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Und nach dem sehr enttäuschenden Vorabend im Papa Rhein wussten wir einfach, an diesem Abend eine schöne und genussreiche Zeit verbringen zu dürfen.
Trotzdem machte sich etwas Wehmut breit. Der letzte Abend vor dem Beginn des 2. Lockdowns 2020. Und wie lange wird er dieses Mal dauern? Wir hofften sehr, dass die Restaurants vor Weihnachten wieder öffnen dürfen. Inzwischen wissen wir alle: Sie durften nicht und dürfen noch immer nicht.
Schon bei meiner telefonischen Reservierung wenige Tage vorher hatte Frau Treutle-Stenger Bedenken, ob das Restaurant an diesem Wochenende noch geöffnet sein darf.
Etwas zu früh trafen wir an dem schön und ruhig am Schlosspark gelegenen Restaurant an.
Pünktlich um 18.00 Uhr öffnete sich die schwere alte Holztür und Frau Treutle-Stenger empfing die Gäste.
Der Eingang
Auf ein herzliches Willkommen wurde sie beim Abnehmen der Garderobe von einer jungen Mitarbeiterin unterstützt. Dann wurden wir zu unserem Tisch begleitet. Über den Abend füllten sich alle erlaubten und reservierten Plätze.
Über mangelnde Abstände konnte man sich im Gütchen noch nie beschweren. Weder im Gastraum, noch auf der schönen Terrasse. Mehr als vorbildlich wurden die Hygienebestimmungen hier aktuell umgesetzt. Ohne am Flair des großen Raumes zu verlieren.
Ambiente
Gestärkte Tischtücher und Stoffservietten, ein kleines Hand-Desinfiktionsspray, Kerze und eine kleine Pflanze. Sehr gerne nahmen wir auf den bequemen Stühlen Platz.
Die Chefin reichte die laminierte Speisekarte in gewohnter Form: 3 Themenmenüs mit je 4 Gängen. Tauschen einzelner Gänge oder Reduzierung des Menüs ist kein Problem.
Unsere ersten Getränkewünsche wurden entgegen genommen:
1 Flasche Gerolsteiner Mineralwasser, 0,75 l - € 7,50
1 Ricard - € 5,00 für mich. Im Nachgang unseres R(hein)falls in Bingen am Vortag und am Geburtstagsmorgen brauchte ich Stärkeres als den immer gerne getrunkenen Sekt.
Mein Mann ist da weniger nachtragend. 1 Nahe-Winzersekt, brut, 0,1 l – € 7,00 für ihn.
Während der kurzen Wartezeit auf die Getränke fanden wir ein sehr persönliches Schreiben von Familie Treutle und Team auf unserem Tisch. Extra für diesen letzten Abend vor dem Lockdown auf feinem Pergament gedruckt. Sehr ergreifend, sehr persönlich (für die komplette Textansicht bitte Foto anclicken).
Beeindruckender Brief an die Gäste
Da konnte man feuchte Augen bekommen und wir waren einfach nur froh, an diesem Abend das Gütchen besuchen zu dürfen.
Die Getränke wurden serviert und wenig später zweierlei frisches Brot und ein sehr feines Gänseschmalz.
Aperitif
Frisches Brot und Schmalz
Wir entschieden uns beide für das 4-Gang-Menü „mediterran“ mit getauschten Hauptgängen. Frau Treutle-Stenger steht den Gästen immer souverän und mit Rat und Tat zur Seite. So auch an diesem Tag, das Tauschen der Hauptgänge war gar kein Problem.
Beim Servieren der Speisen wurde die Chefin meist von einer der jungen Mitarbeiterinnen unterstützt. Möglicherweise handelte es dabei auch um eine der Töchter des Hauses.
Wenig später erhielten wir dampfend heiß ein schaumig aufgeschlagenes Schwarzwurzel-Cremesüppchen mit Kochschinkeneinlage als Amuse.
Schwarzwurzelsüppchen
Ein sehr feiner Auftakt, aromatisch und mit sehr feinem Schwarzwurzelgeschmack. Den „Spargel der Armen“ mag ich sehr gerne. Mein Mann mag Schwarzwurzeln weniger, aber auch von ihm gab es volle Zustimmung für den feinen Küchengruß.
Ein Glas Wein zum Essen durfte nicht fehlen:
1 Blanc de Noir, Weingut Gebr. Kauer (Nahe), 0,2 l - € 8,50, für mich.
Meinem Mann war der Wein unseres letzten Besuches noch in guter Erinnerung. Daher für ihn nochmals das Weiß- Grauburgunder „Gütchen“-Cuveé trocken:
1 Ihre No 1, 0,2 l - € 9,50, ebenfalls vom Weingut Gebr. Kauer.
Los ging es dann mit der wunderschön angerichteten Vorspeise:
Carpaccio vom Label Rouge Lachs * Limonentapenade * Fenchel-Apfel-Orangen-Salat *Kalamansicreme
Carpaccio vom Label Rouge Lachs
Diese punktete nicht nur optisch, sondern auch durch sehr ausgewogenem Geschmack. Das Zusammenspiel zwischen feinem Lachsaroma und die Zitrusnoten setzten stimmige Frischenoten. Es sah so aus, als ob im Carpaccio noch Noriblätter eingearbeitet waren. Mittig sorgte der knackige Fenchel-Apfel-Orangen-Salat für ordentlich Graumenfrische. Eine tolle Vorspeise.
