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Es ist schon eine längere Zeit her, als ich im Internet ein eritreisches Restaurant in Kaiserslautern fand. Zufriedene Gäste gaben Beurteilungen ab. Ich behielt es im Blick.
Es ist noch nicht lange her, da hatte ich etwas in Kaiserslautern zu erledigen. Das ging flott, also ging ich auf Safarisuche.
Das Restaurant liegt nur ca. 4 Gehminuten vom Fußgängerzonen-Einkaufszentrum „K in Lautern“ entfernt. Etwas versteckt, abseits der Geschäfte. Laufkundschaft wird es hier wohl nicht geben. Ich bin nicht ängstlich, war aber ganz froh, dass es noch hell war. Das ist nicht Lauterns Vorzeigeviertel… nee.
Ich fand das Safari. Ostafrikanische Spezialitäten in dunkler Spelunke. Gegenüber Betonbauten mit ungekonnten Grafittisprühereien. Vollkommene Tristesse.
Nicht abhalten lassen! Eintreten!
Kopf sagt „nein“, Bauch sagt „nein… aber Hunger“. Kopf überlegt es sich anders: „wenn du es jetzt nicht probierst, fragst du dich noch ewig, was die eritreische Küche zu bieten hat!“.
Augen zu und durch! Dann ist auch der Schritt ins Dunkle nicht blendend!
Die Türe knarrte und durch einen kleinen Windfang betrat ich das Restaurant.
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Gleich vor mir ein runder Thekenbereich mit einer jungen Mitarbeiterin. Sie lächelte mir freundlich entgegen. Ein Platz für 1 Person war kein Problem und ich durfte tatsächlich einen der beiden kleinen schlichten Holztische am Fenster kapern.
Tisch am Fenster
18.00 Uhr und das Restaurant war schon gut besucht, einige Tische mit Reservierung versehen. Es gibt nur 2 Tische mit Sitzbänken am Fenster zur Straße. Die weiteren Tische schließen hinter dem Thekenbereich an. Tageslicht gibt es hier nicht. Das Restaurant ist gehbehindertengerecht, ohne Stufen. Die Toiletten (nicht gehbinderten- / rollstuhlgeeignet) in die Jahre gekommen, aber sauber und gepflegt.
Die Speisekarte wurde gereicht und ich durfte in Ruhe darin stöbern. Die Gerichte darin gut erklärt, inklusive der „Tischmanieren“. Ich schaute mich um und fand ich es gar nicht so schlecht. Irgendwie authentisch. Viel Holz, gemütliche Sitznischen, afrikanische Deko, die Farbgestaltung passend. Alles mit deutlichen Gebrauchsspuren, aber sauber.
Und über allem hing schon ein angenehmer würzig-aromatischer Speisenduft. Auch das Personal, darunter 2 freundliche junge Männer, authentisch. Vielleicht in Deutschland geboren, aber nicht deutscher Herkunft. Dennoch sprachen alle akzentfreies Deutsch und die amerikanischen Gäste wurden mit perfektem Englisch beraten und bedient.
Kurz darauf fragte die junge Dame, ob ich schon ein Getränk bestellen möchte. Ich entschied mich für ein alkoholfreies Bitburger Pils, 0,33 l - € 2,80, ein Zweites folgte.
Um die Suche abzukürzen ließ ich mich gerne von der Mitarbeiterin beraten. Ich sagte ihr, dass ich zum ersten Mal die äthiopische Küche probieren möchte und dass es vegetarisch sein soll.
Sie empfahl mir:
Bebiaynetu Veggie
Eine Kombination aus den Gerichten:
Alicha: Dampfgegartes Gemüse (Kartoffeln, Karotten, Weißkohl, Zwiebeln, Gemüsepaprika,
Knoblauch, Grüne Bohnen, Ingwer) mit traditioneller Eritreischer / Äthiopischer Gewürzmischung und Curry im Ofen verfeinert.
Timtimo: Rote Linsen, langsam gekocht nach altem Familienrezept,
in schmackhafter Soße zubereitet.
Okra: Klein geschnittene Okraschoten, angedünstet in gehackten Zwiebeln,
Tomaten und mit traditionellen Gewürzen verfeinert.
Shiro: Gemahlene Kichererbsenmehl-Mischung nach altem, traditionellen Rezept gekocht und gewürzt.
