Besucht am 30.09.2021Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 15 EUR
Gewohnheitsmässig besuche ich seit Jahren im Nachbarort Holzgerlingen immer die zwei oder drei gleichen Lokale, deren Speisenangebot ich fast auswendig kenne. Dabei kann man ruhig mal den Blick nach links und rechst wenden, wenn die Randbedingungen passen. So wie gestern mittag, an einem überraschend sonnigen späten Septembertag unter der Woche: ursprünglichen Termin gecancelt, alleine unterwegs, keine weiteren Verpflichtungen für den Nachmittag.
Auf dem Weg zur Bahnhaltestelle Hülben befallen mich schlagartig Hunger und Durst. Die Idee, an der Tanke oder im Discounter etwas zum Mitnehmen zu kaufen, widerstrebt mir gewaltig. Wie durch ein Wunder taucht hier das Ristorante Primavera auf. Die Lage ist zugegebenermassen alles andere als malerisch: direkt am Kreisverkehr des Ortseingangs, dazu neben einer gut frequentierten Tankstelle auf der einen Seite und der (wieder viel befahrenen) Strecke der Schönbuchbahn auf der anderen Seite. Doch klingt das Hinweisschild „Gartenwirtschaft hinter dem Haus“ nicht vielversprechend?
Vorher werfe ich erst noch mal einen Blick in die erstaunlich grosszügigen Gasträume: rustikale Steinfliesen, dunkles Mobiliar, weinrote Akzente. Jedoch kein einziger Gast. Der Patron parliert geschäftig am Telefon, weist mir jedoch den Weg zum Aussenbereich (einmal ums Haus herum). Was sich hier „Gartenwirtschaft“ nennt zeigt kein Fitzelchen Grün und ist etwas triste und steril hinten ans Haus gebaut. Direkt davor verläuft eine Fläche, die als Radschnellweg genutzt wird, dahinter gleich die Bahnlinie. Mein Eintreffen sorgt für eine kleine Aufregung. Offenbar hat man mit keinen Gästen gerechnet, erst recht nicht im Aussenbereich. Die Servicedame feudelt schnell Tisch und Stühle trocken, entschuldigt sich mehrmals und verweist auf das unsichere Wetter.
Mit der Speisekarte wird mir auch das Tagessessen annonciert (Geschnetzeltes mit Reis und Beilagensalat), doch ich beschliesse, das zu bestellen, wonach mir etwa einmal im Jahr der Sinn steht: eine profane Pizza. Neben Fisch, Fleisch, Pasta und Salaten scheint darin auch das Hauptgeschäft zu bestehen. Es finden sich aussergewöhnlich benannte, wahrscheinlich haustypische Varianten wie „Pizza Dumme Ziege“ (Speck, Zwiebeln, Ziegenkäse, Tomaten, Käse) oder „Pizza Ai Mari E Monti“ (frische Champignons, Shrimps, Tomaten, Knoblauch) oder welche, deren Namensgeber vermutlich die Kinder des Patrons oder die ehemaligen Küchenhelfer sind: Giulio, Laura, Luca, Claudio… Übermütig wähle ich die Pizza „Tanja“ (9,00 Euro), weil meine Nichte so heisst.
Nach einer gefühlten Viertelstunde wird meine Bestellung schon an den Tisch gebracht, begleitet von weiteren Entschuldigungen und Erklärungen, dass die Gäste gerade gar nicht draussen sitzen wollen, aber sich das Wetter jetzt offenbar doch gut entwickle etc. pp. Ohne ein Pizzaspezialist zu sein, muss ich sagen: dieses Exemplar mundet mir aussergewöhnlich gut. Auf einem voluminösen, hohen, sehr hefelastigen Unterbau (eher nichts für Fans von krossen, dünnen Teigen) versammeln sich Zwiebeln, Kapern, schwarze Oliven, Artischocken und ziemlich viel Käse und glücklicherweise nicht allzu viel Tomate. Das entspricht voll meinem Geschmack. Schmeckt und sättigt unglaublich. Den Plan, mir die Hälfte einpacken zu lassen, verwerfe ich dann doch. Allerdings benötige ich am Ende doch noch eine Verdauungshilfe. Der Averna (3,00 Euro) wird eisgekühlt in einem kältebeschlagenen Glas serviert, wie es sich gehört. Gerne hätte ich meine Pause noch geruhsamer ausklingen lassen, mit Blick auf die vorbeiflanierenden Passanten und vorüberrasenden Radfahrer und die Fahrt aufnehmende Schönbuchbahn, doch die Mittagsöffnungszeiten enden um 14 Uhr. Trotz vielleicht etwas trister Lage erscheint die Aussenterrasse wie frisch saniert: helle Steinfliesen, neues Mobiliar (die vermeintliche Holzplatte des Tisches besteht aus Metall) und eine transparente Balkonbrüstung aus Glas. Wenn man sich noch einige Pflanzen dazuphantasiert, könnte es gemütlich werden, vor allem in der Mittagssonne. Etwas störend ist allerdings das permanente Geschirr- und Töpfeklappern aus der Küche. Verwundert umso mehr, als dass ich offenbar der einzige Gast bin.
Während meines abschliessenden Toilettengangs wird auch schon das Licht im ganzen Haus gelöscht, so dass ich im Dunkeln tapere. Fliesen im Toskana-Stil und weinrote Keramik kann ich allerdings noch wahrnehmen. Zweispältig bleiben meine Gefühle zum Abschluss. Wieso waren keine weiteren Gäste zu sehen? Florieren vielleicht eher der Abhol- und Lieferservice? Und noch ein weiterer Wermutstropfen: der voluminöse Hefeteig hat bei mir für nachhaltiges Sodbrennen gesorgt.
Gewohnheitsmässig besuche ich seit Jahren im Nachbarort Holzgerlingen immer die zwei oder drei gleichen Lokale, deren Speisenangebot ich fast auswendig kenne. Dabei kann man ruhig mal den Blick nach links und rechst wenden, wenn die Randbedingungen passen. So wie gestern mittag, an einem überraschend sonnigen späten Septembertag unter der Woche: ursprünglichen Termin gecancelt, alleine unterwegs, keine weiteren Verpflichtungen für den Nachmittag.
Auf dem Weg zur Bahnhaltestelle Hülben befallen mich schlagartig Hunger und Durst. Die Idee, an der Tanke oder... mehr lesen
Ristorante La Primavera
Ristorante La Primavera€-€€€Restaurant07031601334Böblinger Str. 69, 71088 Holzgerlingen
3.0 stars -
"Frühlingsgefühle im Spätsommer" MinitarGewohnheitsmässig besuche ich seit Jahren im Nachbarort Holzgerlingen immer die zwei oder drei gleichen Lokale, deren Speisenangebot ich fast auswendig kenne. Dabei kann man ruhig mal den Blick nach links und rechst wenden, wenn die Randbedingungen passen. So wie gestern mittag, an einem überraschend sonnigen späten Septembertag unter der Woche: ursprünglichen Termin gecancelt, alleine unterwegs, keine weiteren Verpflichtungen für den Nachmittag.
Auf dem Weg zur Bahnhaltestelle Hülben befallen mich schlagartig Hunger und Durst. Die Idee, an der Tanke oder
Geschrieben am 29.09.2021 2021-09-29| Aktualisiert am
29.09.2021
Besucht am 12.09.2021Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Was haben das Dagersheimer Waldhorn und der Orientexpress gemeinsam? Das Waldhorn eröffnete im gleichen Jahr, in dem der Orient-Express seine erste Fahrt aufnahm, nämlich 1883. Das erfahre ich auf der Homepage des Hauses, nach meinem allerersten Waldhorn-Besuch, obwohl ich in den letzten Jahrzehnten gefühlt mindestens hundert Mal am Gebäude vorbeigefahren bin und mich zuletzt auch oft gefragt habe, ob das Gasthaus überhaupt (noch) offen hat. Recht verkehrsgünstig liegt es mitten auf der Haupt- und Durchgangsstrasse des Böblinger Ortsteils Dagersheim, macht aber stets einen etwas verschlossenen, abgewandten Eindruck. Da das Hotelgeschäft dominiert, festigt sich beim Externen wohl der Eindruck, das Lokal sei nur für Übernachtungsgäste geöffnet.
