Geschrieben am 08.02.2024 2024-02-08| Aktualisiert am
08.02.2024
Besucht am 30.08.2023Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 336 EUR
Sternerestaurants, die mittags öffnen, sind eine feine Sache. Man bekommt als Gast einen super Einblick in die Küchenphilosophie ohne gleich ein mehrstündiges Menü nehmen zu müssen. (Nicht, dass das schlimm wäre!) Selbst bei einer speziellen Mittagskarte oder nur einem Teil des abendlichen Angebots erhält man vergleichbare Qualität und oft auch Küchenhandwerk, aber für deutlich weniger Taler. Und für das Restaurant ist es eben die Möglichkeit, für das große Kino am Abend zu werben, ja vielleicht so manch zögerlichen Gast erstmals über die Schwelle zu bewegen. Trotzdem ist die Anzahl der Gourmetangebote mit Tagesangebot gefühlt deutlich rückläufig, obwohl doch die Vorbereitungen für den Abendservice kaum später beginnen. Aber man kann eben wohl doch nicht sein Personal auf zwei Hochzeiten gleichzeitig tanzen lassen und bei der derzeitigen Personalnot will jede zusätzliche Schicht gut überlegt sein,
Umso erfreulicher, dass Sylts einziges mit 2 Sternen ausgezeichnete Gourmetrestaurant im Luxushotel Söl‘ring Hof ganz offensiv ein Mittagessen anbietet, ehedem in JPs „Kantine“, seit letztem Jahr in JPs „Wohnzimmer“, wobei die Initialen natürlich für Jan-Philipp Berner stehen, dem unglaublich engagierten und überaus freundlichen Chef, wie wir bei seinen gleich zwei Honneurs erleben durften. Die Bezeichnung Wohnzimmer verdient sich dieser kleinere Gastraum besonders durch die bequemen hellgrauen Polstermöbel, viele schwarz-weiß-Fotografien an den mit blauer Textiltapete bekleideten Wänden und nach meinem Empfinden durch die Regale, in denen neben Büchern viele schöne, gereifte Spirituosen stehen. Dazu rustikale braune Dielenbretter, Designerlampen und dunkelbraune Tischplatten.
So recht aus einem Guss erschien es mir nicht - aber das gilt für die meisten heimischen Stuben ja wohl auch. Halt ein „living room“, wie es viel treffender im Englischen heißt. Zudem: Nicht alle, aber unsere Plätze waren auf Couchtischhöhe; das empfinde ich für ein Mittagessen als eher unbequem. Anders als vielleicht bei Kaffee und Kuchen gilt mittags wohl „Und schön rüberbeugen!“
JPs Wohnzimmer liegt landwärts
hat also nicht den atemberaubenden Blick über die Nordsee - schon das ein Grund, irgendwann auch abends im Söl’ring Hof zu dinieren. An sich nicht schlimm, leider stand den ganzen Lunch über ein großer grauer SUV in der Einfahrt; so dicht vor den Fenstern, dass es nur wenig mehr als die Rückfront mit Hamburger Kennzeichen zu sehen gab. Sylt-Probleme, halt…
Gemessen an vielleicht fünf oder sechs Tischen - eine Kleinfamilie, sonst alles Pärchen - war sehr viel Personal anwesend, alle mit Höflichkeit, ungekünstelter Freundlichkeit und viel Fachwissen ausgestattet. Begrüßung, Service, Weinberatung alles auf Augenhöhe mit dem Gast, sehr schön und angenehm. Und wenn eine Frage nicht beantwortet werden konnte, wurde halt ein Experte allein für die Portweine geholt, die hier seit den Zeiten von Johannes King in beeindruckender Zahl und Qualität vorrätig sind.
Ein Menü wird mittags nicht angeboten; man wählt aus dem Tagesangebot und einer kleinen Karte. Erst schien mir das Konzept etwas schwierig, zumal für Vegetarier. Aber die erstaunliche Gast-Orientierung des Teams löste alle Bedenken in Luft auf. Wer also bestimmte kulinarische Wünsche hat, möge sich nicht scheuen, diese im Vorfeld zu kommunizieren. Prompte, freundliche Antwort ist garantiert. Vorspeise und Dessert liegen aktuell um die 20€, die Hauptgerichte beginnen bei 33€. Preisliche Spitzenreiter sind derzeit geräuchertes Rinderfilet oder gefüllter Wolfsbarsch für 59€. Als Tellergericht, wohlgemerkt. Andererseits, in Paris wäre man amüsiert…
Wir starteten mit fruchtigen Aperitiven: Quittenlikör auf Tonic mit Orange für die Dame, einen weißen Portwein mit Aromen von Quitten und Birne für mich. Einer für schmale 8€, der andere das Doppelte und die Flasche Wasser standesgemäß 9€.
