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Nach erfolgreich absolvierter Entdeckungstour durch die Welt der Wissenschaft im benachbarten Universum, einem lohnenswerten Mitmach-Museum, das nicht nur unserem Töchterchen verdammt gut gefiel, machten wir auf dem Rückweg Station in der mittlerweile dritten Filiale der Bremer „Bellini-Kette“.
Seit Oktober letzten Jahres betreibt der Gastronom Benni Selimaj, der als 19-Jähriger vor dem Kosovo-Krieg floh, das neue Bellini im Tresor. Seine gleichnamigen Lokale im Viertel und an der Schlachte laufen anscheinend so gut, dass er dieses erfolgreiche Konzept auf den Campus der Uni Bremen ausweiten konnte. Denn dort befindet sich das nachhaltig gebaute Sparkassengebäude, dessen moderne, schlicht gehaltene Fassadenkonstruktion mit viel Glas und Aluminium aufwartet.
Hoffentlich ist ihm eine längere Zeit beschert als dem zuvor im Erdgeschoss der Bremer Sparkassenzentrale ansässigen Restaurant „Tresor“, das nach rund zwei Jahren bereits die Segel streichen musste. Vielleicht kennt ja der Bremer Wirtschaftsweise aus dem Stadtteil Borgfeld die Hintergründe. Am stylish-schicken Ambiente der gut 80 Sitzplätze fassenden Location kann es jedenfalls nicht gelegen haben. Sicher auch nicht an der guten ÖPNV-Anbindung – die Straßenbahnlinie 6 hält nämlich direkt vor der Haustür.
Wir waren an diesem Abend jedoch mit dem Auto unterwegs. Den Stopp bei der nudelservierenden Zunft hatten wir mal wieder unserer Kleinen zu verdanken. Ihre kulinarischen Vorlieben lassen sich seit geraumer Zeit als „weitestgehend pastaorientiert“ bezeichnen. Ein kurzer Anruf im Bellini, das nur ein paar Meter weiter stadteinwärts liegt, sicherte uns schließlich einen freien Tisch.
Die Atmosphäre im stimmungsvoll beleuchteten, mit sehr bequemen Polsterstühlen ausgestatteten Hauptgastraum verströmt großstädtisches Flair – ja auch Bremen kann Großstadt!
Viel helles Holz im Inneren und noch mehr Glas drum herum dominieren das trendig eingerichtete Restaurant, das nicht nur von außen einen sehr gediegenen Eindruck macht.
Würden die einfachen, ohne Leinenüberzug auskommenden Bistrotische nicht so dicht gedrängt beieinanderstehen, wäre das Bellini im Tresor sicherlich auch eine empfehlenswerte Adresse für einen romantischen Abend mit der Kommilitonin des Vertrauens.
So aber ging es im gut besuchten Dritt-Restaurant von Herrn Selimaj doch sehr trubelig zu. Was für uns nicht tragisch war, denn da fiel unser kleines „Quecksilber“ am Tisch gar nicht weiter auf.
Dem freundlichen, aber überfordert wirkenden Servicekräften wären wir gerne etwas mehr aufgefallen, denn es dauerte doch eine ganze Weile bis wir endlich das Speisenprogramm in Händen halten durften. Auch das Bestellen der Speisen und Getränke zog sich in die Länge.
Beim Bestellvorgang entschuldigte sich dann einer der Bedientruppe im Vorfeld für den alles andere als reibungslosen Ablauf an diesem Abend. Scheinbar hatten einige der Angestellten noch mit den Auswirkungen bzw. dem wenigen Schlaf der langen Silvesternacht zu kämpfen.
Nun, das Essen kam dann aber doch schneller als erwartet. Nur auf die Rechnung mussten wir später ewig warten. Das war insgesamt kein Service-Supergau, hatte aber latent manowarische Züge. Mehr als 3 Sternchen für die schleppende Serviermentalität kann und will ich in Anbetracht der hier abgerufenen Preise dann auch nicht vergeben.