Mitnichten. Allerdings hat das Restaurant wochentags nur abends geöffnet und samstags komplett geschlossen. Zum gepflegten Mittagsmahl kann man daher nur sonntags anrücken – und das am besten mit Tischreservierung, denn es werden im Hause gerne Familienfeste ausgerichtet. Mein Besuch basiert auch auf einer verspäteten Geburtstagseinladung, und die nicht im grossen Rahmen, sondern lediglich tête-à-tête. Parkplätze sind am Hause genügend vorhanden, der Aufgang zum Lokal erfolgt über einige Treppenstufen und ist somit leider nicht barrierefrei. Beim Eintreten dann das erste Aha-Erlebnis: die eher nüchterne Aussenansicht lässt nicht annähernd das gepflegte Ambiente erahnen: feines Interieur, stilvolle Gasträume, ausgewählte Materialien, harmonische Farbgebung, geschmackvolles Geschirr und Gläser, zurückhaltende Deko. Die Begrüssung erfolgt aussergewöhnlich herzlich durch die Wirtsfamilie Theurer, die in der x-ten Generation seit 1939 vor Ort agiert. Da wir überpünktlich eintreffen (unser Wunsch nach einer Reservierung für 12:30 Uhr wurde schon beim Anruf vorsichtig korrigiert – 12:00 Uhr schien besser in die Abläufe zu passen), dürfen wir noch zwischen einigen potentiell verfügbaren Tischen auswählen. Obwohl der Nebenraum schon mit einer Familienfeier belegt ist, sitzen wir dort sehr angenehm, überaus bequem und erstaunlich ruhig. Das liegt unter anderem daran, dass man hier unter keinerlei unwillkommener Musikbeschallung zu leiden hat. Grosses Lob dafür!
Herr Theurer bedient und berät charmant, dezent, sehr zurückgenommen. Wir wählen Mineralwasser und einen fruchtigen Riesling, dazu die Käsespätzle von der Standardkarte und Tafelspitz von der aktuellen Sonderkarte, die in Form einer grossen Schiefertafel vor uns aufgebaut wird. Die Speisen sind ein Gedicht: die Eierspätzle nach traditionellem Familienrezept hergestellt und von Hand gepresst (dadurch wirken sie leider etwas uniform), der Tafelspitz butterzart und auf der Zunge zergehend, auf reichlich (vielleicht etwas zuuu viel) Meerrettichsauce angerichtet, dazu Kartoffeln in einer Extraschale. Der filigrane Beilagensalat aus absolut frischen Bestandteilen wird von knackigen Sprossen gekrönt. Asiatisch angehaucht ist das türkisblau und grau lasierte Geschirr, wunderbar sind die Teller mit Craquelée-Struktur. Zwischendrin wird ganz unaufgeregt und zurückhaltend nachgefragt, ob alles ok sei. Eine heruntergerutschte Serviette wird sofort so dezent ersetzt, dass man es selbst kaum wahrnimmt. Beim Dessert sind wir etwas unsicher, können jedoch unsere Gelüste äussern, so dass eine individuelle Kreation auf den Tisch kommt: ein leichtes Halbgefrorenes von der Erdbeere, mit etwas Sekt aufgegossen. Leider, leider ist als Autofahrer mehr Alkohol nicht drin, so dass das sehr imposante Digestif-Regal neben der Bar nur mit den Augen genossen werden kann.
Mein erster Besuch war somit sicherlich nicht der letzte. Das wohltuende Ambiente, der aufmerksame Service, sowie die qualitätsvollen Speisen haben mich vollkommen überzeugt. Zu den Preisen kann ich leider keinerlei Aussagen machen (war eingeladen). Erwähnenswert seien noch die ausgesprochen gepflegten, mit portugiesischem Marmor gefliesten Toiletten, sowie die laut meiner Begleitung sehr schönen und gemütlichen Hotelzimmer. Bei gutem Wetter lädt der Biergarten „Schlapphüadle“ zum Draussensitzen ein. Einziges Manko: das Restaurant hat – vom Sonntag abgesehen – mittags nicht geöffnet. Dabei wäre es für ein Geschäftsessen wie geschaffen. Aber warten wir ab: bei einer derartig traditionsreichen Geschichte ist ja auch für die Zukunft noch allerhand möglich.
Was haben das Dagersheimer Waldhorn und der Orientexpress gemeinsam? Das Waldhorn eröffnete im gleichen Jahr, in dem der Orient-Express seine erste Fahrt aufnahm, nämlich 1883. Das erfahre ich auf der Homepage des Hauses, nach meinem allerersten Waldhorn-Besuch, obwohl ich in den letzten Jahrzehnten gefühlt mindestens hundert Mal am Gebäude vorbeigefahren bin und mich zuletzt auch oft gefragt habe, ob das Gasthaus überhaupt (noch) offen hat. Recht verkehrsgünstig liegt es mitten auf der Haupt- und Durchgangsstrasse des Böblinger Ortsteils Dagersheim, macht... mehr lesen
Restaurant im Hotel Waldhorn
Restaurant im Hotel Waldhorn€-€€€Restaurant, Kneipe, Hotel, Biergarten0703176720Böblinger Str.1, 71034 Böblingen
4.5 stars -
"Wohltuendes Ambiente und traditionsreiches Haus" MinitarWas haben das Dagersheimer Waldhorn und der Orientexpress gemeinsam? Das Waldhorn eröffnete im gleichen Jahr, in dem der Orient-Express seine erste Fahrt aufnahm, nämlich 1883. Das erfahre ich auf der Homepage des Hauses, nach meinem allerersten Waldhorn-Besuch, obwohl ich in den letzten Jahrzehnten gefühlt mindestens hundert Mal am Gebäude vorbeigefahren bin und mich zuletzt auch oft gefragt habe, ob das Gasthaus überhaupt (noch) offen hat. Recht verkehrsgünstig liegt es mitten auf der Haupt- und Durchgangsstrasse des Böblinger Ortsteils Dagersheim, macht
Besucht am 19.09.2021Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 19 EUR
Nach einer frühen Sonntagswanderung am Mönchberger Sattel bei allerbestem Septemberwetter scheitert die Suche nach einer mittäglichen Stärkung an den gerade üblichen unglücklichen Randbedingungen. Die zuerst anvisierten gastronomischen Betriebe im nahen Umkreis scheiden aus wegen undurchsichtigen Öffnungszeiten, Ferien oder Überfüllung. Nun gut, die aktuellen Schwierigkeiten sind bekannt und man ist ja auch nicht alleine unterwegs. Letztendlich führt uns der erweiterte Suchradius ganz glücklich zum Ziel und wir danken im Nachhinein den erst frustrierenden Umständen, die uns dann doch noch die Augen geöffnet haben.
Zwischen dem Teilort Mönchberg und der Ortsmitte Herrenberg liegen keine fünf Kilometer. Zurückversetzt von der Durchgangs- und Bundesstrasse 296 findet man „Auf dem Graben“ und fast an die Stadtmauer geschmiegt eine erstaunliche Ruhe – und das nicht nur verkehrstechnisch. Parkplätze gibt es auch noch genug. Das hier residierende COC- Stadtcafé und Restaurant hat sich vollkommen zurecht „Auszeit und Genuss“ auf die Fahnen geschrieben. Eine wahrlich glückliche Entdeckung. Das COC hat an sieben Tagen in der Woche von 9 bis 18 Uhr geöffnet und bietet alles, wonach einem tagsüber der Sinn stehen könnte: vielfältige Frühstücksvariationen, Heissgetränke in allen Ausprägungen, wechselnder Mittagstisch, regionale und saisonale Speisen, Kuchen und Gebäck, Eis für Schleckermäuler, Snacks to go.
Schnell und vollkommen unkompliziert wird uns ein freier Tisch im Aussenbereich anempfohlen. Hier sitzt man an bunt lackierten Metalltischen sehr schattig und bequem. Auf der umfangreichen Karte, die an jedem Tisch ausliegt, finden wir einiges, was bei weiteren Besuchen noch angetestet werden könnte. Doch heute belassen wir es erst mal bei einem alkfreien Hefeweizen (3,50 Euro) und einem grossen Café Creme (3,40 Euro), zu dem, wie gewünscht, reichlich Kaffeesahne in einer extra Glaskaraffe gereicht wird. Beides landet umgehend nach der Bestellung auf unserem Tisch. Nach einer kleinen Exkursion zu der eine halbe Etage tiefer liegenden Toilette steht wundersamerweise auch schon das Essen auf dem Tisch – frisch und wie von Zauberhand erstellt. Wie ich durch Nachfrage erfahre, steht nur ein Mitarbeiter in der Küche. Scheint ein wahrer Tausendsassa zu sein, wenn man beobachtet, wie rasch auch an den anderen Tischen die Speisen aufgetragen werden. Chapeau!
Das Rührei erscheint zusammengeklappt wie ein kleines Omelett, wird mit reichlich krossem Speck, frischem Feldsalat, Gurke und Tomate serviert und von zwei Baguettescheiben begleitet. Schmeckt wunderbar, ist topfrisch und für 5,80 Euro zudem noch unglaublich günstig. Auch das Müsli (6,80 Euro) mit Naturjoghurt, Obstsalat, Haferflocken und Kernen kann sich sehen lassen und erfrischt wunderbar. Schön, dass man hier für die Speisen nicht weisses Einheitsgeschirr verwendet, sondern Schalen und Teller in marmorierten Grünschattierungen. Einziges Manko: zum Müsli wird keine Serviette gereicht.