Und damit ich wirklich einen guten ersten Eindruck bekomme, bot sie an, zusätzlich noch
Gomen: Grünkohl in der Pfanne mit Olivenöl angebraten, mit Zwiebeln und Knoblauch angedünstet und nach altem Rezept gut gewürzt.
auf den Teller zu bringen.
Grünkohl mag ich gerne, also nahm ich die Zugabe dankend an.
Traditionell wird zu den Speisen Injera gereicht.
Die Injera, eine Sorte von weichem Fladenbrot aus Teffmehl und Hefe, ist hierbei wortwörtlich unverzichtbare Grundlage – nämlich Beilage, Besteck und Teller zugleich. Das luftig-leichte, dünne Brot erinnert optisch und haptisch zwar an Pfannkuchen, der Geschmack jedoch lässt Sauerteig erkennen (der Teig gärt bis zu 3 Tage).
Das gesunde Teffmehl ist glutenfrei, daher sind Personen mit Gluten-Unverträglichkeit sicherlich dankbar für die Alternative.
Vorab wurde ein Körbchen mit Gabel und das gerollte Injera gebracht. Die Mitarbeiterin erklärte mir, dass traditionell mit den Fingern gegessen wird und ein Stück Injera als Besteckersatz zur Aufnahme der Speisen dient. Dies wusste ich bereits, bekannte mich aber dazu, sehr ungerne mit den Fingern (Brot / Brötchen ausgenommen) zu essen. Danke für die Gabel.
Wenig später wurde von einem jungen Mann mein Essen gereicht, abgedeckt unter einer bunten Speisenhaube, vermutlich aus Stroh. Darunter die bunte Vielfalt auf einem weiteren Injerafladen. Mir wurde empfohlen, diesen unbedingt zu kosten, dann die Saucen und Gewürze ziehen in den Fladen ein. Mit einem „guten Appetit“ durfte ich mich auf die Reise begeben.
Unten beginnend (6 Uhr): Alicha. Weiter im Uhrzeigersinn: Timtimo aus roten Linsen, Okra, Timtimo aus gelbe Linsen, Shiro, Gomen. Mittig etwas Salat.
Bebiaynetu Veggie
Und versuchte natürlich mein Glück, wie es sich gehört, mit einem Stück des feinporigen Hirsefladens das Gemüse aufzunehmen. Der zweite Bissen landete auf der Hose. Das will gelernt sein, wie mit Stäbchen essen. Und das übt man lieber alleine zu Hause. Also weiter mit der Gabel.
Kurz darauf die Frage, ob es mir schmeckt. Dies konnte ich gerne bejahen.
Damit ich auch wirklich gut versorgt war, bekam ich noch eine Auswahl zum Nachwürzen: Salz, eine Gewürzmischung und zwei scharfe Hausgemachte Pasten.
Gewürze
Die Pasten waren richtig klasse und mit ordentlichem Wumms. Allerdings waren dann die Aromen der verschiedenen Speisen nicht mehr zu schmecken. Und die Speisen gefielen mir alle gut, ich konnte kaum einen Favoriten ausmachen.
Das zusätzlich gereichte Injera war leider nicht warm. Auf meine Nachfrage ist dies wohl normal. Es würde jeden morgen frisch zubereitet, erklärte der freundliche Mann im Service. Das Injera, auf dem die Speisen angerichtet waren, gefiel mir am besten. Erwärmt und gewürzt durch die Speisen. Ganz geschafft habe ich die große Portion nicht.
Nach und nach füllte sich die lauschige Höhle. Darunter wohl auch Landsleute (hier konnte ich sehen, wie gekonnt man mit dem Fladen die Speisen aufnehmen kann) und zahlreiche Amerikaner.
Meine anfänglichen Bedenken waren vollkommen unbegründet. Ich habe mich sehr wohl gefühlt, es schmeckte gut und die jungen Leute im Service machten einen super engagierten Job. Ich wurde sehr freundlich verabschiedet.
Fazit: Ich bin froh, diese neue Küche probiert zu haben. Empfehle das Restaurant auch gerne weiter. In einer geselligen Runde macht das Probieren sicherlich noch mehr Spaß. Meine Lieblingsküche wird es nicht. Das weiche, zimmerwarme Injera als Grundlage der Speisen konnte mich leider in Geschmack und Konsistenz nicht überzeugen. Da sind mir die Fladenbrote anderer Länder deutlich lieber.