Als Zwischengang folgte:
Hummerbisque * Kaiserschoten *Garnelen-Hähnchen-Croustillantes
Hummerbisque
Ein Träumchen, das Schäumchen! Feinstes Krustentieraroma mit Einlage, die Zuckerschoten-Julienne noch mit leichtem Biss. Feinwürzig und aromenreich der Knusper von Garnele und Hähnchen. Eine sehr ausgewogene Suppe.
Nach angenehmer Wartezeit wurden unsere Hauptspeisen serviert. Für meinen Mann aus dem Menü „heimatlich“:
Nordsee Seezunge *Zitronenbutter *Nussspinat *Butterkartoffeln.
Nordsee Seezunge, Spinat, Kartoffeln
Die Genussreise ging erwartungsgemäß weiter, Begeisterung machte sich breit. Hier punktete sogar der Blattspinat, den mein Mann „eigentlich“ nicht so gerne mag. Sehr fein die leicht angebratenen kleinen Kartoffeln dazu. Hauptdarsteller war natürlich die ausgezeichnet, noch leicht glasig, gegarte Seezunge!
Aus dem Menü „herbstlich“ wurde meine Hauptspeise serviert.
Kalbstrilogie (Backe, Bries, Tafelspitz) *Blumenkohl à la creme *Butternudeln
Kalbstrilogie (Backe, Bries, Tafelspitz)
Wieder ein prächtiger Hingucker. Und dazu noch dieser Duft!
Gewählt hatte ich dieses Gericht eigentlich nur wegen des Kalbsbries. Seit vielen Jahren hatte ich es leider nicht mehr gegessen.
Ich wusste gar nicht recht, womit ich zuerst beginnen sollte. Auf das Kalbsbries war ich am Meisten gespann. Also der erste Bissen vom außen knusprig goldbraun gebratenen Bries. Dieser Happen war einfach der pure, zarte Genuss. Mollig im Mund (lieber Kollege tischnotizen: Endlich habe ich den Einsatz für Dein „mollig“ gefunden!), der intensive Geschmack ist dennoch nicht aufdringlich.
Ich probierte weiter durch die bunte Tellervielfalt. Die geschmorte Kalbsbacke fiel zart auseinander, Messer überflüssig. Tafelspitz ist auch ein Gericht, um dass ich eigentlich einen großen Bogen mache. Aber auch hier überzeugte die Gütchenküche auf ganzer Linie. Das Fleisch butterzart und sehr saftig. Und dazu noch eine exzellente Soße.
Dieser Teller bot noch weitere Überraschungen. Die Butternudeln entpuppten sich als frische Spaghetti. Und für den Blumenkohl wurden feine bunte Sorten gewählt. Dazu gesellte sich noch grüner Spargel. Auch die Beilagen, Pasta al dente, Gemüse schön knackig, punkteten. Eine zarte aufgeschäumte Sahnesoße rundeten den perfekten Genuss ab.
Und das Beste? Kam zum Schluß! Der letzte Bissen Kalbsbries!
Optisch ging die süße Verführung zum Abschluss des Menüs etwas unter. Aber nicht geschmacklich!
Überbackenes Eis- hausgemachter Rumtopf *zweierlei Eis
Überbackenes Eis....
Reichlich Geschmack fand sich unter der Knusperschicht in der Tiefe der Dessertschale. Das cremige Eis vermischte sich durch die Wärme mit dem fruchtigen, leicht säuerlichen Rumtopf.
... mit Rumtopf im Tiefgang
Ordentlich Rum! Da machte ich mir schon Gedanken um die Rückfahrt. Wenn die Polizeikontrolle fragt „haben Sie was getrunken?“. „Nein, nur gegessen“.
Es wurde Zeit zu zahlen. Die Chefin brachte die Rechnung. Abgerechnet wurde 2 x das Menü „mediterran“ zu je € 69,00. Wir machten Frau Stenger-Treutle darauf aufmerksam, dass das Seezungengericht meines Mannes aus dem anderen Menü doch preislich höher liegt. Sie winkte freundlich mit dem Kommentar „passt schon“ ab.
Wir wurden herzlich von Frau Stenger-Treutle und ihrem Serviceteam verabschiedet. Wie immer war der Service souverän, unaufdringlich und immer aufmerksam. Bei der Verabschiedung war auf beiden Seiten die Traurigkeit und die Ungewissheit, wann es weiter gehen darf, spürbar.
Das war ein perfekter Abend und es gab für uns nicht den kleinsten Kritikpunkt!
Der Lockdown dauert nun schon seit über 12! Wochen an. Eine lange Zeit für einen Familien- und Ausbildungsbetrieb.
Dies war das letzte Schwelgen in Erinnerungen vor dem Beginn des Lockdowns am 02.11.20.
Jetzt bleibt uns nur, in Echtzeit die Gastronomie mit Ihren teils sehr kreativen Liefer- und Abholangeboten zu unterstützen.
Am 29. Januar 1994 eröffnete das Gütchen. Wir gratulieren herzlich zu 27. Jahren Vollblut-Gastronomie, leider 2 Tage zu spät.
Wir freuen uns auf das Wiedersehen! Und ebenso ein lieber Kollege den wir zu seinem 60. Geburtstag mit einem Gütchen-Gutschein überraschen konnten. Bei einer Plauderei erwähnte er, dass er leider noch nie im Gütchen war. So hatten meine Kollegen und ich mit dem Gutschein genau das richtige Geschenk!