"Bürgerlich und gut zu guten Preisen in der Kantine des alten Saarbrücker Schlachthofes"
Geschrieben am 19.10.2016 2016-10-19 | Aktualisiert am 20.10.2016

"Ein neuer Asiate in Dudweiler-City"
Geschrieben am 11.10.2016 2016-10-11 | Aktualisiert am 12.10.2016

"„Traditionsjugo“ im Herzen Saarbrückens – Sehr ordentlich!"
Geschrieben am 24.09.2016 2016-09-24 | Aktualisiert am 24.09.2016

"Hier haben wir uns wohlgefühlt!"
Geschrieben am 21.09.2016 2016-09-21 | Aktualisiert am 22.09.2016

"Geniales, kreatives Eis – ohne Zusatzstoffe!"
Geschrieben am 18.09.2016 2016-09-18 | Aktualisiert am 22.09.2016

"Gutes Mittagsessen bei knapper Servicekommunikation"
Geschrieben am 17.09.2016 2016-09-17 | Aktualisiert am 18.09.2016

"Der "Ersatz" erwies sich als sehr gute Idee !"
Geschrieben am 16.09.2016 2016-09-16 | Aktualisiert am 16.09.2016

Kleiner Excurs zum Thema "Lyoner": erfunden in Lyon, dort unter dem Namen "Cervelas" im Handel und vor allem als "Cervelas chaud à la beaujolaise" bekannt, ist Lyoner als Wortmarke "Saarländische Lyoner" seit 2006 eingetragen und im Saarland "die Kultwurst" schlechthin. Aus Schweinefleisch mit hohem Rindfleischanteil und etwas Rückenspeck; gewolft, gekuttert, dann in argentinischen Rinderdarm gefüllt, gebrüht und abschliessend leicht heißgeräuchert wird Lyoner kalt oder heiß verzehrt, gerne auch im Ring gegrillt. Ein hochwertiges Markenprodukt, vorzugsweise von "Schwamm" oder von der direkten Konkurrenz "Schröder" (gegründet 1865 und seither in Familienbesitz), wobei sich "Schröder" auf all seinen vielen Auslieferungsfahrzeugen großflächig als "Herr der Ringe" (mit Bild eines Lyonerringes) ausweist. Nicht so sehr gemocht wird bei uns Lyoner von "Höll", einem weiteren Saarbrücker Fleischwaren-Großbetrieb, obwohl diese Lyoner einem on dit zufolge am schmackhaftesten von allen sein sollen. Nachdem die "Höll-Geschäftsführung vor Jahren über zweihundert altgediente Produktionsmitarbeiter auf die Strasse gesetzt und dafür die gleiche Anzahl von im Blitzverfahren angelernten Billigstrumänen eingestellt hatte liessen die Kunden aus Solidarität mit den entlassenen Mitarbeitern überall in den Supermärkten von Saarbrücken und im Umland über Wochen und Monate die "Höll"-Produkte in den Regalen liegen. Auch viele Gastronomen kündigten damals ihre Bestellungen bei "Höll"; ich kaufe bis heute nichts, mag es schmecken wie es will, von diesem Unternehmen. Ob es nur "Der" Lyoner (Ring) oder "Die" Lyoner (Wurst) heißt, darüber streiten sich die Geister; unstrittig ist hingegen, dass die "Deutschen Lyonermeisterschaften" des Metzgerhandwerks während der letzten Jahre zum Leidwesen der Saarländer fast regelmässig von Pfälzer Metzgern (hört,hört!) gewonnen wurden. Was hierzulande schon fast einem Sakrileg gleichkommt.
Ambiente: Wände weiß, vom Boden bis in Hüfthöhe Holzverkleidung mittel- bzw.dunkelbraun; alte Fotos von Schweinemärkten, ein hübsches Gemälde mit Kühen und zwei oder drei Fotos aus dem heutigen "Schwamm"-Arbeitsablauf. Denkt man sich die Exponate bis auf die alten Schwarzweiß-Fotos weg, könnte es hier schon vor sechzig oder mehr Jahren schon so ausgesehen haben; auch der Großteil des Mobiliars könnte aus dieser Zeit stammen. Ich glaube nicht, dass hier etwas künstlich gealtert wurde; meiner Ansicht nach wird hier einfach kein Wert auf Schicki-Micki-Ausstattung gelegt, zumal sich Schicki-Micki-People sicher auch nur selten hierher verirren dürften. Auch wenn mir der Hintern vom Sitzen auf den nicht sehr bequemen Stühlen (ich hatte den einzigen ungepolsterten erwischt) etwas wehtat, vergebe ich für das hierher passende Schlichtambiente gutgemeinte dreieinhalb Sterne.