Zwei Servicemädel sind leichtfüssig, gut gelaunt und offenbar ganz entspannt bei der Sache, schaffen trotzdem sehr fleissig einiges weg – und das ohne sichtliche Anstrengung. Während wir andernorts oftmals sinnlose Diskussionen und zähes Agieren erfahren, flutscht hier der Laden einfach und unproblematisch. Und nebenbei sind trotzdem kleine Schwätzchen mit Stammgästen drin. Zu den zählen wir vielleicht auch schon bald. Denn die Lage des COC, der herausragende Service und die Qualität der Speisen haben uns überzeugt. Neben dem Standardangebot finden sich auch immer auch saisonale Gerichte (derzeit mit Kürbis und Pilzen) auf der Extrakarte. Die Kürbissuppe scheint übrigens so phänomenal zu schmecken, dass die Dame am Nachbartisch gleich zwei nacheinander vertilgt. Die wechselnden Tagesgerichte vom Mittagstisch bieten einen guten Querschnitt an Fleisch / Fisch / Vegi. Und wir möchten gerne der Homepage glauben, auf der verlockend geschrieben steht: „Deshalb ist es selbstverständlich, dass die Spätzle handgeschabt und der Kartoffelsalat nach schwäbischer Hausfrauen Art frisch auf die Teller kommt.“ Das werden wir ganz sicher noch ausprobieren!
Nach einer frühen Sonntagswanderung am Mönchberger Sattel bei allerbestem Septemberwetter scheitert die Suche nach einer mittäglichen Stärkung an den gerade üblichen unglücklichen Randbedingungen. Die zuerst anvisierten gastronomischen Betriebe im nahen Umkreis scheiden aus wegen undurchsichtigen Öffnungszeiten, Ferien oder Überfüllung. Nun gut, die aktuellen Schwierigkeiten sind bekannt und man ist ja auch nicht alleine unterwegs. Letztendlich führt uns der erweiterte Suchradius ganz glücklich zum Ziel und wir danken im Nachhinein den erst frustrierenden Umständen, die uns dann doch noch die Augen... mehr lesen
4.5 stars -
"Auszeit und Genuss bei hervorragendem Service" MinitarNach einer frühen Sonntagswanderung am Mönchberger Sattel bei allerbestem Septemberwetter scheitert die Suche nach einer mittäglichen Stärkung an den gerade üblichen unglücklichen Randbedingungen. Die zuerst anvisierten gastronomischen Betriebe im nahen Umkreis scheiden aus wegen undurchsichtigen Öffnungszeiten, Ferien oder Überfüllung. Nun gut, die aktuellen Schwierigkeiten sind bekannt und man ist ja auch nicht alleine unterwegs. Letztendlich führt uns der erweiterte Suchradius ganz glücklich zum Ziel und wir danken im Nachhinein den erst frustrierenden Umständen, die uns dann doch noch die Augen
Besucht am 13.09.2021Besuchszeit: Mittagessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 49 EUR
Das Städtchen Neuenbürg im Nordschwarzwald bietet (glücklicherweise, will man fast sagen) keine Reha-Klinik, dafür eine reizvolle Umgebung mit hohen Bergen und Waldbestand, sowie das hier recht ruhig und breite Flüsslein Enz. Leider ist die Innenstadt im Tal so eng bebaut, dass wir kaum einen Parkplatz finden und erst recht keine gastronomische Auswahl, vor allem nicht an einem schnöden Montag. Der halbe Ort scheint in einem Dauerstatus der Renovierung, Sanierung, Baumassnahmen festzustecken, nur der „Rote Ochsen“ erstrahlt in neuer Fassade und mit einladendem Blumenschmuck vor dem Hause, gleich neben dem Stadtbrunnen und einer eingerüsteten Kirche, an der grad mächtig gehämmert wird. Und juhu: das Gasthaus hat geöffnet und lädt mit einem schönen Biergarten zum Draussensitzen ein. Besser könnte man es an einem Montagmittag gegen 13 Uhr kaum treffen!
Obwohl direkt an der Strasse gelegen, sitzt man ganz kommod im Biergarten vorm Haus unter schattenspendenden Sonnenschirmen und einem Baum. Eine grosse Tafel vorm Eingang annonciert schon mal die Highlights des Speisenangebots, ausserdem erfahren wir, dass der Montag zum Schnitzeltag erkoren ist. Der Ober (Stephan nennt sich auf der Homepage charmant „Quereinsteiger und Servicekraft“) braucht zwar eine Weile, bis er den Weg zu uns findet, beglückt uns aber sogleich mit einer attraktiven Speisekarte, die schwäbische Gerichte, Vesper und die üblichen gut gehenden Standardgerichte bietet. Hier findet man zum Beispiel „Markklößchen- oder Maultaschensuppe (4,50 Euro), Fleischkäse mit Zwiebeln und Spiegelei (8,70 Euro), Zwiebelrostbraten mit Beilagen (21,80 Euro), Cordon Bleu mit Salatteller (10,50 Euro), Balkanspieß pikanter Paprika-Zwiebel-Sauce, Pommes frites und Salat (18,50), sowie diverse Kinderteller und Dessertvariationen.
Fast alle Tische im Aussenbereich sind am frühen Nachmittag (bei durchgehend warmer Küche!) besetzt mit Radfahrern, Handwerkern, Touristenpaaren, offenbar auch einigen Einheimischen. Der Schnitzeltag scheint zu locken. Auch wir verfallen diesem Angebot. Für günstige 10,50 Euro pro Portion wählen wir Jägerschnitzel in einer Champignonrahmsauce und einem Beilagensalat, sowie das „Schwäbische Schnitzel“ mit Beilagen und Salat. Es hätte auch noch experimentellere Varianten wie Madagaskar Schnitzel und Putenschnitzel Hawaii gegeben. Aber heute sind wir nicht wagemutig drauf.
Trotz grossen Durstes lassen die Getränke – Hefeweizen und Cola für jeweils 3,50 Euro – etwas lang auf sich warten. Aber der Service hat es hier auch nicht leicht, da zwischen Biergarten und Lokal jeweils einige Stufen zu erklimmen sind. Barrierefrei ist der Rote Ochsen somit leider auch nicht. Nach ca. 40 Minuten erreicht der Beilagensalat und nach ca. 50 Minuten der Hauptgang unseren Tisch, nachdem wir mit unserer wohlwollenden Geduld auch fast schon am Ende sind. Eine solch lange Wartezeit kann eigentlich nur bedeuten, dass man in der Küche entweder nicht zu Potte kommt oder dass frisch gekocht wird und das eben seine Zeit dauert!
Beim wirklich sehr frischen Salat bedecken knackige Salatblätter eine Basis aus gehobeltem Weisskraut, schön schlonzigem Kartoffelsalat, geraspelten Möhren, Paprikastreifen in allen Farben. Mit vielleicht etwas zu viel Dressing, doch das ist Geschmackssache. Das sogenannte Schwäbische Schnitzel vereint die Küchenhighlights auf einem Teller und entpuppt sich als das, was andernorts gerne „Von ällem Ebbes“ genannt wird. Das kross panierte Schweineschnitzel wird von gebratenen Maultaschenstreifen und einer kleinen Portion der üppigen, hiesigen (offenbar legendären) Bergkäsespätzle begleitet. Sehr schmackhaft, kräftig gewürzt und megamässig sättigend. Das Jägerschnitzel natur badet in einer herrlichen Cognac-Champignon-Rahmsauce, in der reichlich frische, braune Champignons schwimmen. Hier kommt nichts aus der Dose. Dazu ein halbes Dutzend Kroketten, wohl die einzige Fertigware (hier hätte man auch zwischen Pommes, Spätzle und Bratkartoffeln aussuchen können). Macht in Summe ebenfalls pappsatt.
Nach fast zweistündigem Aufenthalt verlassen wir mental tiefenentspannt den Ort, mit einem herzlichen Dank an Uwe, dem „Koch und Grillmeister“ (laut Homepage). Wir kommen sehr gerne wieder und merken uns: Freitag ist wohl Rostbratentag und Mittwoch der einzige Ruhetag.
