügt das Café, dazu eine halbhohe Theke mit Barhockern und Blick nach draussen, sowie einer gut bestuhlten und im Sommer auch angenehm beschatteten Terrasse.
Im Angebot sind diverse Frühstücksvariationen, kalte und warme Snacks, appetitlich aussehende Backwaren, Kuchen und Torten. Gerne verzehre ich hier Panini mit Tomate-Mozzarella (4,80 Euro) – schmeckt extra warmgemacht noch mal besser, auch wenn der reichlich verwendete Rucola dann etwas lätschig wird. Dass man davon auch halbe Portionen anbietet, erstaunt mich aber etwas. Liegt vielleicht an der neuen Sparsamkeit? Den Kaffee (klein für 2,80 Euro) kann man in der Tasse oder im Pappbecher ordern – oder sich für 10 Cent Rabatt in einem mitgebrachten Thermosbecher füllen lassen. Milch und Milchalternativen stehen am Nebentisch zur Selbstbedienung bereit, unter anderem auch Barista Hafermilch, für die andernorts noch mal Aufpreis verlangt wird. Der irgendwie oktogonal wirkende Gastraum (eine architektonische Sonderleistung?) ist geschickt illuminiert, so dass das Angebot besonders attraktiv wirkt.
Der Service ist hochbemüht und quittiert jede Bestellung mit einem „aber sehr gerne doch“. Kunden mit Einschränkungen wird natürlich geholfen und das Tablett an den Tisch getragen. Die Toiletten sind megaproper und werden in Ermangelung öffentlicher Toiletten in diesem kleinen Einkaufsviertel selbstverständlich häufig frequentiert. Der ebenerdige Zugang zum Café ermöglicht auch Menschen mit Gehhilfen oder Kinderwagen einen bequemen Besuch. Der Aufzug zur Tiefgarage ist nur wenige Schritte entfernt, eine Bushaltestelle liegt auf der anderen Straßenseite der Wolfgang-Brumme-Allee, selbst den Bahnhof und den ZOB kann man im Schlenderschritt gut erreichen. Wie lange sich die Begeisterung für das Veit noch hält, wird sich beobachten lassen. Für eine Pause während der Einkaufstour oder ein zweites Frühstück eignet sich der Ort auf jeden Fall.
Es ist schon ein Wunder, wie sich manche zuvor nichtexistente, geradezu aus dem Boden gestampfte Orte zu beliebten und stark frequentierten Einrichtungen entwickeln können. Manch einer wird sich noch an das marode gewordene Citycenter in Böblingen erinnern, das platt gemacht wurde, so dass nach jahrelanger Bauzeit quasi ein neues Viertel entstanden ist, mit zumeist ebenerdig zugänglichen Einkaufsmöglichkeiten und dem Café Veit. Dass das neue Konglomerat den hippen Namen „Pulse“ trägt und bitteschön auch noch Englisch ausgesprochen werden soll (was unser... mehr lesen
3.5 stars -
"Backwaren auf Bempflingen" MinitarEs ist schon ein Wunder, wie sich manche zuvor nichtexistente, geradezu aus dem Boden gestampfte Orte zu beliebten und stark frequentierten Einrichtungen entwickeln können. Manch einer wird sich noch an das marode gewordene Citycenter in Böblingen erinnern, das platt gemacht wurde, so dass nach jahrelanger Bauzeit quasi ein neues Viertel entstanden ist, mit zumeist ebenerdig zugänglichen Einkaufsmöglichkeiten und dem Café Veit. Dass das neue Konglomerat den hippen Namen „Pulse“ trägt und bitteschön auch noch Englisch ausgesprochen werden soll (was unser
Besucht am 24.10.20241 Personen
Rechnungsbetrag: 12 EUR
Ach, das waren noch Zeiten, als man nach einem Nachmittag im Lesesaal der „alten“ Landesbibliothek in das Untergeschoss hinabstieg, um sich in der dortigen Caféteria zu stärken. Mein absoluter Favorit im letzten Jahrhundert: zwei Brötchenhälften mit köstlichem Eiersalat, darüber etwas Paprikapulver gestäubt. Das war Kult.
Nun wird gottseidank nicht alles schlechter, sondern wendet sich manchmal noch zum Guten. Als die WLB förmlich aus allen Nähten platzte, entstand ein Erweiterungsbau in der ikonischen Formensprache des Stuttgarter Architekturbüros Lederer, Ragnarsdottir, Oei und damit das geglückte Statement, die verkehrsüberflutete Konrad-Adenauer-Str. doch noch zur Kulturmeile zu machen. Im Erdgeschoss des neuen Gebäudes liegt nun quasi auf Augenhöhe mit den vorbeibrausenden Autos der Nachfolger der ehemaligen schnöden Caféteria. Und da wir in „The Länd“ inzwischen weder Schwäbisch noch Hochdeutsch können, wurde das Restaurant „Lib-Room“ genannt. Darüber muss man hinwegsehen.
