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Als mittlerweile Trendsetter des väterlichen Solo-Essens wählte ich des besseren Überblicks wegen drei Vorspeisen und die Tagessuppe. Soviel vorweg: Alles war überlegt, handwerklich top und kreativ - käme jederzeit wieder in meine Auswahl.
Was sich trotzdem so in meinem Kopf während eines Essens abspielt, habe ich nachfolgend mehr als Gedankenprotokoll denn ausgeschriebene Kritik wiedergegeben. Ich hoffe, es gefällt trotzdem. Und eine Entschuldigung an alle, denen dieser Stil nicht zusagt. Es soll nicht zur Gewohnheit werden; ich hatte halt mal Lust es zu beschreiben.
Tatar von der gedämpften Garnele, Mayonaise, Amalfi-Zitrone, Kopfsalat, Cognac, Mandarine, Erdnuss
Gute Entwicklung der Texturen. Auch, nachdem die Erdnuss durch ist, verhindert der Salat, dass es zu matschig wird. (War das Kopfsalat? Fühlte sich eher wie Eisberg an, was hier aus den o.g. Gründen ausnahmsweise Sinn macht.)
Die Mayo verbindet gut, bleibt aber angenehm leicht.
Geschmacklich grundsätzlich ein gute Kombination. Süße/Säure/Salzigkeit. Die Bitternote des Cognacs ist genial!
Leider knockt die an sich geile Amalfi-Zitrone in der dicken Gel-Matte die Garnele völlig aus. Die Säure dominiert viel zu lange das Geschmacksbild, so dass erst nach sehr langem Kauen überhaupt Garnele - immerhin der Hauptdarsteller - erkennbar wird. Unerwünschter Nebeneffekt dabei: Am Ende wird es langweilig, weil es an einer pikanten Komponente fehlt.
Dabei wäre die Säure in dieser Menge gar nicht notwendig: Schmeckt man das Gericht ohne das Gel - frappierend, wie präsent die Garnele sofort ist.
Also weniger/dünnere Matte des Gels oder in wenigen Stücken (damit Säure nur in Spitzen) oder andere Zitrusfrucht (Yuzu?).
Blumenkohl, Trüffel, vegane Rucolacrème, Dukkah, Rote-Bete-Chip
„Kannste so schicken!“ Alle Teile geil und in Summe noch geiler.
Nur ein paar offene Fragen:
Tut dieser Trüffel wirklich was für das Gericht?
Könnte Dukkah etwas prononcierter eingesetzt werden? Die Süße und Süffigkeit des Tellers verträgt meines Erachtens nach kräftigere Würzung.
Sollte da keine kräftigere Textur sein, außer dem Chip (eher Papier), dessen Knusper ja sehr schnell durch ist? Könnte der Blumenkohl in zwei, unterschiedlich festen Texturen präsentiert werden?
Geräucherte Entenbrust,Asiatischer Gurkensalat, Miso, Sesam, Traube
Texturen o.k. Das feste Fleisch hat lange Zeit Mitspieler. Der Knack der diversen und unterschiedlich behandelten Gemüse ist „frisch“.
Erneut wird mit deutlicher Säure (im Salat und zusätzlich in den Tupfen) gearbeitet, die durch die Struktur und mangels deutlich süßer Komponente lange am Gaumen bleibt. Die geräucherte Ente verträgt das aber deutlich besser und ist schnell da und ist gekommen um zu bleiben. Also grundsätzlich ok. Kleines „Problem“: Verjus in Tupfen verteilt die Säure hier sehr unterschiedlich. (Bei der Garnele wär das o.k. gewesen, weil die flächendeckende Säure too much war, hier nicht.) Frage: Ginge ein dünner Strahl aus der Quetschflasche, um alle Stücke gleichmäßig dezent zu benetzen?
Dem Gericht fehlt - für meinen Geschmack - eindeutig eine leichte Schärfe! Das kalte Fett der Ente braucht am Ende Frische, wenn die Säure weg ist.
Hier fragt der Gast: Müssen die Gurkenstücke so grob geschnitten sein? Entweder muss man Ente und Gurke und Beihau auf der Gabel erst balancieren, dann scheitern, dann entnervt alles aufspießen. „All-in“ kann für Gäste mit einem kleineren Mund(werk) schwierig sein, auch wenn es ein „maskulines“ Gericht ist. Aber wenn man versucht zu schneiden, endet es bei der Entenbrust mit kalter Haut in einem unschönen Schlachtfeld auf dem Teller.
Ramen (ohne Foto)
Nichts zu meckern. War, was es sein sollte.
Die Weizennudeln tadellos.
Brühe gut für eine Miso (Ich fahr mehr auf Tonkotsu ab).
Seidentofu ist zwar hochwertig, aber etwas „verschenkt“. Eine gröbere Qualität, vielleicht sogar geräuchert, hätte auch gut gepasst (für mich).
Ansonsten mag ich es mehr, wenn Limette und Kräuter (und Chili) nicht schon in der Suppe schwimmen, sondern à part serviert werden. Aber das ist vielleicht zu Streetfood-style.
Endlich war Schärfe da! Dann allerdings mit drei nicht zerkleinerten Chili-Ringen schon heftig für manche. Für mich hat es gepasst.
Im Glas:
Presidential White Port, Côte du Rhône Blanc von Guigal, Störtebecker Freibier, Bad Pyrmonter