Nach etwas Hin und Her um Vorlieben und Stimmigkeit zum Essen fiel die Weinwahl auf eine Flasche österreichischem Riesling aus dem Kamptal vom Weingut Hirsch (Ried Gaisberg 1. Lage 2018). Der aktuelle Jahrgang wird ab Weingut für 35€ verkauft; da lasse ich mir die 85€ auf Sylt gern gefallen.
Inzwischen wurde als stimmiges Amuse eine in der Schale geräucherte Kartoffel mit reichlich Felchenkaviar serviert, der lange nachschmeckte, während der zurückhaltende Rauch die Süße der Kartoffel nicht überdeckte.
Baguette und Dinkelbrot mit gesalzener Butter waren geschmacklich tadellos, irritierten aber durch ihre recht weiche Kruste.
Die Vorspeise war das, was in Mannheim ein „Knaller“ heißt: Die Variationen diverser Tomatensorten hätten vermutlich auch schwäbische Connaisseure des vielfältigen Nachtschattengewächses überzeugt. Geschickt spielte die Küche mit Reifegraden, Geschmäckern und Temperaturen. Herausragend die geeiste klare Tomatenessenz. Die vorherrschenden Akkorde waren süß und sauer, als Gegenspieler dienten expressiv kräuterig Majoran und Thymian sowie zurückhaltenderes anderes „Grünzeug“, teils als Öl, teils nature oder in andere Komponenten eingearbeitet. Die Hauptdarsteller harmonisch eingebunden von Nussbutter und sehr stimmigen Brotcreme und -Chips.
Ein geschmacklicher Kraftprotz, der die Idee eines sommerlichen Tomatenbrotes mit frischen Kräutern in die Hochküche umsetzt. Maximal beeindruckend (17€).
Auch beim Hauptgang blieben wir einheitlich: Lachs kündigte die Karte an.
Aber was für welcher! Seit die Problematik der norwegischen oder gar chilenischen Zuchtfarmen hinlänglich bekannt ist, verzichten wir zunehmend auf diesen früher tatsächlich mal Edelfisch. Außer eben es gibt eine Qualität auf Label Rouge Niveau, wie hier. Voller Geschmack mit hinreichend Fett, saftig mit etwas Biss. Ganz wunderbar! Wie auch bei Geflügel, sind meine Geschmacksknospen völlig beeindruckt, welche Welten ein solches Spitzenprodukt von der Allerweltsware entfernt ist.
Genauso überraschend war auch die Darreichung als geschnittenes mit einer leichten Dill-Note versehenes Tatar, das im Ring von einer Seite kurz, aber kräftig angebraten worden war und so eine verblüffende Textur- und Geschmacksänderung einbrachte.
Auch hier gelang Jan-Philipp Berner und seiner Crew, durchaus bekannte Kombinationen elegant zu veredeln. Sei es das Meerettich-Eis, dessen Schärfe durch die Kühle gemildert wurde, das Kräuteröl oder die vielfältigen Variationen von Gurke, gepickeltes Radieschen und Senfsaat. Für ordentlich Crunch sorgten dünne Chips von der Fischhaut, Algencracker und gepoppter Einkorn. Interessant, wie diese vielen Komponenten harmonisch zusammenspielten aber auch immer wieder eigenständig durchschmeckten, wie z.B. Bitternoten der hübschen Blüten und Kräuter.
Einziges kleines Manko: Für einen Hauptgang war die Portion etwas klein ausgefallen, zumal bei einem Preis von 46€.
Ich entschied mich daher spontan, einen - Überraschung - Käsegang einzuschieben, der vom Wagen nach Wahl angerichtet wurde.
Aus dem schönen Angebot von Maître Affineur Antony gab es für mich fünf Klassiker:
Comte, 12 Monate
Chaource
Ziege mit Pflanzenasche
Roquefort
Epoisses.
Man erkennt die wunderbare Reife und die nicht kleinliche Menge. Für diesen „Kleinen Käseteller“ standen 28€ auf der Rechnung.
Auf begleitendes „Gedöns“ kann ich bei solcher Ware leicht verzichten. Also jedenfalls auf dem Teller:
Beim Dessert war die Süße Fan wieder voll dabei. Und in der Sterneküche bin ich meist auch neugierig, welche Wunderwerke die Patisserie zaubert. Das war’s hier vielleicht nicht.