Das Städtchen Neuenbürg im Nordschwarzwald bietet (glücklicherweise, will man fast sagen) keine Reha-Klinik, dafür eine reizvolle Umgebung mit hohen Bergen und Waldbestand, sowie das hier recht ruhig und breite Flüsslein Enz. Leider ist die Innenstadt im Tal so eng bebaut, dass wir kaum einen Parkplatz finden und erst recht keine gastronomische Auswahl, vor allem nicht an einem schnöden Montag. Der halbe Ort scheint in einem Dauerstatus der Renovierung, Sanierung, Baumassnahmen festzustecken, nur der „Rote Ochsen“ erstrahlt in neuer Fassade und... mehr lesen
5.0 stars -
"Herzhafte Speisen, einladender Biergarten" MinitarDas Städtchen Neuenbürg im Nordschwarzwald bietet (glücklicherweise, will man fast sagen) keine Reha-Klinik, dafür eine reizvolle Umgebung mit hohen Bergen und Waldbestand, sowie das hier recht ruhig und breite Flüsslein Enz. Leider ist die Innenstadt im Tal so eng bebaut, dass wir kaum einen Parkplatz finden und erst recht keine gastronomische Auswahl, vor allem nicht an einem schnöden Montag. Der halbe Ort scheint in einem Dauerstatus der Renovierung, Sanierung, Baumassnahmen festzustecken, nur der „Rote Ochsen“ erstrahlt in neuer Fassade und
Besucht am 10.09.2021Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 39 EUR
Umwege erhöhen die Ortskenntnisse, wie man weiss. Unser heutiger Ausflug zur versteckt nahe der Erzgrube (vulgo Nagoldtalsperre) liegenden Kropfmühle würde vermutlich gar nicht stattfinden, hätte sich ein unser Freund vor einem Jahr nicht heillos verfahren. Natürlich auf der Suche nach einer ganz anderen Location…
Der Jägerhof Kropfmühle liegt eine lange Historie zugrunde, doch auch beim aktuellen Anblick fühlt man sich wie auf Zeitreise ins letzte Jahrhundert, als man noch mit Kniebundhosen und Wanderhut in den Schwarzwald gereist ist. Der Homepage ist zu entnehmen: „In der Zeit von 1861 - 1934 wurde sie zusätzlich als königliche Reichspoststelle genutzt.“ Heutzutage hält vermutlich nicht einmal mehr ein Bus in diese Ecke, denn die Anschlagtafel auf der Bushaltestelle vorm Haus ist leer. Dafür gibt’s in dieser Abgeschiedenheit genügend kostenlose Parkplätze, eine herrlich frische Luft und den Ausblick auf einen Fischteich. Der baumbestandene Biergarten vorm Haus ist aktuell jedoch wegen Astbruchgefahr gesperrt.
Ein Freitagnachmittag um 16 Uhr ist traditionell nicht die beste Zeit, um zum Essen einzukehren. Andere Speiselokale haben oft die Schotten dicht. Doch vor uns tagte eine grössere Hochzeitsgesellschaft, die eben erst den Saal verlässt – und wir werden ganz selbstverständlich aufs Freundlichste begrüsst und willkommen geheissen. Mehrere Gasträume im Innnern des Gebäudes sind gediegen ausgestattet: Rauhputz an den Wänden, Holzmobiliar, Eckbänke, rustikale Accessoires. Ein bisschen wie in meiner Kindheit auf dem Lande. Ein aufgewecktes, sehr zuvorkommendes Servicemädel im Dirndl zeigt uns einen kommoden Tisch am Fenster und reicht sehr schnell die Speisekarte. Ob wir „noch“ etwas essen wollen? Für uns heisst es eher „schon wieder“.
Auf der Karte dominieren eindeutig Fischgerichte (Forelle in alle Ausprägungen, Zander und Lachs), Wildgerichte (Reh und Wildschwein), aber auch ganz traditionelle Speisen und Vesper. Höflichkeitshalber beschränken wir uns auf die Kleine Vesperkarte ab 14 Uhr, doch sicherlich hätten wir uns auch alles wünschen dürfen. Tatsächlich rangieren Kässpätzle als „kleine Speisen“ – und all jene, die heute mittag noch nicht zugelangt haben, bestellen jetzt eine Portion für sagenhafte 9,50 Euro. Das Gericht erscheint ganz comme il faut: feingliedrige, hausgemachte Spätzle, kross überbacken (entweder im Ofen oder kurz untern Salamander geschoben). Dazu darf man sich von der mitten im Raum stehenden Salatbar nach eigenem Gusto bedienen: Tomate, Gurke, Kartoffelsalat, Möhre, Kraut, Blattsalate, Rote Beete, dazu Saaten und Nüsse, Oliven und Zwiebeln. Etwas mühsam ist hier allerdings das Hantieren mit Handschuhen. Doch auf Sauberkeit und Sicherheit ist man hier absolut bedacht. Im Gegenzug reicht aber auch unsere mündliche Versicherung, wir seien geimpft (ohne einen Nachweis vorzeigen zu müssen). Wer schwächelt, darf jetzt am Nachmittag auch mit einem schön garnierten Käsebrot vorlieb nehmen (8,80 Euro). Da wir trotzdem einige Reste zurücklassen, bietet man uns selbstverständlich an, alles zum Mitnehmen einzupacken. Ich nehme gleich noch eine Wildschweinsalami mit, die zusammen mit geräuchertem Forellenfilets und anderen Kleinigkeiten als kulinarische Mitbringsel angeboten werden. Gute Idee!
Der Service ist hier total reizend und entgegenkommend – sehr wohltuend nach der abweisenden Ruppigkeit, die ich noch vor einigen Tagen in Bad Herrenalb erleben musste. Dass man den ausgeschenkten Rivaner (3,80 Euro für das Viertele) aus Oberkirch allerdings als Riesling bezeichnet, dürfte eher als Fauxpas bezeichnet werden. Als wir gegen 17 Uhr das Lokal verlassen, kehrt auch hier endlich Ruhe ein und das Personal kann sich auch zum Essen niedersetzen. Dass wir als „Laufkundschaft“ zu ungewöhnlicher Zeit noch willkommen waren und so herzlich versorgt wurden, spricht eindeutig für dieses Lokal. Offenbar bietet die Kropfmühle auch noch Pensionszimmer sowie eine Ferienwohnung an. Der ideale Ort für Ruhesuchende und Naturliebhaber. Das werden wir aber ein ander Mal antesten.
Umwege erhöhen die Ortskenntnisse, wie man weiss. Unser heutiger Ausflug zur versteckt nahe der Erzgrube (vulgo Nagoldtalsperre) liegenden Kropfmühle würde vermutlich gar nicht stattfinden, hätte sich ein unser Freund vor einem Jahr nicht heillos verfahren. Natürlich auf der Suche nach einer ganz anderen Location…
Der Jägerhof Kropfmühle liegt eine lange Historie zugrunde, doch auch beim aktuellen Anblick fühlt man sich wie auf Zeitreise ins letzte Jahrhundert, als man noch mit Kniebundhosen und Wanderhut in den Schwarzwald gereist ist. Der... mehr lesen
4.5 stars -
"Herzlicher Service und feine Speisen" MinitarUmwege erhöhen die Ortskenntnisse, wie man weiss. Unser heutiger Ausflug zur versteckt nahe der Erzgrube (vulgo Nagoldtalsperre) liegenden Kropfmühle würde vermutlich gar nicht stattfinden, hätte sich ein unser Freund vor einem Jahr nicht heillos verfahren. Natürlich auf der Suche nach einer ganz anderen Location…
Der Jägerhof Kropfmühle liegt eine lange Historie zugrunde, doch auch beim aktuellen Anblick fühlt man sich wie auf Zeitreise ins letzte Jahrhundert, als man noch mit Kniebundhosen und Wanderhut in den Schwarzwald gereist ist. Der
Besucht am 06.09.20211 Personen
Rechnungsbetrag: 2 EUR
An fast allen Standorten von Kurkliniken und Reha-Einrichtungen florieren Cafés und Eisdielen. Scheint geradezu ein erfolgreiches Geschäftsmodell zu sein. Und spricht nicht unbedingt für die umfassende kulinarische Versorgung vor Ort. Könnte aber mal noch psychologisch und soziologisch untersucht werden.
Meinem Besuch des Bad Herrenalbers Café Paradiso liegt allerdings eine andere Vorgeschichte zugrunde. Nach einem verunglückten Abendessen am Vortag vereitelt heftiges Bauchgrimmen jeglichen Appetit. Das Frühstück muss situationsbedingt ausfallen. Trotzdem stellen sich am frühen Nachmittag merkwürdige Gelüste ein. Und eine Art Fata Morgana. Mitten auf der Schweizer Wiese, nur wenige Schritte vom Bahnhof und der niegelnagelneu erstellten Celenus Fachklinik entfernt, prangt eine stilisierte Eiswaffel mitten auf dem Rasen. Schon etwas fiebrig taumle ich zum Café Paradiso gegenüber. Sowohl der Aussen- als auch der Innenbereich vermitteln ein gepflegtes Durcheinander. Muss man mögen! Nicht zum eigentlichen Areal gehörend, aber gerne von den Eisschlotzern genutzt, sind zwei öffentliche Bänke auf dem Gehsteig.