Beim Speisenangebot wiegt man sich überraschungsarm in italienischer Sicherheitskulinarik. Antipasti, Pizza und Pasta as usual. Beim Fleisch- und Fischsortiment ragen die Involtini alla Genovese sowie das Doradenfilet mit Gamberoni auf mediterranem Gemüse um eine Kapernspitze aus dem recht hausbacken wirkenden Repertoire der üblichen kulinarischen Verdachtsfälle hervor. Die Empfehlungen vom zusätzlich gereichten Klemmbrett klangen da schon etwas verlockender, was meine Frau zu einer Pizza mit Parmaschinken, Rucola und Burrata (15,50 Euro) greifen ließ.
Mir war an diesem Abend auch nach Pizza zumute. Die „Diavolo“ (13 Euro) von der Standardofferte sollte die „Gaumenfeuer von Tresor“ entfachen. Unsere Kleine freute sich auf die obligatorischen Penne Al Pomodoro in der Kinderportion (8,50 Euro). Die große Flasche San Pellegrino (6,50 Euro) ist hier auch nicht teurer als anderswo. Was auch für die kleine Apfelsaftschorle (0,3l für 2,90 Euro) galt. Um die erregten Geschmackspapillen ein wenig zu beruhigen, orderte ich noch ein kleines Kräusen (0,33l für 3,80 Euro) aus dem Hause Haake Beck.
Schade, dass es die Küche nicht schaffte, ein paar Nudeln mit Tomatensoße zeitnah vorweg zu schicken. Das hätte sicherlich für Entspannung am Tisch gesorgt. Aber was bei unserem Stammitaliener in Kandel ganz selbstverständlich funktioniert, kann man beim Auswärtsspiel nicht unbedingt erwarten. Na wenigstens schmeckte die mit viel fruchtiger Soße vermengte Pasta unserem Töchterchen. Da hatte sich das Warten dann doch gelohnt.
Mein Hefeteigerzeugnis war tatsächlich von der scharfen Truppe. Die Chili-Rädchen hätte man vielleicht ein wenig feiner schneiden können. Das hätte auch optisch mehr hergemacht.
Salami und Schinken waren ausreichend vertreten und sorgten für deftige Momente. Die frischen Champignons wirkten dagegen etwas vertrocknet und lieferten so gut wie keine Gaumeninformationen. Der Boden des Rundlings kam unerwartet luftig daher. Auch an der Tomaten-Käse-Grundierung gab es wenig zu beanstanden. Da stimmte sowohl die Menge als auch die Würze.
Noch zufriedener zeigte sich dagegen meine Gattin. Jede Menge nach dem Backvorgang darauf verteiltes Rucola-Gestrüpp und auch etliche Scheiben Parmaschinken bedeckten großflächig das mit Tomatensauce und Käse benetzte Rund. Die innen cremige Burrata-Kugel thronte wie ein zu groß geratenes Ei aus Frischkäse im Zentrum des gut belegten Geschehens.
Seine Milde konterte die Salzwürze des Parmaschinkens auf sahnige Art und Weise. Da war die Frau Gemahlin doch rundum „amused“.
Da es auch unserem Töchterlein hier mundete – die Penne in Tomatensoße konnten durchaus was – und das Universum beim nächsten Brementrip sicherlich wieder auf unserer Agenda steht, ist ein Folgebesuch trotz der mittelmäßigen Serviceleistung nicht ausgeschlossen.
Im Sommer würde ich wahrscheinlich den nahegelegenen „Platzhirsch“ am Kuhgrabenweg vorziehen. Die Aussicht auf deftige Hausmannskost in Kombination mit einer Partie Minigolf gegen den Bernhard Langer aus Borgfeld wäre doch sehr verlockend. Glas und Glamour kann man in der rund 120 km nordöstlich von Bremen gelegenen Hansestadt an der Elbe eh deutlich besser…Fortsetzung folgt!