Aber der eingelegte Weinbergpfirsich mit seinem Sud in der karamellisierte Waffel strotzte von Sommeraroma. Dazu Lavendeleis, Ganache, frische Früchte und - auch hier ein absoluter Gewinn - Gartenkräuter!
Zur besseren Bekömmlichkeit des doch fast dreistündigen Mittagessens folgte ich der Empfehlung des Serviceleiters und war von der dunkelfruchtigen Bitterkeit dieser Gottesgabe (8€) schwer begeistert.
Und natürlich vom Mittagessen in JPs Wohnzimmer im Söl‘ring Hof insgesamt. Perfekter Service in stilvoller Umgebung und eine Küche, deren Umsetzung der Nordsee-Flora und -Fauna wir im angeregten Gespräch sogar zu wenig Beachtung geschenkt haben. Aber das lässt sich ja nachholen…
Sternerestaurants, die mittags öffnen, sind eine feine Sache. Man bekommt als Gast einen super Einblick in die Küchenphilosophie ohne gleich ein mehrstündiges Menü nehmen zu müssen. (Nicht, dass das schlimm wäre!) Selbst bei einer speziellen Mittagskarte oder nur einem Teil des abendlichen Angebots erhält man vergleichbare Qualität und oft auch Küchenhandwerk, aber für deutlich weniger Taler. Und für das Restaurant ist es eben die Möglichkeit, für das große Kino am Abend zu werben, ja vielleicht so manch zögerlichen Gast erstmals... mehr lesen
JPs Wohnzimmer im Söl‘ring Hof
JPs Wohnzimmer im Söl‘ring Hof€-€€€Restaurant, Gourmet04651836200Am Sandwall 1, 25980 Sylt
4.5 stars -
"Mittags unter Sternen" DerBorgfelderSternerestaurants, die mittags öffnen, sind eine feine Sache. Man bekommt als Gast einen super Einblick in die Küchenphilosophie ohne gleich ein mehrstündiges Menü nehmen zu müssen. (Nicht, dass das schlimm wäre!) Selbst bei einer speziellen Mittagskarte oder nur einem Teil des abendlichen Angebots erhält man vergleichbare Qualität und oft auch Küchenhandwerk, aber für deutlich weniger Taler. Und für das Restaurant ist es eben die Möglichkeit, für das große Kino am Abend zu werben, ja vielleicht so manch zögerlichen Gast erstmals
Geschrieben am 28.01.2024 2024-01-28| Aktualisiert am
28.01.2024
Besucht am 28.08.2023Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 171 EUR
Westerland scheint uns der Ort für Sylt-Urlauber zu sein, die mehr städtisches Flair bei den Einkaufs-, Kultur- und Gastronomiemöglichkeiten bevorzugen. Auch wir sind u.a. zum Shoppen zweimal in der Inselhauptstadt gewesen. Bei der Premiere reichte uns ein Matjesbrötchen aus dem Bistro Anna Gosch. Lecker und knusprig; kein Wunder, bei dem Andrang drinnen wie draußen bleibt nichts lange liegen.
Unser Folgebesuch dauerte etwas länger und nach „erfolgreicher Jagd“ wollten wir doch die müden Glieder ausstrecken. Einen Plan hatten wir nicht und so schlenderten wir etwas ziellos durch die Seitenstraßen, bis uns an einer Straßenecke schwarze Sonnenschirme und solides Außengestühl gehobene Bistroküche versprachen.
Keimzelle ist eine Weinhandlung mit Schwerpunkt auf deutschen und französischen Gewächsen. Wir deckten uns jedenfalls reichlich für Sonnenuntergänge am Strand bzw. einen Regentag in der Ferienwohnung ein.
Allerdings nimmt das Weinbistro an diesem wohl noch recht neuen Standort den deutlich größeren Raum ein. Da die Sonne freundlich bis heiß schien, blieben wir im Außenbereich, der von Deko-Weinfässern aufgehübscht wird. Schräg gegenüber war im Café Mateika ein solches Kommen und Gehen, dass wir für den Nachmittag noch Friesentorte mitnahmen. Auch ein Volltreffer; dass davon drei Torten am Tag stückweise herausgehen, glauben wir sofort.