Die Servicedame (die nicht einmal die Inhaberin ist) überzeugt durch Zugewandtheit, aussergewöhnliches Engagement und Beherztheit. Gerne erläutert sie die Eissorten und berät auch mal ganz persönlich nach eigenen Vorlieben. Mir steht einfach der Sinn nach etwas Frischem. Zitroneneis wäre mein Wunsch, der jedoch nicht erfüllt werden kann. Doch die angebotene Alternative ist grandios: Orange mit Basilikum ist als Eissorte einfach die Wucht! Ziemlich sauer-herzhaft und somit eher ein ungewöhnlicher Appetizer als eine Süssspeise. Das kombiniere ich mutig und unwissend mit einer Kugel Malaga. Wird mir beides in eine krosse Waffel mit Mandelaroma gedrückt. Ein interessantes Geschmackserlebnis. Nur mit dem Aggregatzustand des Eises habe ich Schwierigkeiten. Nicht sehr geschmeidig und ständig tropfend. Doch für 2,40 Euro im Ganzen eine neue Erfahrung.
Ein Bon kann leider nicht ausgedruckt werden, da die Kasse defekt ist und der Servicetechniker erst am späteren Nachmittag eintreffen wird. Muss ich einfach so glauben. Dafür erhalte ich auf Wunsch einen handschriftlichen Beleg. Würde das Finanzamt bei der Reisekostenabrechnung vermutlich nicht anerkennen. Egal.
Als Eis-Unkundiger möchte ich trotzdem gerne eine Empfehlung für das Paradiso aussprechen. Es hat einfach den Charme des Unperfekten, liegt vollkommen verkehrsgünstig und zentral und wird sehr herzlich-direkt betrieben. Im Angebot sind auch Kaffeespezialitäten und Kuchen (sogar vegane – was auch immer man sich darunter vorstellen mag…), doch dazu kann ich nicht wirkliche eine Aussage machen. Das erste und einzige Eis in diesem Jahr hat mich auf jeden Fall überzeugt.
An fast allen Standorten von Kurkliniken und Reha-Einrichtungen florieren Cafés und Eisdielen. Scheint geradezu ein erfolgreiches Geschäftsmodell zu sein. Und spricht nicht unbedingt für die umfassende kulinarische Versorgung vor Ort. Könnte aber mal noch psychologisch und soziologisch untersucht werden.
Meinem Besuch des Bad Herrenalbers Café Paradiso liegt allerdings eine andere Vorgeschichte zugrunde. Nach einem verunglückten Abendessen am Vortag vereitelt heftiges Bauchgrimmen jeglichen Appetit. Das Frühstück muss situationsbedingt ausfallen. Trotzdem stellen sich am frühen Nachmittag merkwürdige Gelüste ein. Und eine... mehr lesen
Café Paradiso
Café Paradiso€-€€€Cafe, Eiscafe01788907107Bahnhofstraße 5, 76332 Bad Herrenalb
4.0 stars -
"Das Paradies liegt so nah" MinitarAn fast allen Standorten von Kurkliniken und Reha-Einrichtungen florieren Cafés und Eisdielen. Scheint geradezu ein erfolgreiches Geschäftsmodell zu sein. Und spricht nicht unbedingt für die umfassende kulinarische Versorgung vor Ort. Könnte aber mal noch psychologisch und soziologisch untersucht werden.
Meinem Besuch des Bad Herrenalbers Café Paradiso liegt allerdings eine andere Vorgeschichte zugrunde. Nach einem verunglückten Abendessen am Vortag vereitelt heftiges Bauchgrimmen jeglichen Appetit. Das Frühstück muss situationsbedingt ausfallen. Trotzdem stellen sich am frühen Nachmittag merkwürdige Gelüste ein. Und eine
Besucht am 10.09.20213 Personen
Rechnungsbetrag: 17 EUR
Wer als Touri den Schwarzwald besucht und einigermassen zucker-, sahne- und alkoholaffin ist, muss natürlich eine Schwarzwälder Kirschtorte vertilgen. Wobei sich um ihre Herkunft und Zubereitungsart vermutlich genauso viele Legenden ranken wie um die Wiener Sachertorte. Und wahrscheinlich kann sie nur stilecht an einigen ausgewählten Orten konsumiert werden. Mir ist das alles ziemlich schnuppe, aber ich begleite als neugieriger Kulinariker gerne andere Kuchensüchtige, zumindest zu empirischen Studienzwecken.
Das traditionsreiche Café Brünz, auf der Lützenhardter Höhe und gerade gegenüber des örtlichen Fussballplatzes gelegen, besteht seit über 55 Jahren – wie mir die hiesige Servicekraft glaubhaft vermittelt. Trotzdem kann ich mich aus früheren Besuchen her absolut nicht daran erinnern; aber ich bin halt nicht so der Kaffeehaussitzer. Vermutlich wird das Café von den hiesigen Reha-Patienten der nahen Klinik Sonnenhof gerne besucht.
Worin liegt der Reiz? Nach einem reichhaltigen Mittagessen mit Freunden in downtown Lützenhardt quälen wir uns den steilen Hohlweg bis zum Streitwäldle hoch. Durst verspürt man jetzt auf jeden Fall, vielleicht sogar die erste latente Unterzuckerung. Das Café Brünz scheint eine enge Kooperation mit der Tortenfabrik Pfalzgraf im nahen Pfalzgrafenweiler zu pflegen, doch die Details müssen den bedürftigen Gast erst mal nicht tangieren. Der grosszügige Gastraum des Cafés verströmt noch einen vergangenen Charme im künstlichen Biedermeierstil, doch wir bevorzugen bei lauen Temperaturen lieber einen Tisch auf der Aussenterrasse. Eine architektonisch kühne, moderne zweite Terrasse auf Stelzen scheint vor nicht allzu langer Zeit ans Haus angedockt worden zu sein.
Zur Kuchen- und Tortenauswahl wird der werte Gast ins Innere gebeten, doch meine Begleiter wählen blind die Schwarzwälder Kirschtorte (für unglaubliche 2,70 Euro das Stück) und einen Zwetschgenkuchen (2,50 Euro das Stück). Die opulente Kirschtorte ist wirklich beeindruckend: über einem trockenen, keksigen Boden türmen sich jeweils drei Schichten Sahne und dunkler Biskuitteig, dazwischen in Kirschwasser getränkte Sauerkirschen und geschätzte 1000 Kalorien. Mit dem Verzehr spart man sich vermutlich glatt ein Mittagessen und der supergünstige Preis ist unfassbar. Der saftige Zwetschgenkuchen dagegen wirkt sehr traditionell und gediegen, mit einem Boden aus Hefeteig und reichlich Streuseln. Damit kann man nichts falsch machen. Wer nicht zur Kuchen- und Tortenfraktion gehört, findet auf der Karte noch diverse Kaffee- und Schokoladespezialitäten wie Irish Coffee, sowie eine Auswahl an Eisbechern und – variationen wie Zitronneneis mit Sekt.
Unsere Getränkeauswahl folgt den üblichen Präferenzen, wobei wir auch hier über die günstigen Preise staunen. Das spritzige Weissweinschorle für 2,70 Euro wird in einem Viertelesglas serviert und ist grosszügig eingegossen. Der Cappuccino für 2,80 Euro überzeugt durch geschmeidige Gefälligkeit. Allein das Kännchen Kaffee (4,20 Euro) ist ein bisschen zu dünn geraten und unterscheidet sich vermutlich kaum von der in der nahen Rehaklinik servierten Konsistenz und Geschmacklichkeit. Oder haben wir versehentlich die herzschonende koffeinfreie Variante erwischt? Der fruchtbetonte Willy für 2,60 Euro läuft runter wie geschmiert und macht Platz für die nächste mögliche Völlerei. (Sie wird noch kommen!)
Die Servicedame agiert etwas verhalten, aber das liegt vermutlich am Einsatz mit lästiger Maske. Unsere Bestellungen kommen rasch auf den Tisch, lediglich zur Rechnungsstellung will sich einfach niemand mehr einfinden, so dass ich mich nach längerem Warten halt nach drinnen begeben muss. Ausser uns befindet sich freitagnachmittags kaum eine Handvoll Gäste vor Ort. Das dürfte sich am Samstag und Sonntag wohl ändern. Für Kuchen- und Tortenfans kann ich diese Location aufgrund der sagenhaften Preise absolut empfehlen. Alle anderen mögen die gute Luft der Schwarzwaldhöhen genießen. Den biederen Gastraum würde ich allerdings meiden.
