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Die Lokalität war auch schnell gefunden, bestand bei dem größten Teil des Teams der Wunsch, dass „Anno Domini“ im Norden von Dresden, nahe des Flughafens in Klotzsche aufzusuchen.
Aus vielen Erzählungen war uns nur bekannt, das dies ein uriges Restaurant sein soll, wo man ohne die Zuhilfenahme moderner Esswerkzeuge seine Speisen einnimmt, und dabei vielerlei Federvieh und anderes Hufgetier als unmittelbaren Gast bei sich hat. Wir als reine Männertruppe wollten also dem bürgerlichen, modernen Leben entfliehen. Abseits jeglichen Verkehrs befindet sich in einer kleinen Seitenstraße das „Anno Domini“ in einem alten, wunderschön sanierten Bauerngehöft. Parkplätze gibt es einige wenige im Hof des Anwesens, alle weiteren Autos können auf der Straße geparkt werden.
Im großen Hof gibt es für die warmen Sommermonate einen großen, gemütlichen Biergarten mit eigenem Ausschank. Nachdem man dann mehrere Stufen zum Gasthaus erklommen hat, öffnet sich eine große, schwere Holztür.
Hinter dieser wird man alsbald barsch angefahren, was der „Knecht“ denn heute hier wolle. Und bevor man sich versieht, hat man von einer burschikosen Magd mit recht großen und frechen Maule, ein albernes Papierlätzchen um den Hals gehangen bekommen.
Nun wird man an seinen Tisch geschleppt, und forsch aufgefordert, an einem der rustikalen, und nur mit einem Kerzenleuchter spärlich beleuchteten Tische Platz zu nehmen. (Aufgrund dieser spärlichen Beleuchtung sehen leider die Fotos hier auch nicht so besonders aus. Sorry).
Unsere englischsprachigen Kollegen wurden hingegen in feinstem und freundlichstem Englisch zum Tisch begleitet. Derbe, englische Sprüche scheint es also im nachgespielten Mittelalter nicht zu geben.
Die Tische waren bereits mit Tontellern und Holzbesteck, bestehend aus einem stumpfen Dolch und einem Holzlöffel gedeckt. Die Bierbestellung ging rasch vonstatten, wer nicht gleich wusste was er denn trinken wolle, wurde von der Magd dann schon forsch aufgefordert sich endlich mal auszumehren. Wer alkoholfreies Bier wünschte, wurde dann schon mal aufgefordert ins Kloster zu gehen. Derbe Sprüche halt, sicher nicht jedermanns Geschmack. Wir in der Männerrunde hatten dann natürlich die passenden Antworten parat, sodass auch die Magd ab und an mal eine gesunde Röte ins Gesicht bekam.
Das Bier, hier Feldschlößchen aus der heimischen Dresdner Brauerei oder wahlweise auch ein hauseigenes Gebräu, wurde natürlich standesgemäß in großen Tonkrügen gebracht.
Um die Hauptspeise aus der reichhaltigen Karte brauchten wir uns nicht zu kümmern, so wurde im Voraus bereits zwei große „Rittermahlfleischplatten“ mit Wild, Huhn, Hase, Wachteln, Schwein und Lamm dazu reichen wir verschiedene Gemüsebeilagen sowie Knödel, Spätzle und mancherlei Saucen für 18 Taler und 5 Silberlinge für die hungrige Manneskraft geordert. Da ich jedoch ein Suppenkasper bin, und allzu gerne eine kleine Vorspeise wünsche, orderten wir zusätzlich noch ein Knoblauchsüpplin –eine kräftige Knoblauchsuppe mit saurer Sahne für 5 Taler und 1 Silberling.
Als Gruß aus der Küche wurde erst einmal frisches Brot mit selbst gemachten Griebenfett gereicht. Zum Bier war das die richtige Zwischenmahlzeit. Das Brot schön weich und in dicke Scheiben geschnitten, das Griebenfett gut gewürzt und mit reichlich gebratenen Grieben drin.