Sauberkeit: Nicht klinisch rein, wozu auch, aber sauber, wobei ich die Nassräume nicht besucht habe (sie dürften aber ebenfalls sauber gewesen sein). Dreieinhalb Sterne.
Service: Blonder Rauschgoldengel mit osteuropäischem Zungenschlag; ich tippe auf ein Land der vormaligen Sowjetrepublik. Freundlich. übersah aber zweimal die leeren Gläser an unserem Tisch; Gottseidank waren wir nicht sehr durstig. Die Kantine war gut besucht; dass ein nicht für uns bestimmtes Gericht anstelle der bestellten bei uns landete, war also verzeihlich. Der "Schaden" wurde nach unserer Reklamation von der jungen Dame (und der Küche) unverzüglich behoben. Dreieinhalb Sterne.
Essen und Trinken: Mit vier Personen haben wir heute hier gegessen; zwei von uns hatten das heutige Stammessen "Schnitzel "Wiener Art" mit Pommes und Salat" (EUR 8,50) und die beiden anderen wählten das Alternativ-Stammessen "Cordon Bleu, mit Schinken und Käse gefüllt, Pommes und Salat" (EUR 8,60). Wozu auf der Karte die Schinken/Käse-Füllung extra erwähnt wird weiß ich nicht; zumindest ich habe noch nie von einem anders gefüllten Cordon Bleu gehört. Ein weiteres Alternativ-Stammessen wäre am heutigen Tag "Gemüse Lasagne mit Tomatensoße & Salat" für EUR 7,10 gewesen. Im Preis der Stammessen ist immer wahlweise die Tagessuppe (heute wäre es Grünkern gewesen) oder das Tagesdessert (heute Mandarinen/Pfirsichcrème mit Sahne) enthalten; wir wählten geschlossen das Dessert, wobei ich meines an meine Tochter, die dankend annahm, weitergereicht habe. Getrunken haben wir Bitburger vom Fass (0,3l EUR 2,00; leider das einzige Pils im Angebot), Apfelsaftschorle (0,4l EUR 2,80), Gerolsteiner (0,25l EUR 1,70) und Espresso (EUR 1,80).
Vom Salat mit seinem etwas lieblosen und wässrigen, dafür aber stark sauren "Dressing" abgesehen waren wir alle vier sehr zufrieden. Das Fleisch beider Gerichte war von ausgesprochen guter Qualität, gut und sehr schmackhaft zubereitet waren die Gerichte auch. Dass zum aufgerufenen Preis das Cordon Bleu nicht vom Kalb stammen kann, düfte dem bestellenden Gast klar sein; es war vom Schwein und sehr schön zart, der Schinken war kein Formschinken und der Käse richtiger Käse, kein analoger Scheissdreck.. Die Schnitzel-Bezeichnung "Wiener Art" ist ebenfalls ein eindeutiger und fast jedem Gast geläufiger Hinweis darauf, dass hier kein Kalbsschnitzel zum Einsatz kommt sondern im Regelfall ebenfalls Schwein. Geschmacklich ebenfalls einwandfrei, genau wie die knusprigen Pommes; vorgegart war nichts sondern alles wird frisch zubereitet. Dafür gibt es von mir reelle vier Sterne.
Preis-/Leistungsverhältnis: Da gibt es nichts zu meckern; hier gibt es vier Sterne.
Fazit: Hier waren wir zum erstenmal aber sicher nicht zum letztenmal. Vor allem interessieren uns die Stammessen "Schlachtplatte (Lewwerknepp, Blutwurst, Leberwurst, Kaiserbraten und Wellfleisch mit Sauerkraut und Kartoffelpüree; EUR 8,50), das "Rindersteak geschmort "Esterhazy" mit Gemüsestreifen und Salzkartoffeln" (ebenfalls für EUR 8,50) und die Leber "Berliner Art" mit Zwiebeln, Äpfeln und Kartroffel-Sellerie-Stampes" (EUR 9,80).