Wer als Touri den Schwarzwald besucht und einigermassen zucker-, sahne- und alkoholaffin ist, muss natürlich eine Schwarzwälder Kirschtorte vertilgen. Wobei sich um ihre Herkunft und Zubereitungsart vermutlich genauso viele Legenden ranken wie um die Wiener Sachertorte. Und wahrscheinlich kann sie nur stilecht an einigen ausgewählten Orten konsumiert werden. Mir ist das alles ziemlich schnuppe, aber ich begleite als neugieriger Kulinariker gerne andere Kuchensüchtige, zumindest zu empirischen Studienzwecken.
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4.0 stars -
"Die günstigste Schwarzwälder Kirschtorte weit und breit" MinitarWer als Touri den Schwarzwald besucht und einigermassen zucker-, sahne- und alkoholaffin ist, muss natürlich eine Schwarzwälder Kirschtorte vertilgen. Wobei sich um ihre Herkunft und Zubereitungsart vermutlich genauso viele Legenden ranken wie um die Wiener Sachertorte. Und wahrscheinlich kann sie nur stilecht an einigen ausgewählten Orten konsumiert werden. Mir ist das alles ziemlich schnuppe, aber ich begleite als neugieriger Kulinariker gerne andere Kuchensüchtige, zumindest zu empirischen Studienzwecken.
Das traditionsreiche Café Brünz, auf der Lützenhardter Höhe und gerade gegenüber des örtlichen
Geschrieben am 11.09.2021 2021-09-11| Aktualisiert am
11.09.2021
Besucht am 10.09.2021Besuchszeit: Mittagessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 59 EUR
Weil es kürzlich im Nordschwarzwald so schön war (wenngleich kulinarisch etwas arg durchwachsen), starte ich gleich noch mal mit Freunden zu einer eintägigen Expedition: 130 Kilometer Fahrt, 3x Einkehren und 3 Kilometer „Wandern“ (mehr lässt der ramponierte Knöchel des Freundes nicht zu). Es geht nichts über einen ausgewogenen Urlaubstag.
Die aus 5 Teilorten bestehende Gemeinde Waldachtal ist mir vor allem als etwas altbackene Reha-Location (Lützenhardt) und als urige Schwarzwälder-Schinken-Destination in der Mönchhof-Sägemühle (in Vesperweiler – Nomen est Omen!) in Erinnerung. Ansonsten tat es immer ein Rucksackvesper. Die „Alte Post“ liegt gleich am Ortseingang von Lützenhardt und macht optisch in der Aussenansicht erst mal nicht viel her. An einem der drei Tische der Aussenterrasse sitzt eine zünftige Frühschoppen-Gruppe, die sich vorzugsweise flüssig ernährt. Der Gastraum im Innern ist an einem Freitagmittag menschenleer. Auch wenn die „Alte Post“ Übernachtungen und günstige Mehrtagespauschalen anbietet, vermute ich, dass hier hauptsächlich einheimische Stammgäste verkehren. Touristen werden vermutlich die attraktive Hanglage mit Panoramasicht diesem eher unspektakulären Standort downtown vorziehen.
Auf der Speisekarte der „Alten Post“ finden sich vor allem Schnitzel- und Burgervariationen, zudem Maultaschen, Käsespätzle, Salate. Wir ordern erst mal die hausgemachten Käsespätzle mit Beilagensalat (10,50 Euro), die Schweinelendchen mit Spätzle und Salat (14,80 Euro), ein Hefeweizen (3,50 Euro), eine grosse Cola (3,50 Euro), ein Weissweinschorle (für sehr günstige 2,80 Euro). Bedient wird von der versierten Chefin daselbst, die uns auch umgehend die gut gekühlten Getränke bringt. Und schon nach 20 Minuten die Speisen serviert. Die zarten Schweinelendchen in einer Rahmsoße werden von reichlich vollmundigen Spätzle, sowie einem farbenfrohen und vielfältigen Beilagensalat begleitet. Die laut Karte hausgemachten Kässpätzle sind schön resch wie ein Omelette angebraten, aber innen noch fluffig. Der Salat setzt sich aus durchgehend frischen Bestandteilen zusammen und ist sehr kräftig gewürzt, die Tomaten wirken etwas wässrig (wie so häufig in diesem verregneten Sommer), der trockene Kartoffelsalat ist mit reichlich schwarzem Pfeffer versetzt. Irgendetwas verströmt Maggi-Odeur, kann aber auch nur eine herzhafte Würzmischung sein. So ist eine zweite Weissweinschorle-Bestellung schon vorprogrammiert. Zur Verdauung benötigen wir noch einen Espresso (2,00 Euro), eine Tasse Kaffee (2,10 Euro), sowie einen Willy (3,50 Euro), der den Gaumen zwar lieblich umschmeichelt, jedoch im Abgang merklich brennt. Alles in allem ein solides und fundiertes Mittagessen, günstig im Preis, keine ambitionierte Haute Cuisine, aber ehrlich zubereitet, wenngleich etwas schmückende Dekoration den Speisen gut zu Gesicht gestanden hätte. Geschirr und Gläser sind proper und sauber, jedoch nicht ganz mein persönlicher Geschmack. Ein lustiger Hingucker ist das Schnapsglas in Form eines Miniatur-Römers.
Die Toiletten befinden sich seitwärts in einem Anbau und sind nicht allerneuesten Datums. Auf dem Waschbecken im Vorraum sind zwei Seifenspender so spillerig positioniert, dass sie bei jedem ungeschickten Händewaschen zu Boden poltern. Ein überflüssiges Ärgernis. Da hie und da Stufen zu überwinden sind, ist das Lokal leider nicht barrierefrei. Auf einem Platz vor dem Hause befinden sich etliche kostenlose Parkplätze, die jedoch hauptsächlich von Gästen des naheliegenden Pizza- und Dönerladens frequentiert werden. So sind hier halt die Vorlieben verteilt…
Wer nach dem Essen noch etwas überschüssige Kraft verspürt, kann zu den nahen Breitenbacher Seen schlendern oder die stets bestens frequentierte Eisdiele besuchen oder den schweisstreibend steilen Hang zur Panoramasicht erklimmen. Wir wählen letzteres (nicht ohne Hintergedanken der begleitenden Freunde). Fortsetzung folgt.
Weil es kürzlich im Nordschwarzwald so schön war (wenngleich kulinarisch etwas arg durchwachsen), starte ich gleich noch mal mit Freunden zu einer eintägigen Expedition: 130 Kilometer Fahrt, 3x Einkehren und 3 Kilometer „Wandern“ (mehr lässt der ramponierte Knöchel des Freundes nicht zu). Es geht nichts über einen ausgewogenen Urlaubstag.
Die aus 5 Teilorten bestehende Gemeinde Waldachtal ist mir vor allem als etwas altbackene Reha-Location (Lützenhardt) und als urige Schwarzwälder-Schinken-Destination in der Mönchhof-Sägemühle (in Vesperweiler – Nomen est Omen!) in Erinnerung.... mehr lesen
Alte Post
Alte Post€-€€€Restaurant, Catering, Gästezimmer, Gasthof074438167Hauptstraße 56, 72178 Waldachtal
3.5 stars -
"Solide Küche, versierter Service" MinitarWeil es kürzlich im Nordschwarzwald so schön war (wenngleich kulinarisch etwas arg durchwachsen), starte ich gleich noch mal mit Freunden zu einer eintägigen Expedition: 130 Kilometer Fahrt, 3x Einkehren und 3 Kilometer „Wandern“ (mehr lässt der ramponierte Knöchel des Freundes nicht zu). Es geht nichts über einen ausgewogenen Urlaubstag.
Die aus 5 Teilorten bestehende Gemeinde Waldachtal ist mir vor allem als etwas altbackene Reha-Location (Lützenhardt) und als urige Schwarzwälder-Schinken-Destination in der Mönchhof-Sägemühle (in Vesperweiler – Nomen est Omen!) in Erinnerung.
Besucht am 05.09.20212 Personen
Rechnungsbetrag: 20 EUR
An manchen Stellen wird das Nashira Hotel noch mit dem VCH-Logo dargestellt (Verband christlicher Hoteliers), doch das Haus scheint mir längst zu einer anderen Fraktion zu gehören. Das Haupthaus der Nashira Hotels befindet sich im türkischen Side/Manavgat – doch man muss an diesem heissen ersten Septemberwochenende gar kein Flugzeug besteigen, um sich an mediterranen Temperaturen zu erfreuen. Neben dem Hotelbetrieb verfügt das Haus in bester, zentraler Lage an der Kurpromenade über ein Restaurant mit durchgehender Verglasung und Ausblick auf den Kurpark gegenüber, sowie einer gut bestückten Bar und einem Weinkeller. Das gesamte Ambiente verströmt herrlichen Urlaubsflair, auch wenn das Gebäude nicht an den Gestaden des Mittelmeers liegt und nicht die Wellen an den nahen Strand tosen, sondern man auf Senioren mit Rollatoren und stöckeschwingende Wanderer auf der Promenade blicken kann. Gerne wird auch die ansprechend möblierte, nach Süden ausgerichtete Aussenterrasse besucht, vor allem für einen Kaffee oder einen Drink am späten Nachmittag. Die sehr umfangreiche Speisekarte bietet schwäbische, badische, internationale Gerichte an. Ob allerdings das dreigängige wechselnde Mittagstischangebot für 24,90 Euro (gleichermassen für Hausgäste wie für Externe) so viel Zuspruch findet, würde ich bezweifeln.