Im Weinraum waren wir von einer jungen Frau bedient worden, die bei aller souveränen Gelassenheit soviel Herzlichkeit und Freude an ihrer Aufgabe ausstrahlte, dass wir doch mal nach dem Woher und Wohin fragten. Es stellte sich heraus, dass die Service-Fee studierte Kindheitspädagogin ist und sich in der Gastro ein finanzielles Polster für eine am nächsten Tag beginnende Fernreise verdiente. Da zeigt sich mal wieder mal, wie mit Aufmerksamkeit und Freundlichkeit sehr guter Service entstehen kann. Flott auf den Beinen war sie zudem und wenn eine fachliche Frage nicht beantwortet werden konnte, war ihr eine schnelle Erkundigung in der Küche nicht zu mühsam. Schade, alleine des guten Services halber wären wir nochmals hier eingekehrt.
Denn auch Speisen und Getränke gefielen.
Unseren spontanen Lunch begannen wir mit Oliven und einer kleinen Käseauswahl für 12,5€ mit vorzüglichem Rosenblüten-Gelee, die meiner Liebsten überraschenderweise so gut gefiel,
dass ich mich alleine dem direkt von der Keule geschnittenen Iberico Schinken widmen konnte. Obwohl keine Eichel- oder Grünmast, sondern „nur“ der einfache Cebo, begeisterten mich Geschmack und Cremigkeit.
Der dazu empfohlene Winzer-Crêmant (Man will hier wohl das ordinäre Wort „Sekt“ vermeiden...) aus Rheinhessen (8,5€) war okay. Der folgende Sauvignon aus der Pfalz passabel; schließlich wechselte ich noch zu einem üppigen kalifornischen Chardonnay, dem nicht vorzuwerfen war, außer, dass er mit 10,5€ für das „falsche Viertele“ brutal überpreist war. Die kleine Flasche Wasser für 4€ passte in dieses Preisgefüge.
Meine Begleiterin hatte nach ihrem überraschenden Milchprodukte-Anfall keinen allzu großen Appetit, nur der mediterrane Kartoffelsalat, der eigentlich als Begleitung für die Lammbratwürstchen gedacht war, weckte ihre kulinarische Neugier. Nun, fragen kostet ja nichts und für 7,5€ wurde eine Solo-Portion serviert. Gut schmeckende, festkochende Kartoffelscheiben waren mit Olivenöl angemacht und von getrockneter Tomate ergänzt, begleitet durch Frühlingslauch und den bekannt mediterranen Cashewnüssen. Angenehm leichte Variante.
Mir stand der Sinn nach Konserve, nachdem ich das breite Angebot der bretonischen Conserverie Belle-Iloise entdeckt hatte. Die Auswahl fiel schwer, so dass ich schlussendlich bei Altonaer Dosenfutter hängenblieb:
Sch…egal, Westerland ist nur einmal im Jahr! Stilecht unter der Cloche serviert und von Blini und Schmand begleitet, war der Ossetra-Kaviar ein schöner Abschluss des ungewohnt kleinen Mittagessens. (Die Friesentorte hat’s dann kalorienmäßig wieder rausgerissen…)
Schön war’s an der Bismarckstraße, lecker und teuer, jederzeit wieder gern für eine Stippvisite.
Westerland scheint uns der Ort für Sylt-Urlauber zu sein, die mehr städtisches Flair bei den Einkaufs-, Kultur- und Gastronomiemöglichkeiten bevorzugen. Auch wir sind u.a. zum Shoppen zweimal in der Inselhauptstadt gewesen. Bei der Premiere reichte uns ein Matjesbrötchen aus dem Bistro Anna Gosch. Lecker und knusprig; kein Wunder, bei dem Andrang drinnen wie draußen bleibt nichts lange liegen.
Unser Folgebesuch dauerte etwas länger und nach „erfolgreicher Jagd“ wollten wir doch die müden Glieder ausstrecken. Einen Plan hatten wir nicht und so... mehr lesen
WeinRaum Sylt
WeinRaum Sylt€-€€€Tapasbar, Bar, Weinstube046519676336Bismarckstraße 12, 25980 Sylt
4.0 stars -
"Entspannte Mittagspause im Großdorf" DerBorgfelderWesterland scheint uns der Ort für Sylt-Urlauber zu sein, die mehr städtisches Flair bei den Einkaufs-, Kultur- und Gastronomiemöglichkeiten bevorzugen. Auch wir sind u.a. zum Shoppen zweimal in der Inselhauptstadt gewesen. Bei der Premiere reichte uns ein Matjesbrötchen aus dem Bistro Anna Gosch. Lecker und knusprig; kein Wunder, bei dem Andrang drinnen wie draußen bleibt nichts lange liegen.
