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Von aussen wirkt das am zentralen Marktplatz gelegene Gebäude noch relativ unspektakulär, bis auf die grellrote Leuchtschrift „Fleisch und Wurst“. Klare Ansage. Da weiss man sofort, was einen erwartet. Als wir gegen 18 Uhr eintreffen, ist der eigentliche Gastraum bereits komplett mit Gästen belegt und uns wird ein Tisch im Nebenraum (früher vermutlich der Verkaufsraum der Metzgerei) zugewiesen. Nicht ohne Überraschungseffekt. Hier haben sich die Betreiber einiges getraut. Hemmungslos werden hier Vintage-Möbel mit modernen Accessoires kombiniert, verblichene Familienfotos mit Faschingsgirlanden, ein unglaublich beeindruckendes Arsenal an Wurstkonserven mit Kaugummiautomaten und einer Süsskram-Theke und Vögelgezwitscher in den Toiletten. Es lebe der Landgasthof im neuen Gewand.
Tatsächlich wird der Löwen jetzt wohl schon in der dritten Generation betrieben. Man setzt auf Althergebrachtes wie Rinderleber, saure Nierle, Kutteln, Maultaschen, Siedfleisch und Zwiebelrostbraten, aber auch Angesagtes wie Dry Aged Beef. Der Reiferaum ist nur durch eine Glaswand vom Gastraum getrennt. Schon bald ist auch im hiesigen Teil des Lokals kein einziger Sitzplatz mehr frei.
Der gut gelaunte, charmante, selbstbewusste Service zeichnet sich durch gleichbleibendes Standing und Freundlichkeit aus, auch wenn es umtreibig wird. Neben der gedruckten Speisekarte werden uns noch Tagesspezialitäten auf einer kleinen Schiefertafel annonciert. Gute Idee – davon nehmen wir gleich mal die frische Schwarzwurst. Ausserdem noch geschmorte Ochsenbacken mit Spätzle und Salat, sowie den Lemberger von Drautz-Able aus Heilbronn, einem unserer Lieblingsweingüter. Trotz vollem Haus werden wir rasch und aufmerksam umsorgt.
Schon die Schwarzwurst (8,80 Euro) ist ein Gedicht, schön angemacht mit fein geschnittenen Zwiebelchen und Gürkchen, mit einer würzigen Essig-Öl-Marinade. Nur die Pfeffermühle muss für unseren Geschmack noch kurz zum Einsatz kommen. Wäre so schon ein wunderbares Alltagsvesper, das leider etwas aus der Mode gekommen ist. Sensationell sind auch die Ochsenbacken (25,80 Euro), so zart geschmort, dass kaum das Messer benutzt werden muss. Zur aromatischen Sauce (die Champignons darin erscheinen uns eher überflüssig, sind aber wohl dekorativer Natur) passen hervorragend die hausgemachten Spätzle. Beim Beilagensalat mit leicht süsslichem Dressing finden sich untern den knackigen Blattsalaten noch Bohnen, Möhren- und Selleriestiftelchen, die wohl eher aus der Grosspackung stammen und nicht selbst geschnippelt wurden. Aber das könnte dem Wochenendansturm geschuldet sein. Den kräftigen Lemberger nehmen wir einmal aus der Karaffe (5,50 Euro) und einmal als Schorle (3,40 Euro) im grünhenkeligen traditionellen Viertelesglas.
Trotz des Hochbetriebs ist zum Ende hin noch ein kleiner informativer Plausch mit dem Service möglich. Wir fühlen uns rundum wohlgeschätzt und gut umsorgt. Der gesamte Besuch hat uns beeindruckt: ein hoher Standard bei Essen und Getränken, ein unkonventionelles Ambiente, dazu erstaunlich günstige Preise, die man so im Stuttgarter Raum längst nicht mehr finden würde. Eine wahre Entdeckung!