Beachtenswert ist allerdings, dass der Lib-Room ein Inklusionsbetrieb ist: hier arbeiten Menschen mit psychischen Erkrankungen unter der Ägide des Rudolph-Sopien-Stifts (einer Stuttgarter Einrichtung der Evangelischen Kirche). Selten bin ich so freundlich empfangen worden und über das hiesige Procedere aufgeklärt worden. Man ordert und bezahlt an der Theke. Getränke und kaltes Essen holt man sich direkt selbst ab, warmes Essen wird einem an den Tisch gebracht. Der Raum ist hell, freundlich, einladend und sehr proper möbliert, ein bisschen Lounge-Atmosphäre, ein bisschen Hotelflair, ein bisschen gehobene Studentenmensa. Vermutlich hat man hier (wie im ganzen Gebäude) allein für das helle Buchenholz tief in die Tasche gegriffen. Um den Ort in Gänze zu geniessen, suche ich einen Tisch direkt an einem der bodentiefen Fenster mit Blick auf die Konrad-Adenauer-Strasse. Da ich erst keine Speisekarte entdecke, wähle ich blind ein Weinschorle und das auf einem Aufsteller verwegen beworbene Gericht „Magic Mushroom“ (passt doch gut zu einem bewusstseinserweiternden Ort wie eine Bibliothek).
Beim Weinausschank komme ich in ein anregendes Gespräch mit dem jugendlichen Herrn hinter der Theke, was sicherlich beiderseits bereichernd war. Schliesslich einigen wir uns auf einen spritzigen Blanc de Noir vom Weingut Johannes B. Den Mineralwasseranteil meines Schorles darf ich selbst steuern – wo gibt´s das sonst? Das Essen wird mir an den Tisch gebracht (also ist´s offenbar was Warmes).
Nach einer Viertelstunde weiss ich es. Eigentlich wollte ich für 8,50 Euro nur einen kleinen Snack vor dem Abendprogramm. Der Salat ist knackig frisch und wurde spürbar eben erst angerichtet. Dahinter kross getoastetes Pittabrot mit viel Sesam. Bei der Füllung muss ich raten und fühle mich wie Tim Mälzer in „Kitchen Impossible“ (das ich am Vorabend geguckt habe). Könnte ein Stück zähes Fleisch sein oder eher noch gebratene Austernpilze. Die grüne Paste dazwischen hat rein optisch den Anschein von Wasabi, aber mitnichten dessen Schärfe. Dann kommen noch minzige Aromen dazwischen und etwas Mayonnaise-artiges. Nicht schlecht – und letztendlich so sättigend, dass ich es angesichts des später noch anstehenden Vernissagenbüffets nicht ganz schaffe. An der Theke berät man mich über Einpackmöglichkeiten. Es gäbe Pfandmitnahmeboxen, was mir nicht so gefällt. Aber wir finden eine kostenlose Möglichkeit: eine Packpapiertüten mit einigen Servietten.
Später entdecke ich dann auch die (überraschend umfangreiche und international inspirierte) Speisekarte und finde dort ein sehr attraktives Angebot von der Chicken-Teriyaki-Bowl bis zu Egg Benedict, von der Pinsa Caprese bis Köttbullar mit Kartoffelpüree. Alles zu humanen Preisen und mit einem unverwechselbaren, individuellen, persönlichen Service. Jedem Gast widmet man sich hier mit Hingabe und gibt ihm das Gefühl, willkommen zu sein. Als eine Dame noch den Wunsch äussert, ihren Cappuccino draussen vor der Tür zu konsumieren, wird sie persönlich nach draussen geleitet.
Die gepflegten Toiletten befinden sich ebenerdig im selben Geschoss, gleich ums Eck. Auch Schliessfächer findet man hier, die allerdings nur mit einem gültigen Bibliotheksausweis genutzt werden können. Den braucht man allerdings nicht zur Einkehr in den Lib-Room. Hier ist jeder willkommen. Warme Küche gibt es durchgehend. Ich komme ganz sicherlich wieder!
PS. Magic Mushroom besteht laut Karte aus: Austernpilze im Panini mit Erbsencreme, Joghurt-Minze-Dip, Knoblauch und Rucola.
PPS. Auch sympathisch, wenngleich für die meisten von uns nicht mehr relevant: Studentenrabatt auf alle warmen Gerichte zwischen 14 und 16 Uhr.
Ach, das waren noch Zeiten, als man nach einem Nachmittag im Lesesaal der „alten“ Landesbibliothek in das Untergeschoss hinabstieg, um sich in der dortigen Caféteria zu stärken. Mein absoluter Favorit im letzten Jahrhundert: zwei Brötchenhälften mit köstlichem Eiersalat, darüber etwas Paprikapulver gestäubt. Das war Kult.