Unser Folgebesuch dauerte etwas länger und nach „erfolgreicher Jagd“ wollten wir doch die müden Glieder ausstrecken. Einen Plan hatten wir nicht und so
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Umso erfreulicher, dass Sylts einziges mit 2 Sternen ausgezeichnete Gourmetrestaurant im Luxushotel Söl‘ring Hof ganz offensiv ein Mittagessen anbietet, ehedem in JPs „Kantine“, seit letztem Jahr in JPs „Wohnzimmer“, wobei die Initialen natürlich für Jan-Philipp Berner stehen, dem unglaublich engagierten und überaus freundlichen Chef, wie wir bei seinen gleich zwei Honneurs erleben durften. Die Bezeichnung Wohnzimmer verdient sich dieser kleinere Gastraum besonders durch die bequemen hellgrauen Polstermöbel, viele schwarz-weiß-Fotografien an den mit blauer Textiltapete bekleideten Wänden und nach meinem Empfinden durch die Regale, in denen neben Büchern viele schöne, gereifte Spirituosen stehen. Dazu rustikale braune Dielenbretter, Designerlampen und dunkelbraune Tischplatten.
So recht aus einem Guss erschien es mir nicht - aber das gilt für die meisten heimischen Stuben ja wohl auch. Halt ein „living room“, wie es viel treffender im Englischen heißt. Zudem: Nicht alle, aber unsere Plätze waren auf Couchtischhöhe; das empfinde ich für ein Mittagessen als eher unbequem. Anders als vielleicht bei Kaffee und Kuchen gilt mittags wohl „Und schön rüberbeugen!“
JPs Wohnzimmer liegt landwärts
hat also nicht den atemberaubenden Blick über die Nordsee - schon das ein Grund, irgendwann auch abends im Söl’ring Hof zu dinieren. An sich nicht schlimm, leider stand den ganzen Lunch über ein großer grauer SUV in der Einfahrt; so dicht vor den Fenstern, dass es nur wenig mehr als die Rückfront mit Hamburger Kennzeichen zu sehen gab. Sylt-Probleme, halt…
Gemessen an vielleicht fünf oder sechs Tischen - eine Kleinfamilie, sonst alles Pärchen - war sehr viel Personal anwesend, alle mit Höflichkeit, ungekünstelter Freundlichkeit und viel Fachwissen ausgestattet. Begrüßung, Service, Weinberatung alles auf Augenhöhe mit dem Gast, sehr schön und angenehm. Und wenn eine Frage nicht beantwortet werden konnte, wurde halt ein Experte allein für die Portweine geholt, die hier seit den Zeiten von Johannes King in beeindruckender Zahl und Qualität vorrätig sind.
Ein Menü wird mittags nicht angeboten; man wählt aus dem Tagesangebot und einer kleinen Karte. Erst schien mir das Konzept etwas schwierig, zumal für Vegetarier. Aber die erstaunliche Gast-Orientierung des Teams löste alle Bedenken in Luft auf. Wer also bestimmte kulinarische Wünsche hat, möge sich nicht scheuen, diese im Vorfeld zu kommunizieren. Prompte, freundliche Antwort ist garantiert. Vorspeise und Dessert liegen aktuell um die 20€, die Hauptgerichte beginnen bei 33€. Preisliche Spitzenreiter sind derzeit geräuchertes Rinderfilet oder gefüllter Wolfsbarsch für 59€. Als Tellergericht, wohlgemerkt. Andererseits, in Paris wäre man amüsiert…
Wir starteten mit fruchtigen Aperitiven: Quittenlikör auf Tonic mit Orange für die Dame, einen weißen Portwein mit Aromen von Quitten und Birne für mich. Einer für schmale 8€, der andere das Doppelte und die Flasche Wasser standesgemäß 9€.
Nach etwas Hin und Her um Vorlieben und Stimmigkeit zum Essen fiel die Weinwahl auf eine Flasche österreichischem Riesling aus dem Kamptal vom Weingut Hirsch (Ried Gaisberg 1. Lage 2018). Der aktuelle Jahrgang wird ab Weingut für 35€ verkauft; da lasse ich mir die 85€ auf Sylt gern gefallen.
Inzwischen wurde als stimmiges Amuse eine in der Schale geräucherte Kartoffel mit reichlich Felchenkaviar serviert, der lange nachschmeckte, während der zurückhaltende Rauch die Süße der Kartoffel nicht überdeckte.
