"Das kann man machen: Moderne, internationale Küche"
Geschrieben am 21.05.2022 2022-05-21 | Aktualisiert am 02.06.2022
Montag: | 11:30 - 23:00 Uhr |
Dienstag: | 11:30 - 23:00 Uhr |
Mittwoch: | 11:30 - 23:00 Uhr |
Donnerstag: | 11:30 - 23:00 Uhr |
Freitag: | 11:30 - 23:00 Uhr |
Samstag: | 11:30 - 23:00 Uhr |
Sonntag: | 11:30 - 23:00 Uhr |
"Extrem gute Pizza"
Geschrieben am 22.04.2021 2021-04-22
"Schöne Brasserie, bei der der engagierte Service über Schwächen auf dem Teller hinweg sehen lässt"
Geschrieben am 26.11.2020 2020-11-26 | Aktualisiert am 30.11.2020
Im Bootshaus, dem Endpunkt unseres diesjährigen kleinen Reservistentreffens, bewahrheiten sich diese Vorurteile überwiegend nicht:
Die Preise waren schon noch angemessen. (Flaschenweine zwar alle mit 3,5 kalkuliert, aber das ist in Norddeutschland inzwischen normal, muss man wohl leider sagen.)
Der Service war professionell und die meiste Zeit auf Zack, nur gegen Ende das Abends verkrümelte man sich doch allzu häufig vor aufdringlichen, will heißen immer noch bestellwilligen Gästen. Auch Reklamationen wurden akzeptiert.
Und das Essen war... überraschend gut. Nicht mehr, aber ganz sicher nicht weniger!
Den Tag über hatten wir uns auf dem Gelände des barocken Wasserschlosses Gödens an der verschobenen Landpartie erfreut - insbesondere an den Gin-Tonics und den sympathisch Verrückten, die ihre Landadel-Attitüde so ungehemmt auslebten. Aber mehr an den Gin-Tonics. Da der Jadebusen nah ist, machten wir einen Abstecher nach Dangast zu Radziwill und Rhabarberkuchen im völlig überlaufenen Kurhaus.
Pünktlich um 18.00 Uhr trafen wir auf der Spitze der langgezogenen Landzunge zwischen Hunte und Küstenkanal ein und fanden am Straßenrand problemlos einen kostenfreien Parkplatz. Auf die notwendige Aufmerksamkeit beim Wenden hat schon der wohl leider untergegangene Kollege ClausVonDerKueste hingewiesen!
Die Corona-Formalitäten wurden gewissenhaft erledigt und wir danach an den - aus meiner Sicht schönsten - Tisch des Lokals geführt. Direkt an der kurzen Seite und den tiefen Fenstern zur Terrasse gelegen, hatten wir das ganze Lokal im Blick, konnten erleben, wie die Binnenschiffe vom Küstenkanal in die Hunte geschleust werden und zudem einen Blick in die offene Küche werfen.
Das Restaurant ist ruhig, aber nicht kühl eingerichtet, seinem Namen entsprechend mit einem nicht zu aufgesetzten Küsten- und Hafen-Ambiente. Wir saßen in dunkelgrau bezogenen, bequem gepolsterten Sesseln. Auf den hölzernen Tischplatten vor uns mal nicht die vermaledeiten Plastiksets, sondern dicke Tischläufer aus geschäumten Kunstleder. Da rutschte nichts und hochwertig sieht es auch aus, finde ich. Diesem Niveau entsprechend Stoffservietten mit dem Logo der Hafenhaus-Gruppe, die in Emden und Oldenburg mehrere Gastronomien betreibt.
Rundum gelungen, wir fühlten uns wohl und stöberten bei schönem Bäckerbrot mit Frischkäse-Ajvar durch die angenehm übersichtliche Karte.
Meine Wahl fiel auf
Roher Thunfisch mit Sesam-Miso-Glasur
Topinamburcrème
Seeteufel und Pulpo
Und, weil der Wein so gut durchlief, später Parmesan-Trüffel-Pommes.
Apropos: Die Weinkarte listete nach meiner bescheidenen Einschätzung eher Tropfen der Kategorie „Kann man machen“ auf. Aber mehr hatte ich auch nicht erwartet und für das Hafenhaus ist das völlig okay. Also, keine Beschwerden.