Wir haben lediglich das getrennt buchbare Frühstück für sehr günstige 10 Euro genutzt. Es wird im Zeitraum von 7:00 bis 10:00 Uhr im sehr grosszügig angelegten, hellen und freundlich möblierten Speiseraum in Büffetform angeboten. Entlang der breiten, bodentiefen Fensterfront mit Blick auf den Kurpark stehen hauptsächlich Zweiertische – grössere Tische für Familien oder Gruppen finden sich eher im hinteren Bereich. Der Raum wird von einer lichten Atmosphäre mit hellem Holz und Akzenten in Rottönen getragen. Man sitzt auf bequemen Rattansesseln oder gepolsterten Holzstühlen. Bei unserer Ankunft waren alle Tische komplett und vollständig eindeckt.
Morgens um 7 ist hier die Welt noch in Ordnung, doch das wird sich bald ändern. Hinterm üppig ausgebreiteten Büffet steht ein einziges Servicemädel, das möglicherweise kaum eingelernt wurde, wenig versteht und etwas unbeholfen agiert. Schon nach einer Stunde verliert der Manager die Fassung, ruft verzweifelt „Ogottogott“ und rauft sich die Haare angesichts des morgendlichen Gästeansturms und der Hilflosigkeit des offenbar ungelernten Personals. Unserer Bitte nach einem Rührei kommt man nur zögerlich und spärlich nach, leere Platten am Büffet können nicht schnell genug nachgefüllt werden, manche Produkte scheint man nur unter Mühen aus den Speisekammern herbeigeschafft zu haben… Alles wirkt etwas unkoordiniert und chaotisch. Zudem ist von den drei Kaffeeautomaten nur einer in Betrieb und wird immer wieder lahmgelegt. Dabei ist das Büffet durchaus vielfältig angelegt: diverse Wurst- und Käsesorten, Lachs (der schnell nicht mehr nachgelegt wird), Eierspeisen, Joghurt, Müsli, Nüsse, Cerealien, Trockenobst, ein eiskalter Obstsalat (aufgetaut?), eine sehr grosse Auswahl an Brötchen und Gebäck, eine riesige Platte mit Cocktailtomanten, Gurken und Möhren – und ein gekühlter Wagen mit Salaten (Kartoffelsalat, Möhre, Rettich, Tomate, Sellerie etc.) Dazu ein Samowar für den Tee und diverse Säfte. Ein grandioses Angebot für 10 Euro.
Das gesamte Haus ist komplett barrierefrei und verfügt über ungewöhnlich breite Gänge und grosszügige Toiletten (gut gepflegt, wenngleich die eine oder andere Wasserspülung nicht funktioniert). Ein bisschen fühlt sich das Haus wie eine Kreuzung aus südländischem Urlaubshotel und hiesigem Pflegeheim an. Das möglicherweise branchenfremde Personal erscheint bemüht, jedoch geradewegs überfordert beziehungsweise nicht vollständig oder gar falsch instruiert. Auch Sprachschwierigkeiten scheinen noch dazu zu kommen. Die Top-Lage des Hauses und die Vielfalt des sehr günstigen Frühstückbüffets haben uns jedoch überzeugt. Das Abendessen wollten wir dann allerdings doch lieber nicht hier einnehmen, um den reichlich gebeutelten Service nicht noch mehr unter Druck zu setzen. Wir hoffen, dass sich die Personal- und Koordinationsschwierigkeiten in baldiger Zukunft bessern werden. Dann kommen wir sicherlich wieder.
An manchen Stellen wird das Nashira Hotel noch mit dem VCH-Logo dargestellt (Verband christlicher Hoteliers), doch das Haus scheint mir längst zu einer anderen Fraktion zu gehören. Das Haupthaus der Nashira Hotels befindet sich im türkischen Side/Manavgat – doch man muss an diesem heissen ersten Septemberwochenende gar kein Flugzeug besteigen, um sich an mediterranen Temperaturen zu erfreuen. Neben dem Hotelbetrieb verfügt das Haus in bester, zentraler Lage an der Kurpromenade über ein Restaurant mit durchgehender Verglasung und Ausblick auf den... mehr lesen
Restaurant im Nashira Kurpark Hotel
Restaurant im Nashira Kurpark Hotel€-€€€Restaurant, Bar, Hotel49070839288834Kurpromenade 23 / 1, 76332 Bad Herrenalb
4.5 stars -
"Wie an den Gestaden des Mittelmeers" MinitarAn manchen Stellen wird das Nashira Hotel noch mit dem VCH-Logo dargestellt (Verband christlicher Hoteliers), doch das Haus scheint mir längst zu einer anderen Fraktion zu gehören. Das Haupthaus der Nashira Hotels befindet sich im türkischen Side/Manavgat – doch man muss an diesem heissen ersten Septemberwochenende gar kein Flugzeug besteigen, um sich an mediterranen Temperaturen zu erfreuen. Neben dem Hotelbetrieb verfügt das Haus in bester, zentraler Lage an der Kurpromenade über ein Restaurant mit durchgehender Verglasung und Ausblick auf den
Besucht am 05.09.2021Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 50 EUR
Nach den unerquicklichen Essenskämpfen des Vortages soll der wanderreiche Sonntag mit einem ausgiebigen, harmonischen Abendessen ausklingen. Hoffen wir zumindest. Die Alte Post liegt nur wenige Hundert Meter von unserer Unterkunft entfernt und nimmt – oh Wunder! – unseren telefonischen Wunsch nach einer Tischreservierung tatsächlich noch an. Dass ich aufgrund des aufdräuenden Hungers schon einen relativ frühen Termin von 18:30 wähle, ist eine glückliche Fügung, wie sich noch zeigen wird.
Die Dame am Telefon zeigt sich selbstbewusst bis ungehalten, gewährt uns aber vor Ort generös einen Tisch. Die übersichtliche Speisekarte erstreckt sich über gerade mal zwei Seiten, wird aber von einigen aktuellen, auf Schiefertafeln präsentierten Angeboten komplettiert (z.B. Ochsenbäckle). Das fesche Gebäude im Schwarzwaldstil hat vermutlich in früheren Zeiten tatsächlich das hiesige Postamt beherbergt. Neben einem gutbürgerlich eingerichteten Gastraum und einer gerade erst frisch saniert wirkenden, sehr schicken und modernen Toilette wird vor allem die grosszügige Aussenterrasse gerne frequentiert. Neben dem Gebäude plätschert malerisch das Flüsschen Alb dahin.
Die Wahl der Speisen ist schnell getroffen, allerdings bedarf es vielfältiger Versuche der Kontaktaufnahme, bis die resolute, vielgefragte Servicedame den Weg zu uns einschlagen kann (auch hier stranden zahllose, verzweifelte, hungrige Touristen auf der Suche nach einem freien Tisch). Wir wählen wie so oft 1x Fleisch, 1x Fisch – mit der Absicht, den anderen vom eigenen Gericht probieren zu lassen. Dass nach einem „heissen“ Wochenende am Sonntagabend die eine oder andere Speise nicht mehr geliefert werden kann oder eine Zutat ausgegangen ist, kennt man ja. Aber hier ist das kein Problem. So freuen wir uns auf den „Salat Fischernetz“ mit gebratenen Fischfilets und Garnele, garniert mit Cherry-Tomaten, Aioli Dip und Baguette für 16,90 Euro, sowie auf den Zwiebelrostbraten mit Beilagensalat, Spätzle und geschweissten (sic!) Zwiebeln für 21,90 Euro. Geschweisst? Ein Fehler des Übersetzungsprogramms? Der Aufdruck auf der vielleicht vakuumierten Fertigware? Der Zustand des eifrigen Kochs? Während wir noch rätseln, wird das Essen zu unserer freudigen Überraschung sehr rasch aufgetragen. Der medium gebratene Zwiebelrostbraten schwimmt in einer aromatischen Soße und ist mit reichlich geschmälzten Zwiebeln bedeckt. Die vollschlanken, kräftigen Spätzle könnten tatsächlich handgeschabt sein. Das Fischernetz aus reichlich Blattsalaten kann einen üppigen Fang verbuchen, allerdings schmecken die Fischfilets schon beim Verzehr etwas merkwürdig. Vor allem die Garnele scheint nicht mehr ganz taufrisch zu sein. Das Aioli testen wir nur kurz an, lassen es aber aufgrund der hohen Tagestemperaturen besser wieder zurückgehen. Ausserdem ist die Fischportion schon üppig genug.