Baguette und Dinkelbrot mit gesalzener Butter waren geschmacklich tadellos, irritierten aber durch ihre recht weiche Kruste.
Die Vorspeise war das, was in Mannheim ein „Knaller“ heißt: Die Variationen diverser Tomatensorten hätten vermutlich auch schwäbische Connaisseure des vielfältigen Nachtschattengewächses überzeugt. Geschickt spielte die Küche mit Reifegraden, Geschmäckern und Temperaturen. Herausragend die geeiste klare Tomatenessenz. Die vorherrschenden Akkorde waren süß und sauer, als Gegenspieler dienten expressiv kräuterig Majoran und Thymian sowie zurückhaltenderes anderes „Grünzeug“, teils als Öl, teils nature oder in andere Komponenten eingearbeitet. Die Hauptdarsteller harmonisch eingebunden von Nussbutter und sehr stimmigen Brotcreme und -Chips.
Ein geschmacklicher Kraftprotz, der die Idee eines sommerlichen Tomatenbrotes mit frischen Kräutern in die Hochküche umsetzt. Maximal beeindruckend (17€).
Auch beim Hauptgang blieben wir einheitlich: Lachs kündigte die Karte an.
Aber was für welcher! Seit die Problematik der norwegischen oder gar chilenischen Zuchtfarmen hinlänglich bekannt ist, verzichten wir zunehmend auf diesen früher tatsächlich mal Edelfisch. Außer eben es gibt eine Qualität auf Label Rouge Niveau, wie hier. Voller Geschmack mit hinreichend Fett, saftig mit etwas Biss. Ganz wunderbar! Wie auch bei Geflügel, sind meine Geschmacksknospen völlig beeindruckt, welche Welten ein solches Spitzenprodukt von der Allerweltsware entfernt ist.
Genauso überraschend war auch die Darreichung als geschnittenes mit einer leichten Dill-Note versehenes Tatar, das im Ring von einer Seite kurz, aber kräftig angebraten worden war und so eine verblüffende Textur- und Geschmacksänderung einbrachte.
Auch hier gelang Jan-Philipp Berner und seiner Crew, durchaus bekannte Kombinationen elegant zu veredeln. Sei es das Meerettich-Eis, dessen Schärfe durch die Kühle gemildert wurde, das Kräuteröl oder die vielfältigen Variationen von Gurke, gepickeltes Radieschen und Senfsaat. Für ordentlich Crunch sorgten dünne Chips von der Fischhaut, Algencracker und gepoppter Einkorn. Interessant, wie diese vielen Komponenten harmonisch zusammenspielten aber auch immer wieder eigenständig durchschmeckten, wie z.B. Bitternoten der hübschen Blüten und Kräuter.
Einziges kleines Manko: Für einen Hauptgang war die Portion etwas klein ausgefallen, zumal bei einem Preis von 46€.
Ich entschied mich daher spontan, einen - Überraschung - Käsegang einzuschieben, der vom Wagen nach Wahl angerichtet wurde.
Aus dem schönen Angebot von Maître Affineur Antony gab es für mich fünf Klassiker:
Comte, 12 Monate
Chaource
Ziege mit Pflanzenasche
Roquefort
Epoisses.
Man erkennt die wunderbare Reife und die nicht kleinliche Menge. Für diesen „Kleinen Käseteller“ standen 28€ auf der Rechnung.
Auf begleitendes „Gedöns“ kann ich bei solcher Ware leicht verzichten. Also jedenfalls auf dem Teller:
Beim Dessert war die Süße Fan wieder voll dabei. Und in der Sterneküche bin ich meist auch neugierig, welche Wunderwerke die Patisserie zaubert. Das war’s hier vielleicht nicht.
Aber der eingelegte Weinbergpfirsich mit seinem Sud in der karamellisierte Waffel strotzte von Sommeraroma. Dazu Lavendeleis, Ganache, frische Früchte und - auch hier ein absoluter Gewinn - Gartenkräuter!
Zur besseren Bekömmlichkeit des doch fast dreistündigen Mittagessens folgte ich der Empfehlung des Serviceleiters und war von der dunkelfruchtigen Bitterkeit dieser Gottesgabe (8€) schwer begeistert.
Und natürlich vom Mittagessen in JPs Wohnzimmer im Söl‘ring Hof insgesamt. Perfekter Service in stilvoller Umgebung und eine Küche, deren Umsetzung der Nordsee-Flora und -Fauna wir im angeregten Gespräch sogar zu wenig Beachtung geschenkt haben. Aber das lässt sich ja nachholen…