Der Start war optisch schon mal gelungen:
Auf einem Papaya-Chutney tummelten sich acht gute Schnitte Thun aus dem fleischigen, fettfreien Rücken. In zweierlei Sesam gewälzt und mit Miso-Ponzu-Tupfern besetzt, die für umami und Säure sorgten. Besonderheit des Tellers war allerdings das Wasabi-Eis mit einer mörderischen Schärfe - erst in Kombi mit der Fruchtsüße war es dann doch gelungen. Aber allemal eine Herausforderung! Noch genialer wäre das Eis wegen des größeren Temperaturunterschieds vielleicht mit einem frisch gebratenen Tataki - aber das müsste man dann zeitlich wahnsinnig exakt abstimmen. Sehr guter Auftakt.
Die folgende Topinambur-Suppe hatte einen eher seltenen Aromageber, der zwar erkennbar war, aber durch zu viel Sahne nur „leise“. Schade.
Die Einlage von kleinen Pfifferlingen geschmacklich prima und sauber geputzt, nur hätten es dann doch mehr als die 4 Exemplare sein dürfen. Auch der Crunch durch Haselnüsse zu selten präsent. Und mit den Croûtons war es das alte Lied: Wenn sie nicht in letzter Sekunde dem schon vom Pass abdrehenden Service in die Teller geworfen werden, sind sie verschenkt. Hier waren die Würfel immerhin so groß, dass der Knusper teilweise den „Kopf über Wasser“ halten konnte. Die Schnittlauch-Chiffonade war frisch und reichlich und brachte so etwas Frische und Schärfe ein; das Liebstöckel-Öl seine ganz eigene typische Würze.
Etwas schwächer als der erste Gang, aber man erkannte erneut deutlich den Ansatz jenseits von 08/15.
Auch beim Hauptgang hatte die Küche vieles richtig gemacht.
Der Seeteufel saftig und tatsächlich noch ein wenig glasig - perfekt.
Der Oktopusarm schön rösch, nur einen Tick zu fest.
Die Beilagen mal so, mal so. Zwei Texturen vom Blumenkohl blieben blass - bis auf die etwas Safran geschuldete Farbe vielleicht. Die Kartoffelblini schmeckten nach dem Ausgangsprodukt und eigneten sich natürlich wunderbar zum Aufnehmen der Paprika-Sauce. Nur leider waren sie brutal versalzen. Neben dem Fisch zweiter Star des Tellers war das gegrillte Salatherz.
Heidewitzka - da hat mal jemand keine Angst vor Röstaromen! Ich liebe kräftig gegrillten Salat - verkohlte Schichten werden ggf. entfernt und dann das rauchige und zugleich frische Aroma genossen. Hier zudem mit einer Paprika-Vinaigrette als ebenbürtigem Mitspieler überzogen. Das war so gut, dass ich es später solo anstelle von Dessert bestellte: Ehre, wem Ehre gebührt!
Aber vorher hatten wir uns zum Snacken die Pommes frites bestellt: UND WIR WURDEN NICHT ENTTÄUSCHT!!1!
Dicker, unregelmäßiger Schnitt, aber ich glaube nicht mehr an handgefertigte Ware. Woran ich glaube, ist Crunch. Und davon hatten die eine Menge, zweimal frittiert, dafür das Innere weich und kartoffelig. In grob geriebenem Parmesan gewälzt, etwas Trüffelspäne drüber und dann in die Trüffel-Mayo gestippt: Mit anderen Worten Kohlenhydrate, Fett und umami, da jubiliert alles - Soulfood!
Vielleicht hatte die Küche einen Supertag erwischt, vielleicht fühlte sich der Chef durch ein paar Verbesserungsvorschläge (aka Reklamationen) meinerseits herausgefordert, aber abgeliefert hat das Hafenhaus an diesem Tag. Zudem sind die Gerichte deutlich kreativer als üblich. Hätte ich so nicht erwartet und daher von mir die Empfehlung für einen Besuch. Gern bei gutem Wetter auf der Terrasse.