"Es hat sich nichts geändert – Umgebung bizarr, Service erstklassig, Muscheln spitze!"
Geschrieben am 05.11.2016 2016-11-05 | Aktualisiert am 05.11.2016

"Zwischen Hochofen und Kraftzentrale"
Geschrieben am 03.10.2016 2016-10-03

"Mittagstisch und Event-Gastronomie in dem ehemaligen Krupp-Casino"
Geschrieben am 13.06.2016 2016-06-13

"Einfach super !"
Geschrieben am 26.03.2016 2016-03-26

In meiner Kritik vom 13. Oktober 2015 habe ich ausführlich über den davidschen Walsumer Hof und die goliathschen Industrietürme geschrieben. Es hat sich nichts geändert, deshalb gerät meine Kritik diesmal wesentlich kürzer.
Nach wie vor gibt es den Handschlag vom Wirt im Pütt-Hemd bei der Begrüßung und Verabschiedung. Nach wie vor hat man ohne Reservierung besonders während der Muschelzeit kaum eine Chance auf einen Tisch. Und nach wie vor steigen einen Steinwurf vom Walsumer Hof entfernt Wolken aus dem 181 Meter hohen Kühlturm der Steag. Und auch drinnen in den Gasträumen ist noch alles so wie im Vorjahr. Hier ist eine Zeitkonstante eingebettet in die sterbende Industrieumgebung kohleverarbeitender Kraftwerke.
Die Sauberkeit im Lokal ist auch eine Zeitkonstante. Auch diesmal habe ich nichts zu Bemängelndes gesehen.
Und auch beim Service laufen noch die alten Rituale ab. Mit außergewöhnlicher Präzision und ruhrpöttischem Humor deklamiert unsere Servicedame die angebotenen Tagesgerichte und gibt auch noch Erläuterungen dazu. Die „Walsumer Hofnachrichten“, eine nachempfundene Zeitung mit Geschichten über den Walsumer Hof und einer Auflistung der angebotenen Speisen, wird dem Gast nach wie vor ausgehändigt. Es ist einfach erstklassig, wie der Service die Gäste umsorgt, zum Beispiel Bratkartoffeln beim Gast nachlegt, wenn sie auf dem Teller zur Neige gehen. Ein Quentchen Verständnis für die Ruhrpott-Mentalität muß man allerdings haben, wenn der Service agiert. Alles in allem: Die fünf Sterne für den Service bleiben.
Essen und Getränke *****
Ich brauche die „Walsumer Hofnachrichten“ überhaupt nicht zu lesen, um eine Wahl zu treffen. Same procedure as every year:
– Muscheln „Rheinische Art“ bis der Arzt kommt! mit Schwarzbrot, jetzt zu 21,95 € und ein
– „Köpi“, 0,3 l zu stolzen 3,10 €. „Köpi“ ist der liebevolle Name für das König Pilsener.
Wie immer gibt es mehrere Grüße aus der Küche: Garnelen, Muscheln in Currysauce, sauer eingelegtes Gemüse. Ungeschälte Erdnüsse stehen zum Knabbern auch auf dem Tisch.
Trotz vollem Lokal kommen meine Muscheln schnell, heiß und dampfend und abgedeckt mit zwei umgekehrten, übereinandergelegten Tellern für die Schalen auf den Tisch. Die Fischgerichte der Kumpels werden zeitgleich serviert.
Die Muscheln sind wieder einwandfrei zubereitet: Typisch rheinischer Sud mit Gemüsen wie Möhren, Lauch, Sellerie, Zwiebeln und Ähnlichem bestens mit Salz und Pfeffer gewürzt.
Die gebutterten Schwarzbrotschnitten, frisches Schwarzbrot, die Scheiben zusammengeklappt und Butter dazwischen passen hervorragend zu dem Meeresgetier.
Fast vier Teller zieh ich mir rein, ein Rest wird unter den Kumpels verteilt. Dann kommt das Körnchen (2 cl zu 1,75 €), und nicht nur eins.
Der Arzt muß dann doch nicht kommen. Pappsatt lehne ich mich auf dem Holzstuhl zurück und überlege, ob ich wieder fünf Sterne für die Muscheln geben soll. Ja, klar, ich gebe sie.
Das im Grunde doch gute Preis-/Leistungsverhältnis, der Service und die Zubereitung der Speisen lassen auch mein Gesamturteil aus dem Vorjahr unverändert.
So fest wie das Amen in der Kirche steht, so gewiß geht unsere Männerrunde nächstes Jahr wieder in das gallische Dorf. Im nächsten Frühjahr wird der Termin für den Herbst 2017 gemacht. Viereinhalb Sterne als Fazit und ein „Gerne wieder!“.