Nachdem wir zwischendurch dann doch noch schnell ein Hausgebräu geschlürft haben, kamen die Knoblauchsüpplin –eine kräftige Knoblauchsuppe mit saurer Sahne in einer tönernen Schüssel. Jetzt hieß es mit dem kleinen und schmalen Holzlöffel die Suppe auszulöffeln. Das gestaltete sich schwieriger als gedacht, und sodann hört man es beizeiten an allen Ecken unseres Tisches schlürfen, denn nur so konnte die Suppe rückstandslos aus dem Tonnapf entfernt werden.
Die Suppe vom Anschein her erst mal überhaupt nicht nach Knoblauchsuppe aussehend. Eine gewöhnungsbedürftig grünliche Farbe und eine seltsame Konsistenz forderten erst einmal den Überwindungsgeist heraus. Dann aber schmeckte die Suppe leicht cremig und heftig deutlich nach Knoblauch. Hola, hier bist du heut Abend allein im Schlafzimmer.
Nach einem weiteren Hausgebräu folgten dann auch endlich die großen „Rittermahlfleischplatten“ mit Wild, Huhn, Hase, Wachteln, Schwein und Lamm dazu reichen wir verschiedene Gemüsebeilagen sowie Knödel, Spätzle und mancherlei Saucen.
Die Platten waren auf den ersten Blick reichlich belegt, allerdings für 8 Leute pro Platte relativierte sich das dann ganz schnell.
Die Platte mit Kassler, Zunge, Haxe, Wachteln, gebratenen Würstchen, Beffis, Wildbraten und Hähnchenkeulen belegt, war recht schnell alle.
Die Beilagen aus Weinkraut, Rotkraut, Pilzsalat und Spätzle, sowie jeweils ein Brett mit 8 Scheiben Knödel waren ebenfalls nicht wirklich ausreichend. Und oh welch Wunder, alle Platten, Schüsseln und Teller waren nach kurzer Zeit leergeputzt, Nachschlag oder ein Auffüllen gab es leider nicht. Wer deftig speist, für den sind solche Platten richtig, für den kalorienbewussten empfehle ich dann doch den Blick in die Karte. Die gebratenen Fleischstücke alle ok, die Beilagen nicht jedermanns Geschmack. Gerade Weinkraut ist in unseren hiesigen Breitengraden nicht so verbreitet. Hier kommt dann eher das traditionelle Spreewälder Sauerkraut auf den Tisch. Auch das Rotkraut war wohl aus der Konserve. Da alle diese Speisen mit dem Holzdolch, oder doch lieber mit den bloßen Händen genommen wurden, war dies natürlich auch eine ziemlich saftige und klebrige Angelegenheit.
Ach da hätten wir doch fast was vergessen. Das Tiervolk.
Zum späten Abend, wir waren bereits mit unseren Speisen am Ende, gesellte sich Esel „Maximilian“ und der Bergschafbock „Friedrich Wilhelm“ unter die Gäste. Eine kurze Runde im Lokal, und bereits nach fünf Minuten waren die beiden schon wieder verschwunden. Das sollte nun also alles vom tierischen Volke gewesen sein. OK, man muss es auch mögen wenn plötzlich ein Esel oder ein Schaf den Kopf auf den Tisch legt. Am Nachbartisch hatten beide Glück, dort bekamen sie etwas vom Salatteller ab.
Nach mehreren Bechern des Hausgebräus holte uns dann auch wieder die irdische Wirklichkeit ein, und vor den Toren des Gasthauses stand die eigene Magd, und wartete darauf die illustre Männerrunde nach Hause zu bringen.
Fazit: entgegen den Erzählungen von „früher“ geht es heute hier ziemlich human zu. Die Karte verspricht abwechslungsreiche Kost, aber auch Spezialmenüs wie für unsere Männerrunde können gebucht werden. Ein uriges Gasthaus und ein gemütlicher, ruhiger Biergarten laden zum Verweilen ein. Das burschikose der Bedienungsmagd ist manchmal übertrieben, aber mit entsprechenden Gegenkommentaren wird auch diese still. Das „Anno Domini“ ist mal was anderes zum oftmals grauen Einheitsbrei der deutschen Gastronomie.