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Da es erst montags zurück in die Heimat ging, durften wir an diesem Sonntagabend die entspanntere Seite der Kölner Altstadt kennenlernen, was uns den kompletten hinteren Gastraum des überschaubar großen Brauhauses einbrachte. Dieser war von erstaunlich rustikaler Gemütlichkeit geprägt. In kerniger Wirtshausattitüde dominierte helles Holz, das den ins Unkultivierte tendierenden Fliesenboden fast vergessen machte.
Kollege kgsbus hat ja schon detailliert über die Historie und das obergärige Pfaffen Bier, das wegen seinem Brauort Lohmar nicht Kölsch genannt werden darf, berichtet. Mir hat das säuerliche Gesöff übrigens genauso wenig gemundet wie dem Gastroguide aus Bergisch Gladbach. Zwei Kölschstangen reichten mir an diesem Abend. Da lief es mir im Sünner zwei Tage zuvor doch wesentlich besser durch die „dorschdich Kehl“.
Der von Günter Schneider (früher „Zum Treppchen“, Stadtteil Rodenkirchen) seit Dezember 2016 betriebene Brauereiausschank in bester Altstadtlage bietet zusammen mit seinem Team eine grundsolide Brauhausversorgung, welche neben den beliebten Bierhappen („Happen zum Pfaffen“) die üblichen Bollwerke immerwährender Sättigung im Speiseprogramm listet.
Schnitzel, Schweinshaxe, Cordon Bleu vs. Rinderroulade, Kalbfrikadelle, Rheinischem Sauerbraten. Sollen die Vegetarier doch an der ausgestreckten Kölschstange verhungern! So das vermeintliche Credo der Pfaffenküche. Denn welcher Fleischverzichter gibt sich schon die Blöße mit der Bestellung eines „halven Hahns“? Dann doch lieber „Kölscher Kaviar“ oder eine 180 Gramm schwere Currywurst.
Mir war nach der hausgemachten, in der Terrine servierten Gulaschsuppe (7,90 Euro) sowie dem Schnitzel „Wiener Art“ mit Pommes Frites und Salat (13,90 Euro), das noch mit einem Kännchen Jägersoße extra (2,90 Euro) geordert wurde. Neben mir entschied man sich für das Cordon Bleu (vom Schwein) in der gleichen Ausstattung (16,90 Euro). Auch eine Portion Käsespätzle, ein Rheinischer Sauerbraten mit Kartoffelklößen und Rotkohl (16,90 Euro) sowie drei stattliche Kalbsfrikadellen mit Wirsinggemüse und Bratkartoffeln (15,90 Euro) sollten nach appetitanregendem Bierkonsum dem Drang nach Deftigkeiten stattgeben.
Der traditionellen Soßenliebe deutscher Durchschnittskulinaristen wurde gerne und bei fast allen Gerichten mit Nachdruck entsprochen. Sowohl bei meiner vor Kraft und Würze strotzenden Gulaschsuppe als auch bei dem mürbe geklopften Schweineschnitzel in seiner knusprigen „Panaderolle“ als brätergeschwenktes Folklorestück gefiel mir die überdurchschnittliche Sorgfalt, die man bei der Zubereitung der in unbekümmerter Üppigkeit dargebotenen Deftspeisen walten ließ. Selbst das Dressing des kleinen Pflücksalates, der sich vegetabil an meinen Panierfladen schmiegte, konnte sich schmecken lassen.
Das war deutlich mehr als nur lieblos aufgetischte Husch-Husch-Küche, die man den Touris auf solchen Meilen für gewöhnlich auf die Teller bugsiert. Das bestätigten mir auch die Tischkollegen, von denen manche sogar noch eine süße Kalorienattacke in Form eines saftigen Kaiserschmarrns folgen ließen.
Insofern geriet der letzte Abend in der Domstadt nicht wie befürchtet zu einem kulinarischen Fiasko, sondern bot bodenständige Hausbraukost auf grundsolidem Niveau in geselliger Atmosphäre. Manchmal reicht auch das.