Nun wird gottseidank nicht alles schlechter, sondern wendet sich manchmal noch zum Guten. Als die WLB förmlich aus allen Nähten platzte, entstand ein Erweiterungsbau in der ikonischen Formensprache des Stuttgarter Architekturbüros Lederer, Ragnarsdottir, Oei und... mehr lesen
4.5 stars -
"Lesen macht hungrig" MinitarAch, das waren noch Zeiten, als man nach einem Nachmittag im Lesesaal der „alten“ Landesbibliothek in das Untergeschoss hinabstieg, um sich in der dortigen Caféteria zu stärken. Mein absoluter Favorit im letzten Jahrhundert: zwei Brötchenhälften mit köstlichem Eiersalat, darüber etwas Paprikapulver gestäubt. Das war Kult.
Nun wird gottseidank nicht alles schlechter, sondern wendet sich manchmal noch zum Guten. Als die WLB förmlich aus allen Nähten platzte, entstand ein Erweiterungsbau in der ikonischen Formensprache des Stuttgarter Architekturbüros Lederer, Ragnarsdottir, Oei und
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Freunde laden heute zu einer verspäteten Weihnachtsfeier ein, die aufgrund von Terminschwierigkeiten ständig vertagt werden musste. Selbst an einem schnöden Mittwochmittag steppt hier der Bär und ohne Platzreservierung oder relativ frühes Erscheinen dürfte man kaum mehr einen freien Tisch ergattern. Überhaupt sitzt man im Wirtshaus muckelig nah beisammen, bei bayrischen Devotionalien und folkloristischen Accessoires. Wer es gern gesellig mag, ist hier am richtigen Platz.
Obwohl zahlreiche Mittagsangebote (heute Hühnerfrikassee, Rindsroulade oder Schnitzel Wiener Art – jeweils mit Tagessuppe vorneweg) locken, greifen wir lieber zur Standardkarte. Selbstredend ist hier vor allem Deftiges angesagt, z.B. Leberknödelsuppe, Schupfnudeln mit Speckkraut, Hirschgulasch, Semmelknödel mit Rahmchampignons, Gänsekeule mit Rotkohl und Knödel, Nürnberger Rostbratwürstchen. Der Service im Erdinger agiert zackig und schnell, so dass wir uns rasch entscheiden müssen. Noch erschlagen von den Festtagsvöllereien wählen wir vermeintlich Überschaubares, wie drei Fleischküchle mit Kartoffelsalat (13,80 Euro), hausgemachte Semmelknödel mit Rahmchampignons (12,80 Euro) und Kässpätzle (wahlweise mit/ohne Speck oder Schinken) und Salat (15,80 Euro).
Die gut geerdete, emsige Servicedame schafft einiges weg, auch wenn sie bei Rückfragen zu den Speisen sehr ins Straucheln kommt. Immerhin trägt sie unsere Anliegen in die Küche und kommt mit Antworten zurück. Gefühlt müssen wir kaum länger als eine Viertelstunde auf unser Essen warten – und das bei proppevollem Haus. Die Portionen sind zuweilen üppig, eventuelle Reste darf man gerne einpacken. Wirklich mächtig geraten sind die drei Fleischküchle: vielleicht ein bisschen zu trocken, doch die überaus würzige Sauce gleicht es aus (und verleitet zugleich zum Trinken, was hier wohl das Hauptanliegen ist). Der Kartoffelsalat hätte ruhig etwas sämiger ausfallen können. Auch die Semmelknödel fallen zu kompakt und massig und dicht aus (hätte man vielleicht noch etwas länger ziehen lassen sollen). Glücklicher wären wir auch gewesen, wenn das Gericht in einem tiefen Teller mit einem Löffel serviert worden wäre. Doch so ging leider einiges von der Sauce verloren. Die Käsespätzle wiederum entpuppen sich als wahre Holzfällerportion und wundersamerweise als teuerstes unter den gewählten Gerichten. Aber dazu gibt es auch noch einen bunten Beilagensalat, der durch Vielseitigkeit und ein aromatisches Dressing überzeugt. Insgesamt haben wir das Gefühl, dass einiges an Fertigprodukten zum Einsatz kommt, sonst könnte man den hohen Durchsatz gar nicht schaffen.
Eifrig spülen wir das Mittagessen durch reichlich Getränke hinunter, als da sind: ein mittelmässiger Haberschlachter Trollinger mit Lemberger (6,80 Euro für das Viertele), ein Weinschorle weiss von unbekannter Provenienz (5,20 Euro für das Viertele), ein Erdinger alkoholfrei (4,80 Euro), eine eiskalte Cola light (4,80 Euro für 0,4 Liter), sowie ein Espresso (2,30 Euro). Der Service ist immer rasch und unkompliziert zur Stelle, fragt auch zwischendurch nach, ob alles stimmt und okay ist. Hier kann man sich nicht beklagen.
Kurz noch ein paar Fakten zur Infrastruktur. Leider sind die Toiletten im Erdinger recht klein und eng. Dafür kann die gute Innenstadtlage punkten. In Fusslaufnähe erreicht man den Busbahnhof, nur ein paar Schritte weiter den Bahnhof Sindelfingen. Auch(kostenpflichtige) Parkplätze sind rund um den Wettbachplatz verfügbar.