Die Getränke – ein Weizen für 4,20 Euro und das obligatorische Rieslingschorle für 3,90 Euro – sind tadellos. Allerdings scheitert der Versuch, ein sortenreines Rotweinschorle nach Wunsch zu ordern (O-Ton Service: „Das machen wir nicht“). Da die Küche am Sonntag schon um 19 Uhr schliesst, konnten wir grade noch in den Genuss eilig servierter Speisen kommen. Am Nebentisch wird allerdings eine Dame rund gemacht, weil ihr Gatte erst etwas später nachkommt. Huch, da haben wir aber noch Glück gehabt. Um 20 Uhr macht allerdings das gesamte Lokal dicht. Da sich ein flaues Gefühl im Magen verbreitet, ordern wir rasch noch einen Grappa (3,50 Euro). Der kann allerdings ein weiteres Bauchgrimmen auch nicht mehr verhindern. Die kommende Nacht verbringen wir mit heftigem Gerumpel im Bauch. Da kommt einem schon ein Satz aus einer Geschichte von Anton Tschechow in den Sinn: „Sie hatten recht: der Stör neulich hatte einen leichten Stich.“
Noch am kommenden Tag haben wir mit den unschönen Folgen dieses Abendessens zu kämpfen. Schneller vergessen ist dann eher der etwas harsche, sehr resolute Umgangston der Servicedame. Als willkommener Gast haben wir uns auf jeden Fall nicht gefühlt. Aber manchmal ist man schon dankbar, wenn einem überhaupt der Hunger gestillt wird. Und rein optisch waren wir ja erst mal beglückt!
Nach den unerquicklichen Essenskämpfen des Vortages soll der wanderreiche Sonntag mit einem ausgiebigen, harmonischen Abendessen ausklingen. Hoffen wir zumindest. Die Alte Post liegt nur wenige Hundert Meter von unserer Unterkunft entfernt und nimmt – oh Wunder! – unseren telefonischen Wunsch nach einer Tischreservierung tatsächlich noch an. Dass ich aufgrund des aufdräuenden Hungers schon einen relativ frühen Termin von 18:30 wähle, ist eine glückliche Fügung, wie sich noch zeigen wird.
Die Dame am Telefon zeigt sich selbstbewusst bis ungehalten, gewährt... mehr lesen
Restaurant Zur Alten Post
Restaurant Zur Alten Post€-€€€Restaurant, Cafe07083922119Kurpromenade 35, 76332 Bad Herrenalb
2.5 stars -
"Hier fühlen wir uns an Tschechow erinnert" MinitarNach den unerquicklichen Essenskämpfen des Vortages soll der wanderreiche Sonntag mit einem ausgiebigen, harmonischen Abendessen ausklingen. Hoffen wir zumindest. Die Alte Post liegt nur wenige Hundert Meter von unserer Unterkunft entfernt und nimmt – oh Wunder! – unseren telefonischen Wunsch nach einer Tischreservierung tatsächlich noch an. Dass ich aufgrund des aufdräuenden Hungers schon einen relativ frühen Termin von 18:30 wähle, ist eine glückliche Fügung, wie sich noch zeigen wird.
Die Dame am Telefon zeigt sich selbstbewusst bis ungehalten, gewährt
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Auf dem Weg zur Bahnhaltestelle Hülben befallen mich schlagartig Hunger und Durst. Die Idee, an der Tanke oder im Discounter etwas zum Mitnehmen zu kaufen, widerstrebt mir gewaltig. Wie durch ein Wunder taucht hier das Ristorante Primavera auf. Die Lage ist zugegebenermassen alles andere als malerisch: direkt am Kreisverkehr des Ortseingangs, dazu neben einer gut frequentierten Tankstelle auf der einen Seite und der (wieder viel befahrenen) Strecke der Schönbuchbahn auf der anderen Seite. Doch klingt das Hinweisschild „Gartenwirtschaft hinter dem Haus“ nicht vielversprechend?
Vorher werfe ich erst noch mal einen Blick in die erstaunlich grosszügigen Gasträume: rustikale Steinfliesen, dunkles Mobiliar, weinrote Akzente. Jedoch kein einziger Gast. Der Patron parliert geschäftig am Telefon, weist mir jedoch den Weg zum Aussenbereich (einmal ums Haus herum). Was sich hier „Gartenwirtschaft“ nennt zeigt kein Fitzelchen Grün und ist etwas triste und steril hinten ans Haus gebaut. Direkt davor verläuft eine Fläche, die als Radschnellweg genutzt wird, dahinter gleich die Bahnlinie. Mein Eintreffen sorgt für eine kleine Aufregung. Offenbar hat man mit keinen Gästen gerechnet, erst recht nicht im Aussenbereich. Die Servicedame feudelt schnell Tisch und Stühle trocken, entschuldigt sich mehrmals und verweist auf das unsichere Wetter.
Mit der Speisekarte wird mir auch das Tagessessen annonciert (Geschnetzeltes mit Reis und Beilagensalat), doch ich beschliesse, das zu bestellen, wonach mir etwa einmal im Jahr der Sinn steht: eine profane Pizza. Neben Fisch, Fleisch, Pasta und Salaten scheint darin auch das Hauptgeschäft zu bestehen. Es finden sich aussergewöhnlich benannte, wahrscheinlich haustypische Varianten wie „Pizza Dumme Ziege“ (Speck, Zwiebeln, Ziegenkäse, Tomaten, Käse) oder „Pizza Ai Mari E Monti“ (frische Champignons, Shrimps, Tomaten, Knoblauch) oder welche, deren Namensgeber vermutlich die Kinder des Patrons oder die ehemaligen Küchenhelfer sind: Giulio, Laura, Luca, Claudio… Übermütig wähle ich die Pizza „Tanja“ (9,00 Euro), weil meine Nichte so heisst.
Nach einer gefühlten Viertelstunde wird meine Bestellung schon an den Tisch gebracht, begleitet von weiteren Entschuldigungen und Erklärungen, dass die Gäste gerade gar nicht draussen sitzen wollen, aber sich das Wetter jetzt offenbar doch gut entwickle etc. pp. Ohne ein Pizzaspezialist zu sein, muss ich sagen: dieses Exemplar mundet mir aussergewöhnlich gut. Auf einem voluminösen, hohen, sehr hefelastigen Unterbau (eher nichts für Fans von krossen, dünnen Teigen) versammeln sich Zwiebeln, Kapern, schwarze Oliven, Artischocken und ziemlich viel Käse und glücklicherweise nicht allzu viel Tomate. Das entspricht voll meinem Geschmack. Schmeckt und sättigt unglaublich. Den Plan, mir die Hälfte einpacken zu lassen, verwerfe ich dann doch. Allerdings benötige ich am Ende doch noch eine Verdauungshilfe. Der Averna (3,00 Euro) wird eisgekühlt in einem kältebeschlagenen Glas serviert, wie es sich gehört. Gerne hätte ich meine Pause noch geruhsamer ausklingen lassen, mit Blick auf die vorbeiflanierenden Passanten und vorüberrasenden Radfahrer und die Fahrt aufnehmende Schönbuchbahn, doch die Mittagsöffnungszeiten enden um 14 Uhr. Trotz vielleicht etwas trister Lage erscheint die Aussenterrasse wie frisch saniert: helle Steinfliesen, neues Mobiliar (die vermeintliche Holzplatte des Tisches besteht aus Metall) und eine transparente Balkonbrüstung aus Glas. Wenn man sich noch einige Pflanzen dazuphantasiert, könnte es gemütlich werden, vor allem in der Mittagssonne. Etwas störend ist allerdings das permanente Geschirr- und Töpfeklappern aus der Küche. Verwundert umso mehr, als dass ich offenbar der einzige Gast bin.
Während meines abschliessenden Toilettengangs wird auch schon das Licht im ganzen Haus gelöscht, so dass ich im Dunkeln tapere. Fliesen im Toskana-Stil und weinrote Keramik kann ich allerdings noch wahrnehmen. Zweispältig bleiben meine Gefühle zum Abschluss. Wieso waren keine weiteren Gäste zu sehen? Florieren vielleicht eher der Abhol- und Lieferservice? Und noch ein weiterer Wermutstropfen: der voluminöse Hefeteig hat bei mir für nachhaltiges Sodbrennen gesorgt.